Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
Vom Netzwerk:
Ginny konnte sehen, dass Pauls Haut mit einem dünnen Schweißfilm überzogen war. Er hielt ein Messer an sein Handgelenk. An seinem Arm waren mehrere kleine Schnitte, und jeder von ihnen blutete.
    Tränen stiegen ihm in die Augen, und er schüttelte mühsam den Kopf. »Geh raus! Geh raus, Ginny. Schnell!«
    Julio zog die Kleine an seine Seite und schob sie sogar hinter sich, während er eine Hand nach Paul ausstreckte. »Du kannst das nicht tun, Paul. Gib mir das Messer. Kämpf dagegen an! Kämpfe gegen die Befehle an, die der Vampir dir gibt.«
    Paul wirkte hilflos und verloren, wie ein Kind, das bei einem Erwachsenen Verständnis sucht. »Ich gehe jetzt schon seit Stunden dagegen an. Ich kann nicht länger durchhalten. Ich kann es einfach nicht. Wo ist Colby? Ihr müsst ihr sagen, dass ich versucht habe, mich dagegen zu wehren.«
    »Hör mir jetzt gut zu, Paul.« Julio senkte seine Stimme und zog die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich, während Juan sich langsam an der Wand entlang zum Bett schob. »Es ist der Vampir. Er versucht, dich zu benutzen, um Colby zu schaden. Du willst doch nicht, dass er deiner Schwester wehtut, oder? Wenn er dich dazu bringt, dass du dir das Leben nimmst, wird sie nie mehr dieselbe sein. Er weiß, dass Colby dich liebt.«
    Tränen liefen dem Jungen über das Gesicht. »Er redet die ganze Zeit auf mich ein. Ich habe es versucht, doch jetzt kann ich nicht mehr.«
    Ginny stieß einen leisen Laut des Entsetzens aus, der sofort Pauls Aufmerksamkeit auf sie lenkte. Er schüttelte den Kopf. »Bitte, Ginny. Geh bitte raus. Ich will nicht, dass du mich so siehst. Du darfst nicht zuschauen.«
    Wieder spürte Paul, wie sich der Vampir in ihm rührte. Kurz vor der Dämmerung hatte der Untote damit begonnen, ihn zu bearbeiten. Er schien weit entfernt zu sein und geschwächt, und manchmal brach die Verbindung ab. Paul hatte den Eindruck, dass er verwundet war, aber dann fing er wieder an, geflüsterte Befehle zu erteilen. Er verlangte von Paul, sich immer wieder mit dem Messer zu verletzen und sich das Leben zu nehmen. Paul widersetzte sich den Befehlen, so gut er konnte, doch der Vampir zermürbte ihn mit seiner Beharrlichkeit. Wo war Nicolas? Wo Rafael? Beide hatten versprochen, ihm zu helfen.
    Der Vampir schlug ihn fest in seinen Bann. Er hatte all seine Kraft zusammengenommen, um den Jungen zum Nachgeben zu zwingen. Pauls Augen öffneten sich weit und starrten ins Leere, als er spürte, wie sich der Untote in ihm bewegte. Einen grausigen Moment lang war er sich bewusst, dass dieses Geschöpf in seinem Kopf war und triumphierend aus seinen Augen schaute. Er fühlte die scharfe Klinge des Messers in seinem Fleisch und den brennenden Schmerz, der durch seinen Körper schoss. Die Zeit blieb stehen. Dieser kurze Moment führte fünf verschiedene Personen zusammen. Nicolas und Rafael, die Pauls Blut genommen hatten, spürten plötzlich wie er die Gegenwart des Vampirs und fuhren aus dem Schlaf. Sie konnten einander sehen und fühlen. Es war ernüchternd und schrecklich, und das hässliche Lachen des Vampirs gellte Paul laut in den Ohren.
    Durch ihre Verbindung zu Rafael war auch Colby bei ihnen. Paul spürte ihr Erschrecken und den angstvollen Schrei, der sich in ihrer Kehle formte. Er sah sie vor sich, in der Erde begraben, und konnte sehen, wie sie versuchte, sich mit bloßen Händen durch das Erdreich zu graben, um zu ihm zu kommen. In diesem Augenblick, der nur einen Herzschlag lang währte, waren sie alle zusammen. Der Vampir warf seinen Kopf zurück und lachte triumphierend.
    Juan stürzte sich auf Paul, stieß ihn aufs Bett und entwand ihm das Messer. Der Junge blinzelte ein paar Mal, um seinen Blick zu klären und sich auf das zu konzentrieren, was gerade passierte. Der Gedanke, dass Colby lebendig begraben war, machte ihn krank. Sein Handgelenk brannte, und seine Onkel banden ihn gerade fest, damit er sich nicht selbst verletzen konnte, während sie sich bemühten, die Blutung zu stoppen. Paul hörte Ginny weinen, doch er konnte weder einen Laut über die Lippen bringen noch sich rühren. Ihm blieb nichts anderes übrig, als einfach mit klopfendem Herzen dazuliegen. Ein furchtbares Grauen begann ihn zu befallen. Der Vampir war noch nicht mit ihm fertig.
    Colby. Rafael hielt sie fest, als sie wie eine Wahnsinnige mit bloßen Händen in der Erde wühlte, um zu ihrem Bruder zu kommen. Er hatte sie in Tiefschlaf versetzt. Nichts hätte sie aufschrecken und durch die Schutzbarrieren dringen

Weitere Kostenlose Bücher