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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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mit Ihnen? Geht es meiner Großmutter gut?“
    „Uns ist beiden nichts passiert“, versicherte sie ihm. „Der Kutscher allerdings hat eine hässliche Beule am Kopf. Ich habe mir erlaubt, ihm drei Tage freizugeben, damit er sich erholen kann.“
    „Natürlich“, erklärte er sich sofort einverstanden, aber innerlich machte er sich die größten Vorwürfe. Er hätte ihnen nicht erlauben dürfen, allein zu fahren. Ihm hätte klar sein müssen, dass sie spät zurückkehren würden. Und was war mit den Willoughbys? Es war zwar nicht damit zu rechnen, dass ihnen ebenfalls aufgelauert worden war, schließlich waren sie in die andere Richtung unterwegs gewesen. Die Sache war ihm trotzdem unangenehm. „Ich muss Sie um Vergebung bitten“, sagte er. „Ich hätte darauf bestehen müssen, dass Sie mehr als einen berittenen Begleiter mitnehmen.“
    „Seien Sie nicht albern. Sie können nichts dafür. Wer hätte gedacht …“ Sie schüttelte den Kopf. „Uns ist nichts passiert. Das ist das Wichtigste.“
    „Was haben Sie geraubt?“, wollte er wissen, denn die Frage schien ihm naheliegend.
    „Nicht viel“, erwiderte Grace leichthin. Fast hatte es den Anschein, als wollte sie die Situation herunterspielen. „Von mir gar nichts. Vermutlich sieht man mir an, dass ich keine Reichtümer besitze.“
    „Großmutter ist sicher außer sich vor Zorn.“
    „Sie ist ein wenig durcheinander“, räumte Grace ein.
    Beinahe hätte er gelacht. Natürlich wäre es unangemessen und nicht nett gewesen, aber er hatte schon immer einen Sinn für vornehme Zurückhaltung gehabt. „Hat sie nicht die Smaragde getragen?“ Er schüttelte den Kopf. „Die alte Schachtel ist ja ganz vernarrt in diese Steine.“
    „Sie konnte die Smaragde retten“, erwiderte Grace, und daran, dass sie ihn nicht dafür tadelte, seine Großmutter eine alte Schachtel genannt zu haben, erkannte er, das Grace wirklich erschöpft war. „Sie hat sie unter dem Sitzpolster versteckt.“
    Er war unwillkürlich beeindruckt. „Wirklich?“
    „Eigentlich habe ich sie dort versteckt“, verbesserte Grace sich. „Sie hat sie mir in die Hand gedrückt, bevor die Räuber die Kutsche erreicht hatten.“
    Ihr Einfallsreichtum entlockte ihm ein Lächeln. Nach einer für sie recht untypischen verlegenen Pause sagte er: „Das erklärt immer noch nicht, warum Sie um diese Uhrzeit noch auf sind. Sie haben ebenfalls Ruhe verdient.“
    Sie geriet ins Stottern, und er fragte sich, was um alles in der Welt sie wohl derart in Verlegenheit bringen könnte. Schließlich gab sie zu: „Ihre Großmutter hat eine merkwürdige Bitte an mich gerichtet.“
    „All ihre Bitten sind merkwürdig“, erwiderte er unverzüglich.
    „Nein, diese hier … na ja …“ Sie stieß einen entnervten Seufzer aus. „Sie hätten nicht zufällig Lust, mit mir ein Bild aus der Galerie zu holen?“
    Das hatte er nun wirklich nicht erwartet. „Ein Bild?“, wiederholte er.
    Sie nickte.
    „Aus der Galerie?“
    Wieder nickte sie.
    Er versuchte es sich vorzustellen … und gab auf. „Vermutlich handelt es sich dabei nicht um eines dieser kleinen quadratischen?“
    Sie sah aus, als könnte sie vielleicht anfangen zu lächeln. „Die mit den Obstschalen?“
    Er nickte.
    „Nein.“
    Lieber Himmel, nun war seine Großmutter endgültig übergeschnappt. Eigentlich war das gar nicht schlecht. Vielleicht konnte er sie ins Irrenhaus stecken. Er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendwer Einwände erheben würde.
    „Sie möchte ein Porträt Ihres Onkels.“
    „Welches Onkels?“
    „John.“
    Thomas nickte und überlegte, warum er überhaupt nachgefragt hatte. Natürlich hatte er seinen Onkel nicht mehr kennengelernt; John Cavendish war ein Jahr vor der Geburt seines Neffen gestorben. Aber Belgrave Castle hatte lange in seinem Schatten gestanden. Die Herzoginwitwe hatte ihren mittleren Sohn immer vorgezogen, und alle hatten es gewusst, vor allem ihre anderen beiden Söhne. „Der war schon immer ihr Liebling“, murmelte er.
    Grace sah ihn fragend an. „Aber Sie haben ihn nicht gekannt.“
    „Nein, natürlich nicht“, erwiderte er brüsk. „Er starb, bevor ich auf die Welt kam. Aber mein Vater erzählte mir von ihm.“
    Ziemlich oft sogar. Und nie liebevoll.
    Trotzdem konnte er Grace wohl dabei helfen, das Bild von der Wand zu wuchten. Allein wäre das arme Mädchen doch gar nicht in der Lage dazu. Er schüttelte den Kopf. „Ist das Bild nicht lebensgroß?“
    „Leider ja.“
    Lieber Himmel. Was seiner

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