Verführ mich undercover!
Stimme der Frau war nicht zu überhören. Vermutlich sprachen die meisten Mitarbeiter von Saxena mit ostindischem Akzent.
„Ich arbeite für eine Tochtergesellschaft“, log Melissa. „Bitte richten Sie Mr Ryder aus, dass Melissa Webster sofort mit ihm über Saxena sprechen muss. Unter vier Augen“, fügte sie hinzu und nannte ihre Handynummer.
„Ich bin nicht sicher, ob …“
„Es ist wichtig“, unterbrach Melissa die Sekretärin schnell.
Die Frau am anderen Ende der Leitung zögerte.
„Sie riskieren damit doch nichts“, behauptete Melissa. „Wenn es nicht wichtig ist, wird er es einfach ignorieren, stimmt’s?“
„Ich werde sehen, was ich tun kann.“
„Vielleicht eine SMS oder eine E-Mail?“
„Ich werde sehen, was ich tun kann“, wiederholte die Assistentin, die jetzt deutlich verärgert klang.
Zeit, zum Rückzug zu blasen. „Vielen Dank“, sagte Melissa und ließ ihre Stimme so dankbar klingen, wie sie konnte. „Das ist sehr nett von Ihnen.“
Die Sekretärin kehrte zu ihrer professionellen Höflichkeit zurück. „Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag.“
„Danke für Ihre Hilfe“, sagte Melissa noch einmal, bevor sie auflegte.
Dann verstaute sie das Handy wieder in der Tasche und überprüfte den Sitz ihrer Haarspange. Sie hasste es, in diesem Aufzug zum Mittagessen zu gehen, aber der Weg zu ihrer Hütte war lang, und auf die Mahlzeit konnte sie auf keinen Fall verzichten.
In den vergangenen Tagen war ihr Respekt vor Cowboys und Stallburschen sehr gewachsen. Sie arbeiteten wirklich hart. Ein Salat oder ein Eiweiß-Shake mochte reichen, um einen Tag im Büro zu überstehen, aber hier draußen waren Kalorien unentbehrlich.
7. KAPITEL
Melissa trocknete das letzte Zaumzeug ab und legte es auf die Bank, um es später auf Hochglanz zu polieren. Anschließend warf sie ihren Stoffbeutel über die Schulter und machte sich auf den Weg zum Küchenhaus. Hoffentlich würde Jared bald zurückrufen …
Kaum war sie aus der Stalltür getreten, als er sich ihr in den Weg stellte. Erschrocken blieb sie stehen.
„Was zum Teufel …?“, fragte er streng.
Sie sah sich hektisch um. „Ist Stephanie bei Ihnen?“
„Was soll das, warum wollen Sie mich unter vier Augen sprechen?“
Stephanie war nirgendwo zu entdecken. Zum Glück. „Ich erkläre es Ihnen. Können wir irgendwo reden?“
Jared zögerte. Dann deutete er mit dem Kopf zum Stall. „Die Treppe hinauf. Es gibt dort ein Büro.“
„Großartig.“ Melissa machte auf dem Absatz kehrt, und Jared folgte ihr. Im Gänsemarsch stiegen sie die schmale Treppe hinauf, die zu einem kurzen Flur mit drei Türen führte.
„Ganz hinten“, sagte Jared barsch. „Und wehe, es ist nur heiße Luft. Meine Sekretärin hat das komplette Saxena-Team aufgemischt. Sie dachte, Sie wollten mich vor einer Firmenübernahme warnen.“
Melissa zog den Kopf ein. „Entschuldigung. Haben Sie sie schon beruhigt?“
„Natürlich.“ Schwer trafen seine Stiefel auf dem Holzboden hinter ihr auf. „Ich hoffe für Sie, dass Sie nicht wieder nur flirten.“
„Nein.“ Vor einer geschlossenen Tür blieb Melissa stehen.
Jared griff an ihr vorbei und stieß die Tür auf. Ein kleiner Schreibtisch und ein paar Aktenschränke kamen zum Vorschein. Vor drei offenen Fenstern hingen Gardinen, hinter denen ein wolkenverhangener Himmel zu sehen war. Eine Ecke war gemütlich mit Sesseln, kleinen Tischen und Lampen ausgestattet.
Durch das Fenster bemerkte Melissa eine Gruppe von Leuten auf dem Reitplatz unten. Vermutlich unterrichtete Stephanie gerade.
„Setzen Sie sich.“ Jared zeigte auf einen verschlissenen Sessel aus braunem Leder.
Melissa folgte der Aufforderung, während er es sich auf einem Stuhl bequem machte. Zwischen ihnen stand ein glänzender Tisch aus Kiefernholz, der mit drei kleinen gerahmten Pferdebildern geschmückt war.
Jared lehnte sich zurück, legte einen Fuß auf sein Knie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Was gibt’s?“, fragte er ohne Umschweife.
Nach den richtigen Worten suchend, atmete Melissa tief durch. „Es geht um Stephanie.“
„Was haben Sie denn angestellt?“
„Ich habe gar nichts angestellt“, widersprach sie heftig.
„Hat sie die Geduld mit Ihnen verloren? Sie gefeuert?“
„ Nein . Würden Sie mich bitte ausreden lassen?“
Er schwieg.
„Aus irgendeinem Grund ist Ihre Schwester der Meinung, dass … nun, dass ich gut zu Ihnen passen würde.“
Jared stellte beide Füße auf den Boden und beugte sich
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