Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfolgt im Mondlicht

Verfolgt im Mondlicht

Titel: Verfolgt im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Hunter
Vom Netzwerk:
Projekt gehabt hätten. Es gab damals Gerüchte, dass sie Angst vor den Todesengeln hatten.«
    Kylie ließ den Blick über die grüne, lebendige Landschaft schweifen. Die Sonnenstrahlen tanzten auf dem spritzenden Wasser, und Kylie wusste genau, was Holiday mit Magie gemeint hatte. Die Stimmung an diesem besonderen Ort war viel zu andächtig, als dass sie von einer Droge stammen konnte. Der natürliche Zauber war viel zu heilig, um ihn auseinandernehmen und unter dem Mikroskop betrachten zu können.
    »Ich weiß jetzt, warum die Todesengel nicht wollten, dass Ungläubige hier rumschnüffeln. Ich bin froh, dass sie sie verjagt haben.«
    »Ich auch«, stimmte Holiday zu.
    Kylie stand auf, und ihre nackten Füße sanken im dichten Moos ein. Sie bewegte die Zehen und krempelte sich dann die Jeans hoch.
    In dem Moment kam etwas auf sie zugesaust. Sie wollte schreien, biss sich aber auf die Zunge, als sie den Eichelhäher erkannte. Es war der Vogel, den sie aus Versehen wieder zum Leben erweckt hatte und der seitdem irgendwie an ihr hing und immer wieder bei ihr vorbeischaute. Er schwebte vor ihrem Gesicht in der Luft und trällerte aus voller Brust, als würde er sein Lied nur für sie singen.
    »Ich bin nicht deine Mama«, stellte sie tadelnd fest. »Los, geh deinen eigenen Weg. Tu einfach, was man als Vogel so tut. Verlass das Nest – im wahrsten Sinne. Such dir ’nen heißen Eichelhäher und flieg ihm hinterher.«
    »Das ist ja süß.« Holiday kicherte.
    »Na ja, ich find es vor allem seltsam«, murmelte Kylie.
    Mit hochgerollten Hosenbeinen machte Kylie einen ersten Schritt in den Fluss. Das Wasser an ihren Knöcheln war angenehm kühl. Ihre aufgewühlten Gefühle beruhigten sich. Für den Moment fühlte sich alles richtig an. Ihre Welt erschien ihr nicht mehr so verworren; ihre Probleme lösbar. Dankbar gab sie sich dem Gefühl hin.
    Doch wenn sie irgendetwas aus ihren Besuchen an diesem besonderen Ort gelernt hatte, dann, dass auch ein nicht so verworrenes Leben noch lange kein perfektes Leben bedeutete. Ein Ausflug zum Wasserfall änderte nichts daran. Er verlieh einem nur mehr Kraft, um die Hürden zu überspringen.
    Das Leben konnte einem immer noch das Herz brechen.
    Und Kylie hatte schon etliche Narben, die das bewiesen. Sie dachte an Ellie. Eine erfrischende Brise wehte vom Wasserfall zu ihr rüber, und sie akzeptierte den Schmerz. Jeder Tag brachte neue Möglichkeiten. Man konnte das Leben nicht immer kontrollieren, aber die Art und Weise, wie man auf die Umstände reagierte.
    Kylie stand schon mitten im Fluss und drehte sich zu Holiday um, die zurückgefallen war. Die Campleiterin schaute zu Burnett zurück, der zwischen den Bäumen stand. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war eine Mischung aus Sorge, Faszination und … noch etwas anderem.
    Liebe. Burnett und Holiday waren füreinander bestimmt. Die Gewissheit überkam sie so plötzlich, dass Kylie das Gefühl hatte, dass da noch eine andere Nachricht war – eine Nachricht, die Kylie nicht entziffern konnte. Bedeutete das vielleicht, dass sie helfen sollte, es wahr zu machen? Oder konnte sie darauf vertrauen, dass die Liebe schon einen Weg finden würde?
    Und galt das auch für sie und Lucas?
    Sie war noch nicht so weit, es Liebe zu nennen. Er hatte das auch noch nie getan.
    Aber Derek schon. Ich liebe dich, Kylie.
    Kylie schloss die Augen und verdrängte alle Gedanken aus ihrem Kopf. Sie konzentrierte sich nur auf das beruhigende Gefühl, das der Wasserfall ihr bot.

18. Kapitel
        
    Die Zeit schien stillzustehen, als Kylie und Holiday Seite an Seite in der Höhle hinter dem Wasserfall saßen. Durch die Wand aus Wasser drang nur ein dämmriger Lichtschein. Doch die wenigen Strahlen, die ihren Weg fanden, tanzten umso schöner auf den sprühenden Wassertropfen. Das Wasser rauschte vor ihnen herab, und feiner Sprühnebel legte sich auf ihre Gesichter.
    Kylie kam der Gedanke, dass vielleicht jetzt ein guter Zeitpunkt war, um Holiday von ihrer Schwester zu erzählen. Wenn irgendetwas den Schlag abmildern konnte, dann war es die Magie dieses Ortes. Dennoch erschien es Kylie nahezu unmöglich, ihrer Freundin vom Tod ihrer Schwester zu erzählen.
    Eine vertraute Kälte umgab Kylie. Hannahs Konturen zeichneten sich erst unscharf ab und wurden immer deutlicher, bis der Geist von Holidays Schwester vor ihnen stand. In Hannahs grünen Augen standen Tränen, und sie fixierte Holiday. Die hatte keine Ahnung von der Anwesenheit ihrer Schwester und starrte

Weitere Kostenlose Bücher