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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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ganze Haltung, ihr Gebaren. Sie hatte das Haar lose zurückgekämmt, ein paar störrische Locken hatte sie sich hinter das Ohr gesteckt, und ihre Lippen – nun, sie lächelte zwar nicht, aber sie sahen auch nicht verkniffen aus. Wenn man sich überlegte, was an diesem Tag alles passiert war, verhielt sie sich erstaunlich heiter und gefasst. Sie wirkte sogar ein wenig glücklich. Wenn nicht für sich selbst, dann für Jack und Grace.
    „Der Heiratsantrag war sehr romantisch“, informierte sie ihn.
    „Sie waren dabei?“
    Sie grinste. „Wir alle.“
    „Sogar meine Großmutter?“
    „O ja.“
    Er lachte in sich hinein, trotz seiner Entschlossenheit, ärgerlich zu bleiben. „Wie schade, dass ich das verpasst habe.“
    „Ja, das finde ich auch schade.“
    In ihrer Stimme lag ein gewisser Ton … Und als er aufsah, entdeckte er auch etwas in ihrem Blick. Aber er wollte es nicht sehen. Er wollte nichts davon wissen. Er wollte weder ihr Mitleid noch ihr Mitgefühl oder was diese furchtbare Miene – ein wenig mütterlich, ein wenig traurig, als wollte sie all seine Probleme mit einem Kuss und einem freundlichen Tätscheln verscheuchen – auch ausdrücken mochte.
    War es denn zu viel verlangt, dass er ein paar Momente für sich wollte, um sich ungestört seinem Jammer hinzugeben?
    Es waren seine Probleme, man konnte so etwas nicht mit einem anderen teilen – von wegen geteiltes Leid.
    Ah ja, früher einmal war ich als Duke of Wyndham bekannt.
    Er würde sich wirklich prächtig amüsieren auf Gesellschaften.
    „Ich glaube, dass Mr. Audley Angst hat“, sagte Amelia.
    „Das sollte er auch.“
    Sie nickte zustimmend, ihre Miene war nachdenklich. „Das ist wohl richtig. Er wird eine Menge lernen müssen. Sie waren immer so furchtbar beschäftigt, wenn ich auf Belgrave war.“
    Er nahm einen Schluck Bier, nicht weil er wollte – es war sein dritter Krug, und er fand, allmählich habe er genug. Aber wenn sie glaubte, dass er vorhabe, sich bis zur Besinnungslosigkeit zu besaufen, würde sie vielleicht gehen.
    Ohne sie wäre es einfacher.
    Heute. Hier. Er war Mr. Thomas Cavendish, Gentleman aus Lincolnshire, und in diesem Moment wäre es ohne sie einfacher.
    Aber sie tat ihm nicht den Gefallen, im Gegenteil, sie machte es sich auf ihrem Stuhl erst so richtig bequem. „Grace hilft ihm bestimmt. Sie weiß so viel über Belgrave.“
    „Sie ist eine gute Frau.“
    „Ja.“ Sie sah auf ihre Finger, während sie angelegentlich die Kratzer und Dellen auf der Tischplatte nachfuhr. Schließlich sah sie auf. „Vor dieser Reise kannte ich sie gar nicht so gut.“
    Er hielt das für eine merkwürdige Bemerkung. „Sie kennen sie doch Ihr Leben lang.“
    „Aber nicht gut“, stellte sie klar. „Sie war immer eher Elizabeths Freundin als meine.“
    „Ich könnte mir vorstellen, dass Grace da anderer Meinung ist.“
    Sie hob die Brauen, gerade genug, um geringschätzig zu wirken. „Man merkt sofort, dass Sie keine Geschwister haben.“
    „Was soll das heißen?“
    „Mit Geschwistern kann man unmöglich gleich gut befreundet sein. Eines davon muss immer der bessere Freund sein.“
    „Dann ist es sicher besonders kompliziert“, sagte er trocken, „sich mit den Schwestern Willoughby anzufreunden.“
    „Fünf Mal komplizierter, als sich mit Ihnen anzufreunden.“
    „Aber bei Weitem nicht so schwierig.“
    Sie betrachtete ihn mit kühler Miene. „Im Augenblick würde ich Ihnen da zustimmen.“
    „Autsch.“ Er lächelte, aber ohne Humor.
    Sie reagierte nicht, was ihn aus irgendeinem Grund ärgerte. Und daher – obwohl er wusste, dass er sich wie ein Esel aufführte – beugte er sich vor und sah auf ihre Hände.
    Sofort zog sie sie zurück. „Was machen Sie da?“
    „Ich suche nach Krallen“, erwiderte er süffisant.
    Sie stand auf. Abrupt. „Sie sind ja nicht Sie selbst.“
    Darüber musste er lachen. „Das fällt Ihnen erst jetzt auf?“
    „Ich rede nicht von Ihrem Namen“, gab sie zurück.
    „Oh, dann muss es mein charmantes Benehmen sein.“
    Sie kniff die Lippen zusammen. „Sie sind doch sonst nicht so sarkastisch.“
    Lieber Himmel. Was erwartete sie denn von ihm? „Bitte haben Sie doch ein wenig Mitgefühl, Lady Amelia. Ist es mir gestattet, den Verlust von allem, was mir am Herzen liegt, wenigstens ein paar Stunden zu betrauern?“
    Sie setzte sich, doch ihre Bewegungen waren vorsichtig, und sie wirkte nicht so, als fühlte sie sich wohl. „Verzeihen Sie.“ Sie biss die Zähne zusammen und schluckte,

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