Verflucht seist du: Kommissar Dühnforts fünfter Fall (German Edition)
Unterstützung gewährt.« Kirsten war sichtlich gut gelaunt. »Ein Dutzend Streifenwagenbesatzungen hilft uns.«
»Willst du zu mir?«, fragte Leyenfels.
Dühnfort nickte. »Ich brauche einen Beschluss.«
»Darf ich neugierig sein?« Kirstens Aufmerksamkeit galt nun ihm. Er erläuterte ihr und Leyenfels seine Überlegungen zu Daniel und Sascha. Kirsten fand sie konstruiert. »Du hast nichts, worauf du diese Vermutung stützen kannst.«
»Wie so häufig«, merkte Leyenfels an. »Und jetzt willst du, dass ich dem Richter einen Herausgabebeschluss für Saschas Facebook-Daten aus den Rippen leiere?«
»Facebook ist der einzige Anhaltspunkt, den wir haben, um Sascha zu finden. Wenn wir wissen, wer er ist, wird sich dieser Fall klären.«
»Wie soll ich das begründen? Mobbing ist keine Straftat.«
»Sascha hat ein Foto von Isa eingestellt …«
»Verletzung von Urheberrechten? Das ist reichlich dünn, zu dünn für einen Beschluss.«
»Er ist der Urheber. Er hat es gemacht. Ohne ihr Wissen, und er hat das Bild ohne ihre Erlaubnis ins Netz gestellt. Verletzung von Persönlichkeitsrechten. Das wäre doch eine Möglichkeit.«
»Man könnte es höchstens mit dem postmortalen Persönlichkeitsrecht versuchen. Isas Eltern als Erben können einen Antrag auf die Herausgabe der Daten stellen. Ist aber eine zivilrechtliche Angelegenheit.«
»Und das dauert dann Monate. Wenn sie überhaupt damit durchkommen. Sie sind schon einmal bei den Kollegen abgeblitzt.«
Kirsten mischte sich ein. »Wenn sie allerdings die Unterstützung eines engagierten Staatsanwalts hätten, ginge das sicher wesentlich schneller.« Ihr Lächeln war genau richtig. Nicht zu strahlend, nicht zu bittend, nicht zu offensichtlich. Es drückte die ganz selbstverständliche Annahme aus, Leyenfels sei nicht in erster Linie Beamter, sondern Mensch, und würde Isas Eltern nicht im Regen stehen lassen. Dühnfort konnte dieses Lächeln nicht einordnen. War es berechnend, versuchte sie Leyenfels zu manipulieren, der ganz offensichtlich eine Schwäche für Kirsten hatte, oder beruhte diese Sympathie auf Gegenseitigkeit?
»Man müsste den ganzen Vorgang mal gründlich prüfen. Vielleicht ergibt sich dabei ein weiterer Punkt, an dem man ansetzen könnte. Stalking könnte eventuell greifen. Das wäre ein Straftatbestand. Ich habe zwar alle Hände voll zu tun … Aber sei es drum. Wenn sie meine Unterstützung wünschen, können sich Isas Eltern an mich wenden.« Leyenfels hatte sich den leicht gebeugten Gang angewöhnt, der großen Menschen häufig zu eigen ist. Während er sprach, richtete er sich langsam auf. Sein Rücken wurde gerade, seine Brust scheinbar breiter. Plötzlich strahlte er Kompetenz und Stärke aus.
43
Auf sein Klingeln hin öffnete niemand. Doch der Wagen stand auf dem Garagenvorplatz. Vielleicht saßen die Schäfers auf der Terrasse und hatten das Schellen nicht gehört. Dühnfort ging durch den Vorgarten und sah um die Hausecke.
Isas Mutter kniete in der sengenden Nachmittagshitze vor einer niedrigen Buchsbaumhecke, die ein Rosenbeet einfasste. Mit einer Schafschere brachte sie die Hecke in Form, schnitt ab, was überstand, aus der Reihe tanzte, die Geometrie störte. Der Schnitt fiel auf sorgfältig ausgebreitete Folien. Sie trug einen Sonnenhut und Handschuhe und wirkte, als habe sie alles unter Kontrolle. Vielleicht halfen Rituale, mit einem derartigen Umbruch im Leben fertig zu werden, mit diesem Erdrutsch, der noch immer drohte, sie mitzureißen. Sie und ihren Mann. Der Mensch, der Sascha am meisten hassen musste, kniete hier und versuchte verzweifelt, Ordnung in seinem Leben zu halten.
»Frau Schäfer?«
Überrascht sah sie hoch. »Hallo, Herr Dühnfort. Haben Sie geklingelt?«
»Sie haben es offenbar nicht gehört. Störe ich?«
Sie stand auf, legte die Schere in einen Korb, zog die Handschuhe aus und legte sie daneben. »Ich wollte sowieso eine Pause machen. Es ist viel zu heiß. Ich hole mir nur schnell ein Glas Wasser aus der Küche. Möchten Sie auch etwas trinken?«
»Gerne. Auch ein Wasser.«
Sie bot ihm Platz an und verschwand im Haus. Dühnfort setzte sich. Es gab noch mehr Buchsbäume in Form von Kegeln und Kugeln. Sie bildeten geometrische Kontrapunkte zu den üppig blühenden Rosen. Ein romantischer Garten voller Anmut, würde da nicht das Loch im Rasen klaffen, das ein Badeteich werden sollte. Stefan Schäfer war vorangekommen, die Grube war schon einen halben Meter tief. Die Schubkarre stand verlassen am Rand,
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