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Verfluchte Seelen

Verfluchte Seelen

Titel: Verfluchte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dianne Duvall
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ihn aus wie die Vampire. Ihre Warmherzigkeit. Die Geduld, die sie Cliff und Joe entgegenbrachte. Die Art, wie sie Bastien wahrnahm – und zwar als Mann und nicht als das Monster, für das ihn die anderen hielten.
    Étienne ließ die Waffen sinken und suchte den Blick seines Zwillingsbruders.
    Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Er
verabscheute
Bastien. Nicht nur, dass dieser Lump diesen ganzen Mist ins Rollen gebracht hatte, mit dem sie jetzt zu kämpfen hatten, indem er eine Vampirarmee gegen die Unsterblichen in Stellung gebracht und mit Montrose zusammengearbeitet hatte – darüber hinaus hatte er Ewen getötet. Sowohl Étienne als auch Richart waren mit dem schottischen Unsterblichen befreundet gewesen.
    Richart sprach mit Bastien, als wäre er ein Wildpferd, das er zu beruhigen versuchte. »Was ist hier passiert?«
    »Ist sie tot?«, knurrte Bastien.
    »Noch nicht«, erwiderte Richart unbedacht, und nur Sekundenbruchteile später hörte Étienne, wie sein Bruder still in sich hineinfluchte.
    »
Noch
nicht?« Bastien sah aus, als müsste er sich gleich übergeben. »Dann kann sie also nicht gerettet werden?«
    Richart hatte recht. Das war kein Wahnsinn. Angst und Trauer hatten den Unsterblichen fast in die Raserei getrieben.
    Bastiens Hände schlossen sich fester um seine Schwertgriffe.
    Étienne bereitete sich innerlich auf einen Kampf vor, für den Fall, dass Bastien beschloss, seine Wut am Überbringer der schlechten Nachricht auszulassen.
    »Nein«, verbesserte sich Richart eilig. »Roland ist bei ihr.«
    Die Anspannung in Bastiens Schultern ließ sichtbar nach. Die Gefahr schien vorüber zu sein.
    Étienne riskierte es, die Augen lange genug von dem gefährlich verwundeten Unsterblichen zu lösen, um sich umzusehen. In der Ferne sah er mehrere Leichen auf dem Boden liegen, die hinter ein paar Sträuchern gegen die Wand des nächststehenden Gebäudes geschoben worden waren.
    »Das ist auch der Grund, warum ich mich verspätet habe«, sprach Richart weiter. »Ich habe Roland auf halber Strecke zu seinem Haus getroffen und ihn ins Hauptquartier teleportiert.«
    Bastien schluckte. »Ich danke dir.«
    »Was ist hier passiert?«, unterbrach sie Étienne. Dem Geruch nach zu urteilen waren die sichtbaren Leichen nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs. »Was hast du mit ihnen gemacht?«
    »Nur das, was sie verdient haben«, erwiderte Bastien grimmig.
    Étienne erinnerte sich daran, dass Bastien behauptet hatte, dass die Vampire einen fürchten mussten, um einem zu folgen. So wie Bastien jetzt vor ihm stand, hatte er keine Schwierigkeiten, sich vorzustellen, warum sich die Vampire vor ihrem früheren Anführer gefürchtet hatten. »Wie viele waren es?«
    »Ich habe nicht mitgezählt.«
    »Hast du keinen von ihnen am Leben gelassen?«
    »Keinen einzigen.«
    »Das wird Chris nicht gefallen.«
    »Ehrlich gesagt ist es mir scheißegal, was Chris gefällt oder nicht.« Bastien drehte sich zu Richart herum. »Bring mich zu Melanie.«
    Wusste Chris Reordon, dass sich Bastien in seine beste Wissenschaftlerin verliebt hatte? Étienne war sich sicher, dass er Bastiens Besuche begrenzt hätte, wenn er davon gewusst hätte.
    »Das geht nicht«, widersprach Richart mutig. »Nicht, bis das Aufräumkommando da ist.«
    »Aber sie …«
    Richart hob beschwichtigend die Hand, um den vorhersehbaren Streit zu unterbinden. »Deine blutige Spur reicht von hier bis zur Fetzer Hall. Ich möchte nicht, dass ein unschuldiger Passant über eine der Leichen stolpert, sodass wir uns um ihn kümmern müssen. Wir warten, bis das Säuberungsteam da ist.«
    Widerwillig biss Bastien die Zähne zusammen und nickte.
    Mit gerunzelter Stirn beobachtete Richart, wie Bastien ein paar stolpernde Schritte nach hinten machte und sich gegen die Backsteinmauer der Peabody Hall lehnte. »Bist du verletzt?«
    Der Unsterbliche schloss die Augen. »Es ist nichts.«
    Das Geräusch eines sich nähernden Autos lenkte ihre Aufmerksamkeit auf einen Bus, der die South Columbus Street heraufrumpelte.
    Ungläubig musterte Richart den Bus. »Offenbar hat Chris deine Worte ernst genommen. Er hat tatsächlich einen Bus hergeschickt.«
    »Den werden sie auch brauchen«, kommentierte Bastien, der so erschöpft klang, dass Richart ihn unwillkürlich nach Betäubungspfeilen absuchte. Der meistgehasste Unsterbliche sah aus, als würde er jeden Augenblick besinnungslos zusammenbrechen.
    Der Bus wurde langsamer und bog in die Einfahrt zwischen Peabody und Sitterson

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