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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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ihr hinters Ohr gesteckt hatte.
    Ein Festmahl für den König der Bettler … und Blumen für seine Dame.
    Gerard presste seine Trophäe in der Faust zusammen, während Smythe durchs Foyer trottete und mit effizientem Schnalzen sämtliche Lampen löschte, um dann zum selben Zweck im Salon zu verschwinden. Dieses eine Mal war Gerard die Dunkelheit willkommen. Sie passte zu seiner Stimmung.
    Er fühlte, wie jemand ihn beobachtete, was seine ohnmächtige Wut nur noch mehr reizte. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, entdeckte er hoch auf ihrem Podest aus Eichenholz die Büste von Admiral Sir Lucien Snow, die auf ihn herunterhöhnte.
    Er holte mit der Faust aus und schlug sie herunter. In einer hoch befriedigenden Explosion aus Terrakottabrocken zerschellte die Büste auf dem Parkett. Hinter ihm erklang ein höfliches Räuspern.
    Das tönerne Opfer besänftigte Gerards Zorn einen Moment lang. Smythe, dachte er. Des Admirals ergebener Gefolgsmann, natürlich! Der allwissende, alles sehende Smythe.
    Er fuhr herum, die reulose Haltung eine Forderung zum Duell. »Tut mir schrecklich Leid. Ich muss im Dunklen dagegengestoßen sein.«
    Smythes freundlicher Tonfall enthielt nicht die Spur eines Tadels. »Verstanden, Sir. Das hätte jedem passieren können. Ich hole einen Besen.«
    Gerard schaute mit finsterer Miene der Nachtmütze des Butlers hinterher, die hüpfend im Schatten verschwand, und fragte sich, ob er im rätselhaften Diener des Amirals einen Freund hatte oder einen Feind.
     
    Niemand hämmerte am nächsten Morgen an die Tür des Pförtnerhauses. Nachdem Gerard die eine Hälfte der Nacht damit verbracht hatte, in die sterbende Glut des Feuers zu starren, die andere mit quälenden Träumen, war er um zehn Uhr erwacht und hatte einen schmalen Umschlag unter der Tür entdeckt. Hin- und hergerissen zwischen Reue und Erleichterung und überzeugt, eine Kündigung vorzufinden, machte er den Umschlag auf.
    Doch Smythe schrieb lediglich, dass man seiner Dienste als Leibwächter die nächsten Tage nicht bedurfte, da Miss Snow nicht ausgehen würde. Der Admiral jedoch würde seine Hilfe beim Ausarbeiten der Memoiren zu schätzen wissen. Ein knappes Postskriptum in der Handschrift seines Arbeitgebers setzte ihn davon in Kenntnis, dass man ihm den Preis für die Büste, die er so tollpatschig zerschmettert hatte, allmonatlich in kleinen Raten vom Lohn abziehen würde.
    Gerard hätte über Letzteres wohl gelacht, wäre sein Blick nicht ein paar Zeilen hinaufgewandert. Miss Snow wird sich nicht außer Haus begeben …
    Sollte die Tochter des Admirals in ihrem Zimmer eingeschlossen werden wie im Mittelalter die in Ungnade gefallenen Prinzessinnen? Er zerknüllte den Brief in der Faust. Und wenn schon, was kümmerte es ihn? Lucinda Snow war für ihn nicht von Belang. Wenn sie sich dazu entschied, ihr Leben unter der Fuchtel ihres tyrannischen Vaters zu verbringen, was ging es ihn an? Doch der flüchtige Blick auf jene andere Frau ließ ihn nicht los – eine temperamentvolle, lachende Frau, die sich wie ein unartiges kleines Kind die Taschen voller Bonbons gestopft hatte.
    Als die nächsten Tage sich wie ein träger Strom dahinwälzten, wünschte er sich immer verzweifelter, sich von Iona und dessen junger Herrin befreien zu können. Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, sich selbst freudlose Gesellschaft zu leisten. Einsam zu sein, hatte ihn nie gequält. Doch jetzt nagte die Leere sehnsuchtsvoll in seiner Magengrube. Als die letzten trotzigen Blätter sich dem nahenden Winter ergaben, war sein Nervenkostüm dünn geworden. Mit jedem Tag fiel es ihm schwerer, dem Admiral gegenüber höflich zu bleiben, nur um dessen private Korrespondenzen durchsehen zu können und ein paar Momente unbeobachtet in der Bibliothek zu verbringen. Seine ehrerbietigen Worte wollten ihm im Halse stecken bleiben, erstickt von Selbstverachtung.
    Er schlief schlecht und erhob sich jeden Morgen vor Sonnenaufgang, um widerwillig und ziellos über das Grundstück zu wandern. Er hatte vergessen, wie gnadenlos der Londoner Spätherbst sein konnte, doch er zog die frostige Kälte dem vertrauten Frösteln vor, das durch seine Seele kroch. Jenem Frösteln, das dem verschlungenen Labyrinth der Gassen entlang des Flusses entstammte und unter den feuchten Steinen einer anderen Welt hauste.
    Obwohl er sich pausenlos klar machte, dass die Tochter des Admirals eine Ablenkung darstellte, die er sich nicht leisten konnte, führten seine Wanderungen ihn

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