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Verfluchte Seelen

Verfluchte Seelen

Titel: Verfluchte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Duvall
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zur Hüfte, der andere befand sich an seiner Seite und dem unteren Rücken. Die Ränder der beiden Schnitte verfärbten sich blitzschnell dunkelrot, da beide Wunden stark bluteten.
    Zähneknirschend griff er erneut an.
    Wieder ließ sich Melanie fallen. Dieses Mal erwischte der Vampir sie mit dem Fuß schmerzhaft an den Rippen, als er mit hoher Geschwindigkeit über sie hinwegstürmte, ohne abstoppen zu können. Er flog mehrere Meter weit und kam ungeschickt auf dem Boden auf.
    Der Knabe war nicht gerade die hellste Birne im Leuchter.
    Melanie stand auf und kämpfte gegen den Drang an, sich an die verletzten Rippen zu greifen. Eine weitere Lektion, die sie während ihres Trainings gelernt hatte, besagte, niemals einen Gegner auf eine Schwachstelle aufmerksam zu machen. Lass durchblicken, dass du verletzt bist, und er wird die Situation zu seinem Vorteil nutzen.
    Rascheln und dumpfes Poltern ertönten hinter ihr. Obwohl sie sich nichts sehnlicher wünschte, als zu sehen, wie sich Bastien hielt, wagte sie es nicht, den Vampir vor sich aus den Augen zu lassen. Er rappelte sich wieder auf und machte sich bereit zum Angriff. An den feuchten rötlichen Flecken auf seiner Kleidung klebte Erde, das Haar stand ihm seitlich vom Kopf ab.
    Mit einem wütenden Knurren stürmte er auf sie zu, erstarrte dann aber, den Blick auf etwas hinter ihrer Schulter gerichtet.
    Im selben Moment spürte Melanie, wie etwas ihren Rücken streifte.
    Vor Schreck machte sie einen kleinen Sprung, wirbelte herum und holte mit dem Dolch aus.
    Bastien hielt sie am Handgelenk fest, bevor sie ihm die Klinge in den Hals rammen konnte. »Alles in Ordnung. Ich bin’s nur.«
    Erleichterung durchströmte sie. »Das nächste Mal warnen Sie mich gefälligst vor! Machen Sie ein Geräusch, sagen Sie meinen Namen. Egal. Ich habe Sie für einen Vampir gehalten.«
    »Das ist mir auch gerade klar geworden. Mein Fehler. Ich habe noch nie Seite an Seite mit einem Menschen gekämpft.« Er deutete auf ihren Widersacher, der sich davonstehlen wollte. »Du da«, sagte er im Befehlston. »Bleib gefälligst, wo du bist. Wir müssen reden. Ich kriege dich sowieso, also versuch nicht, abzuhauen. Das würde mich nur wütend machen.« Er zog ein grimmiges Gesicht. »Und das willst du nicht, glaub mir.«
    Der Vampir erbleichte und schluckte hörbar.
    Melanie warf einen Blick auf die übrigen Vampire. Der Blondschopf, der Panthers-Fan und der Blutsauger mit dem Tar-Heels-Shirt lagen bewusstlos am Boden. Offensichtlich war es Bastien gelungen, sie mit den Autoinjektoren zu betäuben. Der schwarz gekleidete Vampir mit dem gegelten schwarzen Haar war dabei, in rasender Geschwindigkeit zusammenzuschrumpeln, da das Virus ihn – verzweifelt bemüht, am Leben zu bleiben – von innen auffraß. Den Dolch in der Brust hätte er überlebt. Er steckte direkt neben seiner Schulter. Aber seine Kehle … einer der Dolche, die sie sich von Bastien geliehen hatte, hatte seine Halsschlagader durchtrennt.
    In dieser Hinsicht unterschieden sich die Vampire von den Unsterblichen. Blutverlust allein brachte einen Unsterblichen nicht um. Nur wenn er sehr hoch war, glitt der Unsterbliche in eine Art Starre oder Winterschlaf, der andauerte, bis eine Blutquelle seinen Weg kreuzte. Aber ein Vampir wie dieser blutete einfach aus und starb, bevor das Virus seine Verletzungen reparieren konnte.
    Wortlos starrte Melanie ihn an. Sie hatte noch nie jemanden getötet. Sie hatte es sich auch noch nie ausgemalt, nicht einmal während der Zeit, in der sie an dem Training teilgenommen hatte. Der Anblick verursachte ihr leichte Übelkeit, und sie hatte das Gefühl, ihr drücke eine schwere Last auf den Brustkorb.
    Bastien ließ ihr Handgelenk los, dann glitt seine Hand zu ihrem Oberarm, um ihn beruhigend zu streicheln.
    Als sie den Kopf hob, trafen sich ihre Blicke. »Das war ein Unfall.«
    »Ich weiß.«
    »Ich wollte ihn nicht töten. Der Dolch war eigentlich für den hier gedacht.« Sie deutete auf den einzigen Vampir, der noch aufrecht stand und dessen Blick auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit wild umherjagte.
    »Ich weiß«, sagte Bastien leise und drehte sie behutsam so herum, dass sie mit dem Rücken zu den Vampiren stand. »Was ist mit Ihrem Bein? Wie tief ist die Wunde?«
    Sie sah an sich hinunter. Auf ihrem linken Oberschenkel war ein fünfzehn Zentimeter langer Riss in ihrer Jeans. Sie nahm die beiden verbliebenen Dolche in die rechte Hand und betastete mit der linken die Wunde. »Es ist nur ein

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