Verfluchte Seelen
es mir gegangen.«
Sarah ging vorsichtig hinüber zu ihrem Mann, aber ohne Bastien den Rücken zuzudrehen, während dieser ebenfalls einen Schritt auf Roland zu machte.
Seit der Nacht, in der ihn die Unsterblichen gefangen genommen hatten, hatte Bastien nicht mehr solche Schmerzen gehabt. »Ich wollte dir zeigen, warum ich möchte, dass
du
derjenige bist, der Melanie verwandelt. Sarah ist zweihundert Jahre jünger als ich. Sie ist erst seit zwei Jahren eine Unsterbliche. Eigentlich hätte es mir leichtfallen müssen, sie zu überwältigen. Stattdessen hat sie mir einen ordentlichen Arschtritt verpasst.«
Bastien hielt inne und biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz aufzustöhnen, als sich der Knochen zurück in seine Position schob und anfing zu heilen.
»Selbst wenn Richart, Étienne und ich sie zusammen angreifen würden, wäre es immer noch sehr wahrscheinlich, dass sie uns besiegen würde – und das liegt daran, dass sie genauso stark ist wie du. Außerdem ist sie genau so schnell. Ihre Verletzungen heilen fast in demselben Tempo. So etwas ist noch nie zuvor da gewesen. Junge Unsterbliche sind normalerweise
immer
schwächer als die Älteren.«
Obwohl Rolands Augen immer noch vor Wut funkelten, schien er ihm zuzuhören. »Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie von einem Unsterblichen verwandelt wurde und nicht von einem Vampir. Jeder andere Unsterbliche hätte dasselbe Resultat erzielt.«
»Das kannst du nicht wissen. Das kann keiner von uns. Du hast dich ja hartnäckig geweigert, Melanie oder einen der anderen Netzwerkärzte Untersuchungen an dir oder Sarah durchführen zu lassen, um mehr über dieses Phänomen zu erfahren. Es könnte an deinen Heilkräften liegen. Oder an etwas Einzigartigem in deiner DNA.«
»Oder an etwas Einzigartigem in Sarahs DNA«, widersprach Roland.
»Das ist nicht besonders wahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass ihre Blutlinie stärker durch die DNA Nicht-
Begabter
verwässert worden ist als deine.«
Sarah steckte ihre Saigabeln zurück in die Scheiden. »Also hoffst du, dass Melanie genauso stark wird wie ich, wenn Roland sie verwandelt? Warum hast du das nicht gleich gesagt, Bastien? Warum hast du es darauf angelegt, dass ich dir Schmerzen zufüge?«
Am liebsten hätte Bastien laut gelacht. Die Jungs, mit denen er sich in seiner sterblichen Jugend im Kampf gemessen hatte, hätten ihn niemals vergessen lassen, dass er sich von einem Mädchen hatte aufs Kreuz legen lassen. »Roland hätte mir nicht zugehört.« Er deutete auf die beiden Telepathen. »Die beiden ebenso wenig, wenn sie nicht meine Gedanken lesen könnten. Sie alle sehen mich an und sehen nichts …«, sagte er ohne jeden Hauch von Selbstmitleid, »… nichts als den Mörder eines Freundes. Den Anführer der Vampire, die eure Feinde sind. Einen Außenseiter, dem man nicht trauen kann.«
Sarahs Blick wanderte zu den anderen, von denen keiner widersprach. »Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt. Bei dem Treffen haben sie dir sehr wohl zugehört.«
»Weil Melanie, Seth und David mich unterstützt haben.« Genug der Worte. Bastien warf Roland einen Blick zu. »Unsere Existenz ist noch nie so gefährdet gewesen wie zurzeit. Ich will nur, dass Melanie so stark wird wie möglich. Dass sie so sicher ist wie möglich. Ich wünsche mir, dass sie eine höhere Toleranz gegenüber Sonnenlicht und Betäubungspfeilen besitzt. Ich möchte, dass sie stärker und schneller ist als ich. Ich möchte, dass kleine Vampirgruppen keine Gefahr für sie darstellen. Würdest du dir für Sarah nicht dasselbe wünschen?«
Roland rollte versuchsweise mit den Schultern. »Ihr könnt mich jetzt loslassen.«
Richart und Étienne wechselten einen unbehaglichen Blick und ließen ihn schließlich los.
»Wirst du es tun?«, wollte Bastien wissen. Er würde ihn zur Not auch auf Knien anflehen, wenn er musste. Schließlich ging es um Melanie.
Roland legte eine Hand um Sarahs Wange. »Wenn es um dich ginge, hätte ich denselben Wunsch.«
»Ich weiß«, sagte sie weich.
»Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich sie verwandle?«
Als ihr Blick zu Melanie glitt, runzelte sie die Stirn. Dann umfasste sie seine Hüften, zog ihn an sich und sah zu ihm auf. »Würde es dich … würde es dich auf irgendeine Art an sie binden?«
»Nein.«
»Uns hat es verbunden.«
Er schüttelte den Kopf. »Unsere Liebe bindet uns aneinander, nicht die Tatsache, dass ich derjenige war, der dich verwandelt hat.«
»Also würdest du nicht … spüren,
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