Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
festhielt.
    Rafaels Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als er erkannte, dass Colby in Gefahr war, und er lenkte sofort die unsichtbare Barriere, die ihn vor dem Fledermausgeschwader des Vampirs schützte, zwischen sie und den Speer. Die Waffe prallte wirkungslos an der Barriere ab, aber Rafael wurde sofort von Fledermäusen umschwärmt, die mit ihren Krallen nach seiner Haut und seinem Gesicht hieben.
    Colby rammte ihrem Bruder ihren Ellbogen in die Rippen, um vom Felsen zu springen und Rafael zu helfen. Doch der erste Ansturm der Rinder stürmte über die Lichtung, sodass der schmale Streifen Land voller großer, schwerer Leiber war. Sie versuchte, ihren Bruder vor den gewaltigen Tieren abzuschirmen, indem sie sich dicht an ihn presste. Die Erde bebte; Regen fiel herab, löschte die Feuer und ließ kleine Rauchwolken aufsteigen. Sie spürte, wie Paul sie brutal an den Schultern packte. Bevor sie einen Laut über die Lippen brachte, hob er sie hoch und schleuderte sie mitten in die Herde.
    Colby rollte sich instinktiv zusammen und legte ihre Arme über ihren Kopf, um sich vor den donnernden Hufen zu schützen. Nichts geschah. Der Boden unter ihr schwankte, aber nicht ein einziges der Tiere, die vorbeipreschten, traf sie. Colby hörte Stimmen und wusste, dass die Brüder Chevez die Herde umlenkten und die Tiere zu beruhigen versuchten, ehe sie die steilen Felsen erreichten, die sich im Osten erhoben.
    Vorsichtig hob Colby den Kopf. Nicolas stand mit grimmiger Miene neben ihr. Er streckte einen Arm aus und zog sie scheinbar ohne jede Anstrengung hoch. Zuerst waren ihre Beine unsicher und trugen sie kaum, aber Nicolas achtete nicht darauf, sondern zerrte sie beinahe im Laufschritt zu seinem Bruder.
    Rafael stand aufrecht, doch sie konnte ihn kaum sehen, weil Hunderte der gefiederten Kreaturen an ihm hingen und tiefe Wunden in seinen Körper schlugen. Mit einem Schrei riss sie sich von Nicolas los und holte nach einem der Tiere aus, das nach seinem Gesicht hackte. Bevor sie es berühren konnte, klatschte Nicolas in die Hände und sprach einen Befehl. Die Fledermäuse fielen zu Boden und wurden in Brand gesteckt. Der widerwärtige Geruch bereitete Colby Übelkeit, aber sie lief weiter zu Rafael.
    Er schwankte. Colby legte einen Arm um ihn. »Ich lasse einen Arzt kommen.« Sie konnte sich nicht vorstellen, wie ein Arzt ihm helfen sollte. Ein Großteil seiner Haut war ihm vom Leib gerissen worden. Noch nie hatte sie derartige Verletzungen gesehen. Panisch sah sie sich nach dem Vampir um, da sie jeden Moment mit einem neuerlichen Angriff rechnete. »Wo ist er? Kannst du ihn sehen?«
    »Er ist längst weg«, sagte Nicolas. »Er wird nicht gegen uns alle kämpfen.« Sanft berührte er Rafael.
    Paul kam angelaufen, in den Händen einen schweren Ast, mit dem er nach Rafaels Kopf ausholte.
    »Don Nicolas!«, rief Julio Chevez warnend.
    Nicolas fing den Stock ab, wand ihn mühelos aus den Händen des Jungen und ließ Paul zu Boden sinken.
    »Der Junge ist verdorben. Der Gestank des Vampirs haftet an ihm. Er ist nicht mehr als eine menschliche Marionette. Ich werde ihn sofort erledigen und die Frau für dich umwandeln. Du gehst unter die Erde, damit deine Wunden heilen können.« Nicolas war zum Äußersten entschlossen.
    Colby erkannte, dass er Paul bereits abgeschrieben hatte und ihn ohne Bedenken töten würde. Sie warf sich vor ihren Bruder. »Wage es ja nicht! Komm ihm nicht in die Nähe!« Paul war größer als sie, aber sie breitete ihre Arme aus und beschwor alles herauf, was ihr an Macht gegeben war. Sie wollte nicht Paul beschützen, sie wollte zu Rafael und alles versuchen, um ihn zu retten. Sie hasste es, hier zu stehen und ihren Bruder abzuschirmen, wenn Rafael völlig am Ende war. Ihr Herz zersprang in Millionen Stücke, als sie in sein verwüstetes Gesicht schaute.
    Meu amor, ich würde nie zulassen, dass Paul von einem Mitglied meiner Familie Schaden zugefügt wird. Das solltest du wissen. Die Stimme erklang nur sehr schwach in ihrem Inneren, als wäre Rafael im Begriff, von ihr zu gehen.
    Sie war völlig verängstigt, wusste nicht mehr, zu wem sie zuerst laufen, wen sie beschützen sollte. »Rafael stirbt, Nicolas«, rief sie. »Willst du, dass er mit seinem letzten Atemzug gegen dich kämpft? Willst du das wirklich?«
    Rafaels hohe, muskulöse Gestalt sackte in sich zusammen. Er sank auf die Knie, hielt sich noch einen Moment schwankend aufrecht und fiel dann nach vorn.
    Colby konnte sich nicht erinnern, einen Satz

Weitere Kostenlose Bücher