Verfuehrt von einem Highlander
wieder Isobel zuwandte. Er betrachtete ihren Mund, das gesunde Rot ihrer Wangen, das ihre Augen noch größer aussehen und noch grüner strahlen ließ. Es konnte nicht wahr sein, dass dieses herrliche, mutige Mädchen Atemprobleme hatte. Stimmte das? Wenn es so war, warum zur Hölle arbeitete sie dann so viel? Weil es niemanden sonst hier gibt, der die Arbeit für sie erledigt, beantwortete er sich diese Frage selbst und schwor sich, etwas gegen diesen Zustand zu unternehmen.
Als sie vor ihm stand, bemerkte Tristan überrascht das gleiche Lächeln auf ihrem Gesicht wie an dem Tag, an dem er ihr wegen Alex seine Hilfe angeboten hatte.
»Wirklich, Mr. MacGregor, Ihr müsst Euch nicht um unsere Arbeit kümmern. Wir sind daran gewöhnt zu …«
»Nennt mich bitte Tristan!«, sagte er, stieß die Forke in den Boden und stützte sich auf den Stiel. »Und ich will helfen.«
»Dann vielen Dank. Hier sind Eure Kleider.« Sie drückte sie ihm in die Arme. »Ich habe Eure zerschlissenen Stiefel durch die von Alex ersetzt. Sie könnten ein wenig eng sein, weil Ihr größer als er seid.« Sie warf ihren Brüdern noch einen Blick zu, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte und auf das Feld zuging, auf dem Patrick und Cameron arbeiteten.
Tristan sah ihr einen Moment nach, ehe er nach den Stiefeln griff, die Tamas ihm hinhielt. Er stellte sich dem Jungen in den Weg, als der seiner Schwester folgen wollte.
»Hältst du das für mich?« Ohne Tamas die Möglichkeit zu lassen, sich zu weigern, gab ihm Tristan sein Hemd und seine Hosen. Er lächelte den Missetäter an, während er jeden Schuh hochhob und mögliche Steine herausschüttelte.
»Ich hatte eigentlich das Schlimmste erwartet. Das enttäuscht mich nun eher.«
Tamas grinste höhnisch, ließ Tristans Kleider auf den Boden fallen und streckte Tristan die Zunge heraus, während er auf ihnen herumtrat.
In seiner Arroganz entging ihm die rasche Bewegung, mit der Tristan ihm ein Bein stellte. Tamas stürzte und landete hart auf dem Hosenboden.
»Möchtest du um einen Waffenstillstand bitten?«, fragte Tristan und baute sich über ihm auf. »Oder möchtest du herausfinden, mit welchen Mitteln ein erfahrener Teufelsbraten kämpft?«
Tamas drehte sich auf den Rücken und starrte zu ihm hoch. »Fragt mich das, nachdem ich Euch Würmer ins Essen getan habe!«
»Wie du willst«, seufzte Tristan und hob seine Kleider auf. »Es ist deine Entscheidung.«
Tristan verursachte kein Geräusch, als er im Dunkeln an der Wand entlang zu Tamas’ Zimmer schlich. Er hatte nicht vor, dem Jungen wehzutun. Jedenfalls nicht ernsthaft. Aber Tamas wuchs zu einem jungen Mann heran, ohne die sorgsame Führung zu haben, die er brauchte, um Ehrgefühl und Bescheidenheit zu entwickeln.
Was er vorhatte, um den Jungen zu zähmen, war zu dessen eigenem Besten und zum Frieden in seiner Familie. Patrick schien die Tugenden zu besitzen, die sein jüngster Bruder noch lernen musste, doch er hatte nicht die Zeit, sie den Bruder zu lehren. Und was Alex anging – der hatte bereits bewiesen, dass er ganz sicher kein Beispiel für löbliche Tugenden war. Cameron war zu ruhig, zu passiv, um Tamas davon abzuhalten, eine Landplage zu werden und seiner Schwester Kummer zu bereiten. Tamas musste bei jemandem in die Schule gehen, der nicht nachgeben würde, bis er seine Lektionen gelernt hatte. Der Junge war hinterhältig und würde darauf brennen, ein Kräftemessen zu gewinnen. Tristan lächelte und freute sich auf die Herausforderung.
»Wo seid Ihr gewesen?«, wisperte eine Stimme aus der Dunkelheit. »Ich dachte, Ihr würdet nicht mehr kommen.«
»Ich halte immer mein Wort, John.« Tristan grinste seinen Komplizen an und streckte die Hände aus. »Hast du genug dabei?«
»Zwei Taschen voll«, erwiderte John und reichte ihm eine.
Tristan hatte John um seine Hilfe gebeten, und nachdem er dem Jungen seinen Plan dargelegt hatte, war der Feuer und Flamme gewesen. John musste diesen Gegenschlag ebenso nötig führen, wie es für Tamas wichtig war, das Ziel der Aktion zu sein.
»Gut. Dann los!«
Wie Diebe im Schutz der Nacht stahlen sie sich in das Zimmer des schlafenden Tamas und verteilten Dutzende von Distelblättern, die John gesammelt hatte: auf dem Boden, in Tamas’ Stiefeln, in seinen Taschen und in seinem Bett. Auf ihrem Rückweg zur Tür entdeckte Tristan den Gegenstand, nach dem er ausgeschaut hatte, sorgsam abgelegt auf einer Bank. Er griff ihn sich und schob ihn in die Tasche seiner Hose.
»Wozu
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