Verfolgt im Mondlicht
benommen davon, dass sie gerade tatsächlich ihren Großvater und ihre Großtante gesehen hatte. »Sie ist weggelaufen, vor …«
»Sie ist ein Werwolf«, unterbrach sie Della. »Das hab ich gleich gerochen.«
Die Fremde hörte auf, sich gegen Kylies Halt zu wehren. Ihre Stimme war tief und drohend. »Lass mich sofort los! Oder du wirst das bitterböse bereuen.« Sie reckte das Kinn in die Luft und sah Della und Burnett an. »Ihr werdet es alle bereuen!«
Burnett wandte sich an das Mädchen auf Kylies Arm. »Versprich mir, dass du nicht wegläufst.«
Sie starrte ihn wortlos an.
»Wenn du es doch tust, fange ich dich ein und das würde mich ziemlich nerven.«
»Dafür musst du mich erst mal kriegen«, zischte das Mädchen.
»Oh, das wird er«, mischte sich Perry ein. »Darauf würde ich mein Leben wetten.«
»Dann bleibe ich eben«, fauchte das Mädchen widerwillig.
Kylie ließ das Mädchen los, und als sie wieder aufsah, begegnete sie Burnetts tadelndem Blick. »Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt: Du hast im Wald nichts zu suchen!«
Kylie nickte, obwohl sie nicht einsah, dass sie für etwas Ärger bekam, das für sie so normal war wie atmen. »Jemand war in Gefahr.«
» Du hast dich in Gefahr gebracht.« Sein Blick wanderte zu dem Mädchen. »Wovor bist du weggerannt?«
»Vor dem Nebel.« Das Mädchen wischte sich das Blut von der Stirn. »Er hat mich verfolgt.«
»Der Nebel hat dich verfolgt?« Della kicherte in sich hinein. »Hast du was geraucht oder so?«
»Sie sagt die Wahrheit.« Kylie hätte ihnen fast von ihrem Großvater erzählt, doch dann entschied sie sich, damit noch zu warten.
»Wer bist du?«, fragte Burnett das Mädchen.
»Wer bist du ?«, entgegnete das Mädchen.
»Eindeutig Werwolf, so eingebildet wie die ist«, murmelte Della.
Perry lachte und wandte sich dann an das Mädchen. »Du blutest. Es ist gefährlich, vor einem Vampir zu bluten.«
»Keine Angst«, meinte Della. »Werwolfblut ist eklig.«
Das Mädchen warf Della einen bösen Blick zu. Kylie hatte wieder das Gefühl, dass ihr das Mädchen irgendwie bekannt vorkam.
Burnett schaltete sich wieder ein. »Ich bin Burnett James, Campleiter von Shadow Falls. Du hast dieses Gelände unbefugt betreten.«
»Du bist … Burnett?« Das Mädchen wirkte zum ersten Mal ein wenig verunsichert.
»Sie hat es nicht betreten«, verteidigte Kylie sie. »Ich habe sie über den Zaun getragen.«
Die Fremde sah Kylie überrascht an. »Du musst mich nicht verteidigen.«
»Hab ich ja nicht. Ich sag nur die Wahrheit.«
Burnetts Körperhaltung wurde noch angespannter, und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Du warst außerhalb des Shadow-Falls-Geländes, Kylie?«
»Ich hab sie schreien gehört.« Die blutende Fremde zuckte mit den Augenbrauen. Sie versuchte wohl, Kylies Muster zu lesen. Kylie fragte sich, ob sie noch eine Hexe war oder ob ihr Muster wieder irgendetwas anderes Komisches machte.
»Du …« Das Mädchen schüttelte ungläubig den Kopf. »Du bist eine Hexe. Wie konntest du dann …«
Okay, so viel dazu , dachte Kylie.
Das Mädchen richtete ihre blauen Augen auf Burnett. Und in dem Moment fiel es Kylie wie Schuppen von den Augen. Die Augenfarbe, die Art und Weise, wie sie ihren Kopf zur Seite neigte – überhaupt ihre ganze Körperhaltung war unverkennbar.
»Ich bin …«
»Lucas’ Schwester«, ergänzte Kylie.
»Genau.« Sie wandte sich wieder an Kylie. »Ich bin Clara Parker. Und wer bist du?«
»Kylie Galen.«
Clara riss erstaunt die Augen auf. »Aber wieso bist du eine Hexe? Ich dachte …« Sie hielt kurz inne. »Und du kannst so schnell rennen und bist so stark wie ein Werwolf … oder ein Vampir.« Die letzten Worte spuckte sie verächtlich aus.
Della knurrte böse. Burnett legte missbilligend die Stirn in Falten.
Kylie hatte genug. Die Hexen-Sache ging ihr allmählich gewaltig auf die Nerven. »Ich bin eben ein ständig wechselndes Kunstwerk. Ach, und außerdem bin ich der Freak, der für die Unterhaltungs-Show zum Essen sorgt.«
»Du bist kein Freak«, warf Perry ein. »Ich bin hier der amtliche Freak«, sagte er schon fast stolz.
Claras Blick verharrte auf Kylie. »Warum hat der Nebel mich verfolgt? Hast du das so gehext?«
»Nein, das war ich nicht.«
Burnett wandte sich an Clara. »Deine Familie macht sich Sorgen um dich.«
Clara verdrehte die Augen. »Die machen sich zu viele Sorgen. Ich hab ihnen doch gesagt, dass ich hierherkomme.«
»Du hättest aber schon vor zwei
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