Verfuehr mich
bat. Den wohl auch nicht.
Bliss wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Schaufenster zu und sah dabei direkt in die mit viel Mascara umrandeten, glühenden Augen der dickbusigen Dame, die erneut ihren Finger krümmte. Bliss gab ein stummes Ich? von sich.
Die üppige Frau nickte und lächelte sie sinnlich an. Dabei blitzten ihre perfekten Zähne auf. Bliss war sich nicht ganz sicher, ob die Ladenbesitzerin mit ihr ins Bett gehen oder ihr etwas verkaufen wollte. Sie schaute noch mal zu dem Obdachlosen – nur um irgendwo anders hinzusehen -, aber der war mit seinem Einkaufswagen bereits grummelnd weitergezogen.
Schlechtes Timing. Jetzt kam die Inhaberin aus der Tür, um Bliss in ihrer parfümierten, rosa Höhle willkommen zu heißen. Sie wurde sofort von den sich vermischenden Düften aus Rosenblüten und Sandelholz überwältigt und konnte sich schon bald nicht mehr erinnern, wie sie eigentlich in den Laden geraten war.
Die Frau mit dem üppigen Busen öffnete winzige Gefäße mit hochkonzentrierten Essenzen und hielt sie Bliss unter die Nase, bis ihr schwindelig wurde. Dann hielt sie winzige Fetzen aus Spitze und Chiffon hoch, die sie als Höschen bezeichnete. Aber Bliss war sich nicht sicher – keine halbwegs normale Frau würde hundertzwanzig Dollar für Unterwäsche ausgeben, die kaum etwas bedeckte. Dann wurde sie zu einem Ständer mit BHs geführt, am dem die Inhaberin mit manikürten Fingernägeln Bügel für Bügel beiseiteschob. Bliss sah durchsichtige BHs in grellen Farben, Spitzen-BHs mit bestickten Nähten, BHs aus falschem Pelz für Höhlen-Miezen, Leder-BHs für Dominas, Metall-BHs für die besondere, interplanetare Begegnung und auch ganz weiße aus Baumwolle für die Möchtegern-Jungfrau.
Irgendwann trat die Dame hinter den Verkaufstresen und zog eine mit Samt ausgeschlagene Schublade aus der Glasauslage. Hey, hey! Das hätte auch eine arrogante Verkäuferin bei Tiffany’s nicht mit mehr Hochmut hingekriegt – nur dass es sich hier um eine Schublade voller Sexspielzeug handelte.
Die Inhaberin hatte offensichtlich ihren Spaß daran, lange Gummischwänze in den feisten, dicklichen Händen zu halten und die Vorteile gegenüber anderen Utensilien aufzuzeigen. Sie drückte die lebensechten, recht schweren Eier des längsten Exemplars. Bliss wäre am liebsten sofort gegangen, blieb aber wie angewurzelt stehen. Die Spielzeuge und die sanfte Stimme der Frau hypnotisierten sie geradezu.
Sollte sie einen Dildo kaufen? Als Bliss an Jaz’ großen, dicken Schwanz dachte, der stets sein Bestes gab, um sie zu befriedigen, fühlte sie sich auf einmal schrecklich illoyal. Sie schüttelte den Kopf. Die ältere Frau zuckte mit den Schultern und stellte eine andere Schublade auf den Tresen – diesmal mit Vibratoren.
Aha!
In ihrer Wohnung schien sich seit ihrer Abreise nichts verändert zu haben. Vielleicht war es ein bisschen staubiger. Bliss legte die Tasche, die Aktenmappe und eine rosafarbene Einkaufstüte, die von winzigen Plastikhandschellen zusammengehalten wurde, auf die Klappcouch. Irgendwann hatte sie der verlockenden Versuchung des Erotikgeschäfts doch nachgegeben und einen Vibrator, ein Korsett, einen kleinen Dildo, drei hinreißende BHs und einen Kalender vom letzten Jahr gekauft, auf dem Männer in Uniform zu sehen waren. Zum halben Preis. Schließlich spielte das Datum auf den Blättern keine Rolle. Frauen kauften solche Kalender nicht, um Zahnarzttermine darin zu vermerken.
Sie nahm den Kalender aus der Einkaufstüte und sah sich die verkleinerten Bilder auf der Rückseite an. Ein Polizist, ein Feuerwehrmann, ein Jet-Pilot, ein überaus männlicher GI in zerrissenen Tarnhosen, ein Lieferant und ein großer Portier, der unter seiner offenen Livree mit Messingknöpfen rein gar nichts trug. Bliss hatte sich schon immer gewünscht, mal in einem Haus mit Portier zu wohnen.
Sie berührte mit der Fingerspitze das Foto eines jungen Kellners mit nackter Brust, der eine Fliege und schwarze Hosen trug und eine Hand um den Hals einer Champagnerflasche gelegt hatte, die er gleich entkorken würde. Eine Fantasie, die ihr und Jaz bereits viel Spaß bereitet hatte.
Beim weiteren Durchblättern bewunderte sie die engen Shorts des Sportlers und das schwarze Lycra, welches das Gemächt eines Balletttänzers bedeckte. Ein wirklich schöner Mann mit Augen wie ein Faun – total schwul und total scharf. Bliss stellte sich vor, wie er geschickt den Sportler verführte, ihm das Suspensorium runterzog und die
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