Verfluchte Seelen
nicht.« Bastien hatte diese kleine Rotznase noch nie gesehen.
»Und nicht nur das«, entgegnete der andere starrsinnig. »Ich habe nicht einfach nur zum Fußvolk gehört. Ich war sein Sekundant.«
»Nein, warst du nicht«, wiederholte Bastien.
»Woher zum Henker willst du das wissen?«, platzte der Vampir heraus, der jetzt frustriert wirkte.
»Weil ich Bastien bin, du Trottel.«
Melanie seufzte laut und warf Bastien einen Blick zu, der so viel besagte wie:
Ist das Ihr Ernst? So wollen Sie die Vampire dazu bringen, mit Ihnen zu kooperieren?
Innerlich zuckte Bastien mit den Achseln. Immerhin hatte er es versucht. Allerdings hatte er noch nie viel Verständnis gehabt für Leute, die nur Schwachsinn redeten. Insbesondere, wenn dieser Schwachsinn mit einem stinkenden Riesenhaufen Arroganz gepaart war.
Der Blondschopf setzte zum Sprung an, blieb jedoch abrupt stehen, ehe die anderen mehr tun konnten, als die Muskeln zu spannen. Verblüfft starrte er hinunter auf den Dolch, dessen Griff aus seiner Brust ragte.
Den Dolch, den Melanie geworfen hatte.
Bastien drehte sich zu ihr um. »Und das ist
Ihre
Strategie, andere zur Zusammenarbeit zu bewegen?«
Sie schnitt eine Grimasse. »Tut mir leid. Reiner Instinkt.«
Mühsam musste er ein Grinsen unterdrücken – das war wirklich die reinste Stümperei, was sie hier betrieben. Bastien stürzte sich in den Kampf.
Während Melanie noch damit beschäftigt war, sich für ihre spontane Reaktion zu verfluchen, stürmte Bastien vorwärts und mähte den Blondschopf nieder wie ein Football-Linebacker seinen Gegner auf dem Spielfeld. Ohne das Tempo zu drosseln, schnappte er sich den Panthers-Fan und versuchte, beide gleichzeitig zu überwältigen. Die drei gingen krachend zu Boden, wobei aus den kleinen Kratern, die sie in das Erdreich rissen, Erde und winterbraune Blätter in die Luft geschleudert wurden. Bastien lehnte sich zurück und rammte just in dem Moment die beiden Autoinjektoren in seine Widersacher, als die verbliebenen drei Vampire vorwärtsschossen.
Melanie schleuderte zwei Dolche. Der eine traf den Vampir mit dem nach hinten gegelten Haar in die Brust, während sich der andere in Tar Heels Bizeps bohrte. Beide blieben unvermittelt stehen und versuchten, die Klingen herausziehen, sodass Bastien genug Zeit blieb, den beiden Vampiren, die er festhielt, die volle Dosis Betäubungsmittel zu verpassen.
Der andere Tar-Heels-Fan blieb in Bewegung. Er sauste an Bastien und seinen Kumpanen vorbei, um sich auf Melanie zu stürzen.
Vor Angst stockte ihr der Atem. Sie warf einen weiteren Dolch, aber der Vampir wich rechtzeitig aus, sodass das Messer an ihm vorbeiflog und den Blutsauger mit dem zurückgegelten Haar am Hals erwischte.
Da sie nur noch zwei Dolche übrig hatte, machte Melanie ein paar Schritte nach hinten, während sie die beiden Klingen vor sich durch die Luft sausen ließ, um sich zu verteidigen. Sterbliche hatten wenig Aussichten gegen einen Vampir, da dieser über viel größere Körperkräfte verfügte. Ihre einzige Chance bestand darin vorauszusehen, wo der Vampir angreifen würde, und dann zu versuchen, den Schlag vorher abzuwehren. Melanie war immer gut darin gewesen, den nächsten Schritt vorauszusehen. Außerdem neigten Vampire dazu, Sterbliche, die sie herausforderten, zu unterschätzen. Sie liebten es, mit ihrem Opfer zu spielen, bevor sie es ernsthaft angriffen.
In letzter Sekunde ließ sich Melanie zu Boden fallen. Als der Vampir über sie hinwegflog, streifte sie ein Windzug.
Mit klopfendem Herzen richtete sie sich wieder auf und stellte sich dem Vampir kampfbereit entgegen, als dieser auf dem Boden aufkam und herumwirbelte.
Sein Gesicht war zu einer wütenden Grimasse verzogen. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt, und seine blauen Augen leuchteten so hell wie der Mond über ihren Köpfen. Mit höhnisch verzogenem Mund zog er ein Butterflymesser aus der Tasche, öffnete es und umfasste den Griff fester.
Abwartend balancierte Melanie auf den Fußballen und umklammerte ihre Dolche.
Der Vampir wurde so schnell, dass er zu einem Farbklecks verschwamm.
Melanie wich seitlich aus, machte mit den Dolchen ein paar schnelle Bewegungen und trat einen Schritt nach hinten.
Scharfer Schmerz schoss durch ihren Oberschenkel. Schnell nahm sie wieder ihre Verteidigungshaltung ein und beobachtete, wie der Vampir stehen blieb und auf die beiden langen Risse in seinem Sweatshirt hinunterstarrte. Der eine Schnitt zog sich von seinem Oberkörper bis hinunter
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