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Verführerische Maskerade

Verführerische Maskerade

Titel: Verführerische Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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zugeben musste, dass Alex sich wirklich redlich mühte. Mit den Farmern sprach er über den Landbau und mit den Gutsbesitzern über Pferde, aber die Männer ließen sich nicht aus der Reserve locken.
    »Mein liebes Kind, dein Ehemann fühlt sich bestimmt wie ein Fisch auf dem Trockenen«, meinte der Pfarrer sanft, als er neben seiner Tochter auftauchte. »Ich glaube, du solltest ihn so bald und so unauffällig wie möglich aus seiner misslichen Lage befreien.« Er gönnte sich einen beachtlichen Schluck Bordeaux aus seinem Glas. »Ich muss schon sagen, es ist ein wahres Vergnügen, hin und wieder einen feinen Tropfen zu genießen.« Seine Augen blitzten voller Ironie.
    »Wenn du willst, kannst du jeden Abend Wein trinken«, meinte Livia und lachte, »außer am Wochenende.«
    »Aber dann könnte ich mich nicht mehr darüber freuen«, widersprach Reverend Lacey. »Die guten Dinge des Lebens sollte man nur in Maßen genießen.« Mit ernster Miene legte er eine Hand auf ihren Arm. »Bitte begleite mich in mein Arbeitszimmer.«
    »Natürlich.«
    Nach den lärmenden Stimmen im Esszimmer, den klirrenden Gläsern und dem Geklapper des Bestecks war die Stille im Arbeitszimmer beinahe erschreckend. »Was ist los, Vater?«
    »Gar nichts«, sagte er und lehnte sich an den Schreibtisch. »Mach dir keine Sorgen, mein Kind. Ich möchte uns beiden die Peinlichkeit ersparen, dich in väterlicher Sorge über die Hochzeitsnacht aufzuklären. Du hast genügend Freundinnen, die mir die Arbeit abnehmen können. Ich bin sicher, dass sie sich weit mehr eignen als ich.« Er lächelte trocken.
    »Dennoch sollst du eines wissen: Ich bin immer für dich da. Solltest du jemals Rat brauchen oder Unterstützung welcher Art auch immer, dann musst du zu mir kommen. Versprich es mir jetzt. Ich habe ein wenig Geld in einem Fonds angelegt, der freigegeben werden kann, falls …«, er hielt kurz inne, »… falls ein unvorhergesehenes Ereignis eintritt.«
    »Ein unvorhergesehenes Ereignis?« Livia zog die Stirn kraus. »Woran denkst du, Vater?«
    Ungeduldig schüttelte er den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Aber du bist mit einem Ausländer in den heiligen Bund der Ehe getreten, Livia. Du machst dich auf eine Reise in ein Land, das uns allen unbekannt ist. Alex ist Russe. Er stammt aus einer vollkommen fremden Kultur. Mit Sicherheit birgt er noch Herausforderungen, die dich überraschen werden. Ich bin überzeugt, dass du stark genug bist, seinen Herausforderungen mit Humor zu begegnen. Dein Herz ist gewillt, seinen Wünschen nachzugeben, ohne deine eigenen Werte zu opfern. Aber wie auch immer, wenn irgendetwas geschieht, was dir Sorgen bereitet, dann erinnere dich daran, dass du nicht allein bist.«
    Livia starrte ihn entgeistert an. Es schockierte sie, dass ihr Vater, der sie gerade in seiner eigenen Kirche getraut hatte, jetzt tief sitzende Zweifel an ihrem frisch gebackenen Ehemann offenbarte. An der Verbindung, über die er gerade seinen Segen gesprochen hatte. »Vater, soll das heißen, dass du Alex nicht magst?«, stammelte sie nach kurzem Schweigen.
    Heftig schüttelte er den Kopf. »Ich schätze ihn sehr, mein Kind. Er ist klug, weltgewandt und kultiviert. Sehr gut erzogen. Aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass er nach anderen Regeln spielt. Und es ist ebenso wenig von der Hand zu weisen, dass du mit ihm zusammenprallen wirst. Ich würde dir keinen Gefallen tun, wenn ich dir verspräche, dass dein Weg nur mit Rosen übersät ist. Es gibt auch Dornen … es gibt überall Dornen. Doch diese Dornen könnten spitzer sein als jene, die wir kennen. Und du könntest dich stechen, wenn du am wenigsten damit rechnest.«
    Der Reverend stieß sich vom Schreibtisch ab, ergriff sie bei den Schultern und musterte ihr erschrockenes Gesicht. »Es gibt keinen Grund, so besorgt dreinzuschauen, meine Liebe. Ich habe vollstes Vertrauen, dass ihr zwei wunderbar zueinander passt. Dennoch weiß ich, dass irgendwann die Fetzen fliegen werden. Du solltest dich ebenfalls darauf gefasst machen.«
    Er küsste sie auf die Stirn. »Ich bete dafür, dass du mit Alex so viel Glück erleben wirst, wie es mir mit deiner seligen Mutter vergönnt war. Und mehr kann sich niemand wünschen.«
    Livia war wieder beruhigt, küsste ihren Vater auf die Wange und hielt ihn für einen Moment fest in den Armen. Nie war es ihr so klar wie in diesem Moment, dass ein Abschnitt ihres Lebens endgültig hinter ihr lag. Obwohl sie in den vergangenen Monaten in London ihre Unabhängigkeit

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