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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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sagte Amelia rasch, „bitte, gehen Sie mit meinem Vater nicht zu streng ins Gericht. Die Umstände sind wirklich außergewöhnlich.“
    „Das weiß keiner besser als ich.“ Thomas sprach zwar mit ihr, wandte dabei aber den Blick nicht von ihrem Vater ab. „Entschuldigen Sie sich bei Amelia, sonst lasse ich Sie hinauswerfen.“
    Amelia hielt den Atem an. Sie alle hielten den Atem an, schien es, außer vielleicht Thomas, der aussah wie ein Krieger aus alten Zeiten, der seinen Tribut forderte.
    „Es tut mir leid“, sagte ihr Vater und blinzelte verwirrt. „Amelia“, fuhr er fort und sah sie dabei endlich an, „du weißt, dass ich …“
    „Ich weiß“, unterbrach sie ihn. Es war genug. Sie kannte ihren Vater, wusste, wie gütig er sonst war.
    „Wer ist der Mann?“, fragte ihr Vater und deutete auf Mr. Audley.
    „Er ist der Sohn meines Onkels.“
    „Charles?“ Amelia keuchte bestürzt auf. Der Sohn des Mannes, den ihre Mutter ursprünglich hatte heiraten sollen?
    „John.“
    Der, der auf See gestorben war. Der Liebling der Herzoginwitwe.
    Ihr Vater nickte erschüttert. „Sind Sie sich da sicher?“
    Thomas zuckte nur mit den Schultern. „Sehen Sie sich doch das Porträt an.“
    „Aber sein Name …“
    „… war ursprünglich Cavendish“, mischte Mr. Audley sich ein. „In der Schule wurde ich als Cavendish-Audley geführt. Sie können die Unterlagen einsehen, wenn Sie möchten.“
    „Hier?“, fragte ihr Vater.
    „In Enniskillen. Ich bin erst nach meinem Armeedienst nach England gekommen.“
    Ihr Vater nickte beifällig. Sie erinnerte sich, dass er selbst gern zum Militär gegangen wäre. Das ging natürlich nicht. Er hatte den Titel mit siebzehn geerbt, außer ihm gab es keine männlichen Erben. Crowland konnte es nicht riskieren, den letzten Earl zu verlieren, bevor der Gelegenheit gehabt hatte, sich fortzupflanzen. Jetzt hatte er allerdings fünf Töchter. Amelia fragte sich, ob er sich manchmal wünschte, zur Armee gegangen zu sein. Soweit es die Earls-Würde anging, war das Ergebnis dasselbe.
    „Ich bin überzeugt davon, dass wir miteinander verwandt sind“, sagte Thomas ruhig. „Bleibt nur noch die Frage, ob wir es auch dem Gesetz nach sind.“
    „Das ist eine Katastrophe“, brummte ihr Vater und ging zum Fenster hinüber.
    Alle Blicke folgten ihm – was sollte man auch sonst ansehen in diesem Zimmer, in dem sich nichts regte?
    „Ich habe den Vertrag in gutem Glauben unterzeichnet“, sagte er, während er auf den Rasen hinausstarrte. „Vor zwanzig Jahren habe ich den Vertrag unterschrieben.“
    Amelias Augen weiteten sich. So hatte sie ihren Vater noch nie reden hören. Seine Stimme war angespannt, zitterte, er hatte sie kaum unter Kontrolle.
    Abrupt drehte er sich um. „Verstehen Sie?“, fragte er. Zuerst war nicht ganz klar, wen er meinte, bis sein Blick schließlich bei Thomas’ Gesicht stehen blieb.
    „Ihr Vater kam mit seinen Plänen zu mir, und ich war einverstanden, weil ich Sie für den rechtmäßigen Erben des Herzogtitels gehalten habe. Sie sollte Duchess werden. Duchess of Wyndham! Glauben Sie, ich hätte Ihnen meine Tochter versprochen, wenn ich gewusst hätte, dass Sie nichts sind als … als …“
    Das Gesicht ihres Vaters war rot und hässlich geworden, als er versuchte, in Worte zu fassen, was Thomas jetzt war. Oder sein würde, falls Mr. Audleys Ansprüche gerechtfertigt waren. Amelia war übel. Um ihrer selbst willen. Um Thomas’ willen.
    „Sie dürfen mich Mr. Cavendish nennen, wenn Sie möchten“, sagte Thomas. Seine Stimme war unheimlich ruhig. „Wenn Sie glauben, dass Ihnen das hilft, sich mit der Vorstellung vertraut zu machen.“
    Aber ihr Vater war noch nicht fertig. „Ich werde nicht zulassen, dass meine Tochter betrogen wird. Wenn Sie sich nicht als der rechtmäßige Duke of Wyndham erweisen, dürfen Sie die Verlobung als null und nichtig betrachten.“
    Nein!
    Amelia hätte es am liebsten laut herausgeschrien. Er konnte nicht einfach alles vernichten. Das durfte er ihr nicht antun . Panisch sah sie zu Thomas. Er würde doch sicher etwas dazu sagen. Zwischen ihnen war etwas geschehen. Sie waren keine Fremden mehr. Er mochte sie. Er machte sich etwas aus ihr. Er würde um sie kämpfen.
    Aber nein.
    Ihr sank das Herz. Ein bleiernes Gewicht senkte sich auf sie herab.
    Anscheinend nicht.
    Denn als sie wieder einigermaßen klar sehen konnte, entdeckte sie, dass er nickte. Und dann sagte er: „Wie Sie wünschen.“
    „Wie Sie wünschen“,

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