Verfuehrt in Las Vegas
Mal?
Aber er wusste, er machte sich etwas vor. Bei diesem einen Mal würde es ja nicht bleiben. Danach gäbe es ein zweites Mal, ein drittes, ein viertes, und dann wäre es zu spät für einen Rückzug. Er focht einen schweren inneren Kampf. Am liebsten hätte er Caitlin sofort in seine Arme geschlossen und mit ihr die ganze Nacht Liebe gemacht.
Noch während er darüber nachdachte, hörte er, wie sich die Tür zum Zimmer seiner Mutter leise schloss. Das gab den Ausschlag. Er drehte sich entschlossen um und verließ den Raum.
Caitlin hatte nur so getan, als würde sie schlafen. Diesmal wollte sie nicht die Initiative ergreifen. Sie wollte, dass er zu ihr kam - aus freien Stücken.
Doch dann schloss sich die Tür wieder hinter Graham, und sie war allein.
Allein wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
15. KAPITEL
Das Gerichtsgebäude in der Highland Street war ein hochmoderner Glaskomplex, der dem Architekten alle Ehre machte.
Für Caitlin war es vertrautes Terrain, denn ihr Vater war schließlich Anwalt gewesen und hatte sie öfters zu Gerichtsverhandlungen mitgenommen.
Damals hatte sie eine ungeheure Ehrfurcht vor den Richtern gehabt. Und sie war auch besonders stolz auf ihren Vater gewesen, der sich hier so gut auskannte. Jetzt versuchte sie, sich in ihre Kindheit zurückzuversetzen und sich vorzustellen, wie das alles auf einen Siebenjährigen wirken musste, der zum ersten Mal hier war. Und der keinen Vater hatte, der ihm alles erklärte und damit die Angst nahm.
Als hätte Jake ihre Gedanken lesen können, zupfte er Graham in diesem Moment am Ärmel und fragte ängstlich: „Wenn das vorbei ist, können wir dann schnell wieder nach Hause fahren, Dad?”
Caitlin sah mitfühlend auf ihn herab. Sie war froh über Grahams Anwesenheit. Er hielt den kleinen Jungen fest bei der Hand gepackt und strahlte eine Ruhe und Sicherheit aus, über die sie sich nur wundern konnte.
„Natürlich”, erwiderte sie fest, da Graham nicht antwortete. „Wir drei fahren sofort wieder nach Hause, sobald alles vorbei ist.”
Graham hatte mit der Antwort gezögert, weil er sich offenbar in einem inneren Konflikt befand, was er Jake sagen wollte. Einerseits wollte er ihm seine Angst nehmen, andererseits keine falschen Hoffnungen wecken. Stattdessen drückte er beruhigend seine Hand. Jetzt mussten sie erst einmal die Gerichtsverhandlung überstehen, danach würde man weitersehen.
Um sich eine kleine Hintertür offenzuhalten, meinte er vorsichtig: „Nun, es kann schon sein, dass du deine Mutter vielleicht am Wochenende besuchen …“
„Nein!” Jake entzog ihm sofort die Hand und stampfte mit dem Fuß auf. „Das will ich aber nicht!” Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte seine Mutter in keiner guten Erinnerung. Schließlich hatte sie ihn damals verlassen. Ihn und seinen Vater. „Ich will bei euch bleiben.”
„Und das wirst du auch!” versprach Caitlin ihm fest. Sie konnte es nicht ertragen, Jake, der ihr inzwischen ans Herz gewachsen war, leiden zu sehen.
Jake sah zweifelnd zu ihr, dann wieder zu Graham. „Ganz bestimmt?”
„Ganz bestimmt!”
Graham sah sie ärgerlich an. Er fand, dass sie ihre Grenzen überschritt. Dazu hatte sie kein Recht. „Cait…”
Caitlin wusste, er war ärgerlich auf sie. Aber es war ihr egal. Die letzten Tage waren hart gewesen. Sie waren wie Fremde miteinander umgegangen. Immer wieder hatte Graham eine Ausrede gesucht und auch gefunden, um nicht zu ihr ins Bett zu müssen.
Und sie war ohne ihn eingeschlafen. Fast erschien es ihr, als wären die zwei Liebesnächte gar nicht geschehen. Jedenfalls tat Graham alles, um sie nicht vergessen zu lassen, dass es sich nur um eine Ehe auf Zeit handelte.
Caitlin war entschlossen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Aber was sollte sie machen, wenn er ihr keine Chance gab?
„Wir müssen uns beeilen, Graham.”
Er folgte ihr nach, sein Schweigen drückte Missbilligung aus.
Am Ende des Korridors wartete ein glatzköpfiger Mann in einem beigen Anzug auf sie. Er trug eine schmale Aktentasche unter dem Arm und sah immer wieder nervös auf seine Uhr.
Caitlin schaute Graham fragend an. Er nickte. Ja, das war sein Anwalt. Es hatte Caitlin große Selbstüberwindung gekostet, darauf zu verzichten, ihren Familienanwalt einzuschalten. Sie wollte Graham nicht bloßstellen, hatte aber trotzdem das Gefühl, dass dies besser gewesen wäre, als sich mit einem unerfahrenen Verteidiger zu begnügen.
Der Mann war offensichtlich erleichtert, sie zu
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