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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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anzufassen, war sie entsetzt, wie bleischwer ihre Gliedmaßen waren. Nein, Glas war es nicht. Kristall? Ihr stockte der Atem. Diamanten! Rafael hatte für sie eine Festung aus reinem Diamant geschaffen, um sie zu schützen. Doch sie war nicht bereit, ihm zu vergeben – sie bezweifelte, ob sie je dazu imstande sein würde –, aber wenigstens würde sie keinen Herzinfarkt bekommen, solange sie nicht nach oben schaute und die Erde über ihrem Gefängnis sah. Bist du sicher, dass Paul am Leben ist? Dass es ihm gut geht? Sie würde ihm nie verzeihen, wenn er sie unter der Erde festhielt, während ihr Bruder sie brauchte.
    Rafael ließ seine Erinnerungen vor ihrem geistigen Auge ablaufen. Seine Liebe zu dir und Ginny ist sehr stark. Das hat Kirja nicht in Betracht gezogen.
    Colby wurde durch ein Geräusch abgelenkt. Durch das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie wandte den Kopf. Er war da! Ihr Herz hörte auf zu schlagen, um gleich darauf unruhig zu klopfen. Noch nie hatte sie so viel Bosheit und Hass auf einem Gesicht gesehen. Dieses Geschöpf hatte keinerlei menschliche Züge an sich. Er hatte sich quer durch den Berg geschleppt, getrieben von einem einzigen Vorsatz: sie zu töten. Speichel lief über sein Kinn, und seine Augen glühten in einem feurigen Rot. Er war blutverschmiert und hatte schreckliche Verbrennungen und mehrere Stichwunden in der Brust.
    Kirja streckte eine Klaue aus und attackierte die Wand mit langen, spitzen Fingernägeln, seine blutunterlaufenen Augen unverwandt auf Colby gerichtet. Die Krallen splitterten. Der Vampir schrie auf und warf sich gegen die Barriere.
    Colby zuckte zusammen und wich vor der abstoßenden Kreatur zurück. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie nackt und den Blicken des Untoten preisgegeben war. Es machte den grotesk lüsternen Ausdruck auf seinem Gesicht noch unerträglicher.
    Der Vampir hob eine Hand, spreizte die Finger und starrte auf ihre Kehle. Langsam, ganz langsam begann er, die Hand zu schließen. Colby fühlte den Würgegriff, der sich wie eine eiserne Zwinge um ihren Hals schloss. Einen Moment lang geriet sie in Panik und rang nach Atem.
    Du bist unter der Erde, lebendig begraben, schon vergessen, pequena? Du brauchst keine Luft. Ich bin fast bei ihm und will meine Nähe nicht verraten.
    Colby presste die Lippen zusammen. Ganz recht, sie war lebendig begraben, und dafür war Rafael ihr noch eine verdammt gute Erklärung schuldig. Sie brauchte keine Luft. Sollte der Untote ruhig versuchen, sie zu erwürgen. Colby richtete sich absichtlich, fast schon trotzig, auf und warf ihr langes Haar zurück. Es kümmerte sie nicht einmal, dass sie nackt war. Wenn der verdammte Vampir diese furchtbare Lethargie abschütteln konnte, dann konnte sie es auch! Ohne darauf zu achten, dass ihre Eingeweide höllisch brannten, hob sie herausfordernd ihr Kinn und funkelte ihn aus ihren grünen Augen an.
    Das war das furchtbare Wesen, das ihren Bruder gefoltert und versucht hatte, Rafael zu töten. Na schön, jetzt konnte er sich auf den Schock seines Lebens gefasst machen. Dieser Vampir war noch nie einem waschechten Cowgirl begegnet. »Unsere Frauen sind ein zäher Schlag«, sagte sie und ließ zu, dass ihre Wut über alles, was in den letzten Wochen passiert war, zu einem rasenden Inferno wurde. »Und wir kuschen vor keinem, nicht mal vor einem Vampir.«
    Flammen züngelten auf dem Boden des Ganges, den Kirja gegraben hatte, um zu ihr zu gelangen. Als würden sie von einem heftigen Windstoß angefacht, loderten die Flammen hoch auf und schlossen den Vampir in einen tosenden Feuersturm ein.
    Colby! Der Befehl klang sehr scharf und äußerst zornig.
    Der Vampir schrie auf und heulte vor Schmerz und Wut. Er war zu geschwächt; seine Kräfte ließen rapide nach, und er wagte nicht, länger zu bleiben. Er jagte durch den Tunnel, fort von den heißen Quellen und der gehaltvollen Erde, die seine Wunden heilen könnte. Er brauchte einen Buheplatz, wo ihn die Jäger nie suchen würden. Sie wussten, dass er schwer verletzt war und Zeit brauchte, um sich zu erholen. Er brauchte ein sicheres Versteck, schwere, reiche Erde und die Möglichkeit, schnell Beute zu machen. In rasendem Tempo bewegte er sich in die entgegengesetzte Richtung und nutzte alles, was ihm an Kraft geblieben war, um dem karpatianischen Jäger zu entkommen.
    Rafaels scharfer Tadel war für Colby wie ein Schlag ins Gesicht. Ihr Temperament ging mit ihr durch. Du Bastard! Sieht dir ähnlich, mich als Lockvogel für deinen

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