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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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zerrte Paul an Rafaels Hand und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Er schien nicht zu bemerken, dass Rafaels Hand noch fester zupackte und seine Aufmerksamkeit sich vollständig auf den Jungen konzentrierte. Paul wurde sehr still, und sein Blick trübte sich. Er begann zu zittern, und sein Gesichtsausdruck wurde leer und unbestimmt, als wäre er weit von ihnen entfernt.
    Nicolas trat näher ans Bett heran. Rafael hielt die körperliche Verbindung zu Paul aufrecht. Die selbst beigebrachten Wunden waren verheilt, doch beide Karpatianer waren im Bewusstsein des Jungen und teilten seine Empfindungen und Gedanken.
    »Was ist los, Don Rafael?«, fragte Juan.
    »Schaff das Kind hier weg. Bringen Sie Ginny zu Bett, Sean«, befahl Nicolas und setzte dabei seine Stimme als wirkungsvolle Waffe ein.
    Sean Everett nickte und verließ mit seiner Frau und Ginny das Zimmer.
    Die Brüder Chevez rückten näher an ihren Neffen heran. »Hat der Vampir ihn wieder in seiner Gewalt?«
    Rafael sagte grimmig: »Der Untote ist unterwegs. Eigentlich sollte er in der Erde ruhen. Er ist schwer verwundet, und der Tag bricht bereits an. Er hat die Sonne hinter dichten Wolken verborgen, aber er sollte nach Sonnenaufgang nicht mehr in der Lage sein, so weite Strecken zurückzulegen. Er ist tatsächlich sehr viel mächtiger als die meisten seiner Art geworden. Paul nimmt seine Spur auf.«
    »Guter Junge«, murmelte Juan.
    »Er bewegt sich unter der Erde, nicht auf ihr«, bemerkte Nicolas.
    »Warum ist er unterwegs?«, überlegte Rafael laut. Auf einmal hatte er das Gefühl, dass seine Brust zu eng wurde. Er warf Nicolas einen Blick zu, um festzustellen, ob er seine plötzliche düstere Vorahnung teilte. Sein Bruder hielt seinem Blick düster stand. »Colby.« Rafael stand abrupt auf. »Er ist hinter Colby her.« Rafaels Herz begann, laut und unruhig zu schlagen. Furcht schnürte ihm die Kehle zu. Wut rang mit Entsetzen.
    »Er weiß, wo sie ist«, murmelte Paul. Er starrte mit glasigem Blick unverwandt nach vorn, aber er sprach klar und deutlich. »Er ist auf dem Weg zu ihr, und er sagt, dass er erst sie und dann mich töten wird. Und danach Ginny.«
    »Dazu wird er keine Gelegenheit haben«, versicherte Nicolas ihm. »Werden die Schutzbarrieren halten?«
    »Er ist vom alten Stamm. Wir haben die Schutzbarrieren entwickelt.« Rafaels Hände zitterten, so sehr juckte es ihn in den Fingern, Kirja das Herz aus der Brust zu reißen. Der Boden schwankte bedrohlich. Draußen zuckten Blitze über den Himmel, und Donnerschläge erschütterten das Haus.
    »Er kann unmöglich schnell vorankommen, und das Licht wird ihn behindern.«
    »Nichts kann Kirja aufhalten.« Rafael löste sich bereits in Dunst auf und strömte in den Morgenhimmel hinaus. Er ist zu allem entschlossen.
    Der Himmel war tiefschwarz und entsprach seiner düsteren Stimmung. Colby! Wach auf! Er gab den Befehl mit der ungeheuren Kraft eines uralten Karpatianers.
    Sie reagierte sofort. Angst befiel sie, eine Angst, die er durch ihre Verbindung genauso stark empfand: Angst, lebendig begraben zu sein. Er hatte sie sofort fest im Griff und beruhigte sie. Kirja jagt dich. Wie er das am frühen Morgen schafft, weiß ich nicht, denn eigentlich müsste er sich zu dieser Tageszeit bleischwer und matt fühlen. Du bist nicht länger ein Mensch. Du musst alle menschliche Furcht ablegen und von dir und deinen Fähigkeiten überzeugt sein. Du bist Karpatianerin.
    Ihre Reaktion bestand darin, ihre Augen fest geschlossen zu lassen. Zorn regte sich in ihr. Hol mich hier raus, verdammt noch mal! Und wo ist mein Bruder?
    Rafael spürte das vertraute Ziehen in seinem Unterleib, das Feuer in seinen Adern. Colby hatte Temperament, und das faszinierte und erregte ihn immer wieder. Und er wusste, dass sie es brauchen würde – den eisernen Willen und die Entschlossenheit, den Zorn, der sie antrieb, wenn andere aufgaben. Paul geht es gut. Nicolas passt auf die Kinder auf.
    Ich kann den Vampir jetzt fühlen. Er buddelt sich wie ein Maulwurf durch die Erde. Hilf mir hier raus!
    Das Licht der Morgendämmerung war also zu viel für Kirja, aber warum verspürte er nicht die bleierne Müdigkeit, die ihn zu dieser Tageszeit befallen sollte? Rafael jagte in Höchstgeschwindigkeit über den Himmel. Dein Körper ist noch nicht bereit. Du brauchst die heilende Erde, querida. Spürst du nicht das Feuer, das immer noch in deinen Organen tobt? Es ist zu gefährlich.
    Er ist ganz nahe. Der Vampir strahlte Grausamkeit und

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