Verfuehrerische Naehe
ihre Reaktion auf das Kind zu verraten. Sie konnte sich wieder entspannen, lachen, weinen und sich auch ein wenig vor der Zukunft fürchten. Die Freude auf das neue Leben, das in ihr heranwuchs, überwog auf jeden Fall alles andere.
Ein flüchtiges Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie aus der Parklücke ausscherte und die Hauptstraße von Plenty entlangfuhr. Sie sah nach links und rechts und zuckte jedes Mal zusammen, wenn sie einen roten Wagen entdeckte. Ob hier in der Stadt oder in seinem Haus - sie würde Quade finden und mit ihm reden.
Am Stadtrand gab sie Gas. Die Häuser blieben hinter ihr zurück, die Straße führte durch Äcker und Weiden.
Chantal sah den Geländewagen erst, als es schon zu spät war. Er kam von rechts aus einem schmalen Weg. Er war viel zu schnell, um noch anzuhalten, und viel zu groß, um ihm auszuweichen.
Unmittelbar vor dem Aufprall stieß sie einen Schrei aus, weil sie Quade nicht gefunden und nun keine Möglichkeit mehr hatte, ihm von dem Kind zu berichten - und ihm zu sagen, dass sie ihn liebte.
„Das war es, Mann. Die Kiste ist startklar.” Zane strich über die Motorhaube des MG, den er soeben nach einer letzten Testfahrt zurückgebracht hatte, und lächelte höchst zufrieden.
Quade bemühte sich, ihn nicht zu beneiden, und überlegte, wie er seinen Aufbruch noch eine Weile hinauszögern konnte. Die Vorstellung, in sein Haus zu gehen, wo niemand auf ihn wartete, erfüllte ihn mit Unbehagen. „Hast du Lust, noch ein Bier bei mir zu trinken?” fragte er und hoffte inständig, nicht allzu verzweifelt zu klingen.
„Ja”, erwiderte Zane. „Dann kann ich dir von Bridie erzählen.”
Quade erstarrte, als hätte Zane ihm einen Dolch in die Brust gerammt. „Andererseits sollte ich vielleicht doch besser nach Hause fahren.”
Zane versetzte ihm lachend einen Schlag auf den Arm. „Komm schon, Mann, das war nur ein Scherz. Wir sollten lieber über dein Baby reden.”
Quade schnappte nach Luft, doch Zane interessierte sich nur für den MG. Mit dem Baby war der Wagen gemeint!
„Hey, Zane!” Bill tauchte in der Tür der Werkstatt auf. „Die brauchen einen Abschleppwagen. Beim Harmer-Haus hat es einen Unfall gegeben. Soll ich das übernehmen?”
„ja, bitte.” Zane seufzte. „Ich fürchte, ich muss hier die Stellung halten. Das Biertrinken müssen wir wohl verschieben, es sei denn, du besorgt einen Sechserpack und bringst ihn her.”
Quade nickte. „Klingt nicht schlecht.”
Zane und Quade waren noch beim ersten Bier und lachten, als das Telefon klingelte. Zane griff nach dem Hörer. „Bill, was gibt es?” Im nächsten Moment war sein Lächeln wie weggewischt. Er warf Quade vor dem Schreibtisch im Büro einen Blick zu.
„Was ist?” fragte Quade, noch ehe Zane aufgelegt hatte, und stand schon auf, weil er es ahnte.
„Chantal.”
Angst packte Quade. „Wie schlimm ist es?”
„Der andere Fahrer behauptet, es wäre nicht allzu schlimm, aber Bill sagt, dass ihr Wagen Totalschaden hat. Sie haben Chantal ins Cliffton Base Hospital gebracht.” Zane hielt Quade an der Tür fest. „Ich fahre.”
Quade wollte widersprechen, weil er etwas für Chantal tun musste. Doch dann erinnerte er sich an die Diskussion mit ihr, wer fahren sollte, und merkte, dass seine Hände zitterten.
„Aber gib ordentlich Gas”, sagte er lediglich.
Chantal hörte laute Stimmen auf dem Korridor, und fünf Sekunden später stürmte Quade in den Unersuchungsraum. Fünf Sekunden stand er nur da und betrachtete sie von Kopf bis Fuß, als wollte er sich davon überzeugen, dass sie es wirklich war.
Eine Schwester war ihm gefolgt, vermutlich jene, die ihn nicht hatte zurückhalten können. „Jetzt haben Sie die Patientin gesehen”, sagte sie betont geduldig. „Wie wäre es, wenn Sie wie versprochen draußen warten?”
Quade wandte nicht den Blick von Chantal. „Ich bleibe.”
Chantal versuchte, zu lächeln und ihm zu versichern, dass es ihr gut ging. Sie wollte ihn bitten, sie nie wieder zu verlassen, doch sie brachte kein Wort hervor.
„Wieso liegt sie hier?” Quade wandte sich gereizt an die Schwester. „Wo ist der Arzt?”
„Dr. Lui hat sie bereits untersucht. Jetzt steht sie lediglich noch eine Weile unter Beobachtung.”
„Warum?”
„Weil sie sich den Kopf gestoßen hat.” Die Schwester lächelte aufmunternd. „Es geht aber ihr und dem Kind gut. In einigen Stunden können Sie nach Hause fahren.”
Chantal schloss die Augen, als die Schwester die Tür leise
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