Verfuehrt in Las Vegas
ermahnte sich, dass ihn auch dies nichts mehr anging. Die Vergangenheit zählte jetzt nicht mehr. Sie waren inzwischen Fremde füreinander, und so sollte es auch bleiben.
Nervös schaute er sich nach Ben um. Wo zum Teufel blieb er nur? Dann fasste er einen spontanen Entschluss.
„Ich werde dich persönlich zurückbringen.”
Das war das letzte, was sie wollte. Caitlin hätte alles getan, um ihn endlich loszuwerden. Sie griff nach ihrer Tasche und sagte ablehnend: „Bitte, mach dir keine Mühe! Ich werde mir ein Taxi kommen lassen.”
Sie hat schon immer ihren eigenen Kopf gehabt, dachte Graham. Auch er drängte sich nicht danach, noch weiter in ihrer Nähe zu bleiben, aber er hatte schließlich seinen Auftrag.
„Ich habe gesagt, ich werde dich fahren”, entgegnete er knapp. „Da gibt es gar keine weiteren Diskussionen.”
Caitlin hätte ihn umbringen können. Außerdem merkte sie, dass ihre Nerven in den letzten Stunden stark gelitten hatten. Nervös fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar.
„Ich habe weder Zeit noch Lust, hier noch länger herumzusitzen”, erklärte sie mit fester Stimme. „Entweder wir fahren jetzt, oder ich nehme mir ein Taxi. Ich habe schon viel zuviel Zeit verschwendet.”
Graham sah sie an und bemerkte, dass sie zitterte. Bestimmt ist sie zum ersten Mal Zeugin eines Verbrechens geworden, dachte er. Dieser Gedanke stimmte ihn etwas milder.
„Du hast recht”, nickte er. „Es tut mir leid, wenn wir dich von der Arbeit abgehalten haben. Das Ganze war bestimmt nicht leicht für dich.”
Trotz der Sympathie klang auch ein wenig Sarkasmus in seiner Stimme mit, der Caitlin nicht entging.
„Nichts von alledem war leicht für mich”, erwiderte sie mit blitzenden Augen. „Ich möchte es gern hinter mich bringen. Alles”, fügte sie noch betont hinzu.
Er nickte. „Obwohl ich weiß, dass dies zu deinen Spezialitäten gehört, fürchte ich, dass wir dich in diesem Fall noch nicht so schnell entlassen können.” Er zog sich das Jackett über. „Es kann sein, dass wir dich noch einmal bitten müssen, Verdächtige zu identifizieren.”
Was hatte er eigentlich mit seinem ersten Satz gemeint? Plötzlich merkte sie, wie müde und erschöpft sie war. Sie wollte die Vergangenheit auf sich beruhen lassen.
Noch vor wenigen Stunden hätte sie sich als eine starke Frau bezeichnet. Jetzt war sie sich nicht mehr sicher, ob das noch zutraf.
Auch Graham hatte es plötzlich sehr eilig, aus dem Raum herauszukommen. Je eher er Caitlin wieder in ihr Geschäft zurückbrachte, desto besser. Dann konnte er endlich mit seiner Arbeit fortfahren.
„Lass uns gehen!”
Sie hatten schon fast den Ausgang erreicht, als plötzlich eine laute Stimme erklang.
„Hey, Redhawk!”
Graham wandte sich um. Einer seiner Kollegen winkte ihm zu, er hielt einen Telefonhörer in der Hand.
„Es ist für Sie!” rief er über den Lärm hinweg. „Die Zentrale hat den Anruf falsch durchgestellt. Es ist Ihr Sohn. Er sagt, es sei dringend.”
Jake glaubte immer, es wäre dringend. Vielleicht ist das mit sieben Jahren ja auch so, dachte Graham mit einem Anflug von Humor. Er wandte sich zu Caitlin um und sagte entschuldigend: „Ich muss kurz telefonieren. Bitte, warte auf mich. Es dauert bestimmt nicht lange.” Damit ließ er sie allein. Sie hatte ihm einen merkwürdigen Blick zugeworfen, den er nicht hatte recht deuten können. Aber im Moment hatte er auch etwas anderes zu tun.
„Natürlich”, erwiderte Caitlin. Sie ließ sich nicht anmerken, wie sehr die Nachricht sie getroffen hatte.
Einen Sohn. Er hatte einen Sohn.
Und eine Frau.
Warum zog sich plötzlich etwas in ihrer Brust zusammen - ein kurzer, stechender Schmerz? Caitlin verbot sich, darüber nachzudenken. Es ging sie nichts an, ob Graham verheiratet war oder nicht.
3. KAPITEL
Graham nahm seinem Kollegen den Hörer aus der Hand und ließ sich auf der Schreibtischkante nieder. Von hier aus hatte er Caitlin immer noch gut im Blick.
Irgendwie sah sie so aus, als ob sie nicht hierhergehörte - eine exotische Blüte inmitten eines Haufens ungehobelter Kerle.
Aber inzwischen wusste er, dass der erste Eindruck täuschen konnte.
Ungeduldig sprach er in die Muschel hinein.
„Also gut, Jake, beeil dich! Ich habe irrsinnig viel zu tun. Was ist los?”
Er hörte, wie sein Sohn schnell die Luft einzog. Dann ließ er seine Beschwerde vom Stapel. „Sie sagt, ich muss mein Bett machen und meine Spielsachen aufräumen, bevor ich zu Joey gehen kann.” Darüber
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