Verfuehrt zur Liebe
tief ein, stockte, spürte die Enge in ihrer Brust, die nicht gewichen war seit dem Moment im Tempel.
Mit einem unterdrückten Fluch warf sie die Decke zur Seite und stand auf. Sie hatte ihr Kleid für den nächsten Tag bereitgelegt und schlüpfte nun hinein, schnürte es notdürftig zu, dass niemandem etwas auffiel, sollte sie doch jemandem begegnen, zog sich ihre Schuhe an und steckte die Strümpfe in ihre Taschen, warf einen letzten Blick zu Lady O. in dem großen Bett, dann schlich sie zur Tür, öffnete sie leise und schlüpfte auf den Flur.
Simon stand am Fenster, ohne Rock und Weste, hatte ein Glas Brandy in der Hand und schaute nach unten in die Gärten. Er versuchte nicht zu denken. Versuchte seine Gedanken zu beruhigen. Versuchte zu ignorieren, dass sich das Raubtier in ihm regte, seine Ängste überhandzunehmen drohten. Sie waren grundlos, das wusste er, aber dennoch ...
Die Tür ging auf; er blickte sich um - drehte sich um, als Portia ins Zimmer trat und sie vorsichtig hinter sich schloss.
Dann blickte sie sich um, sah ihn. Durch die Schatten hinweg musterte sie ihn, durchquerte den Raum und blieb einen guten Schritt vor ihm stehen, bemühte sich, in seiner Miene zu lesen.
»Ich hatte nicht geglaubt, dass du noch wach wärest.«
Er sah ihr ins Gesicht, spürte mehr, als dass er sie sehen konnte, ihre plötzliche Verunsicherung. »Ich hatte nicht mit dir gerechnet - ich hätte nicht gedacht, dass du kommen würdest.«
Er zögerte nur noch einen Moment, dann stellte er sein Glas auf das Fensterbrett und griff nach ihr - während sie in seine Arme trat.
Sie schlossen sich um sie; ihre eigenen legte sie um seinen Hals und verschränkte sie, als ihre Lippen sich trafen. Ihre Münder verschmolzen, ihre schmerzenden Körper drängten sich aneinander. Eine lange Minute klammerten sie sich an den Kuss - Rettung in einer Welt, die mit einem Mal gefährlich geworden war.
Sie seufzte, als es zu Ende war und er den Kopf hob. Sie legte ihren an seine Schulter. »Es ist furchtbar - schrecklich. Wie hat Kitty das nur machen können? Selbst nur so zu tun ...« Sie erschauerte, hob den Kopf und schaute ihm in die Augen. »Mir wird körperlich schlecht davon.«
Sein Lachen war barsch, knapp. »Die Sache schmeckt mir auch nicht sonderlich.«
Sie zu spüren, schlank und lebendig warm unter seinen Händen, ihre Brüste an seiner Brust, ihre Schenkel an seinen Hüften - einfach ihre Nähe besänftigte ihn wie nichts sonst. Das Versprechen, dass sie ihm gehörte, lag unausgesprochen
in ihrer Haltung, und das Raubtier in ihm war beschwichtigt, schnurrte zufrieden.
Er streichelte ihren Rücken, spürte ihre augenblickliche Reaktion. Lächelte. »Wir sollten besser zu Bett gehen.«
»Hm.« Sie erwiderte sein Lächeln, reckte sich und berührte seine Lippen mit ihren. »Das sollten wir besser - das ist vermutlich der einzige Weg, wie wir beide wenigstens etwas Schlaf finden.«
Er lachte; es fühlte sich so gut an; die Zweifel und der Ärger des Tages verschwanden, ließen ihn wieder freier atmen, wieder leben und lieben.
Frei, sie zu lieben.
Er ließ zu, dass sie seine Hand nahm und ihn zum Bett zog, ließ sie gewähren. Gab ihr alles, was sie wollte, und mehr, auch wenn er nicht wusste, ob sie es inzwischen begriffen hatte.
Ob sie erkannt oder erraten hatte, dass er sie liebte.
Es schien nicht mehr wichtig zu sein, ob sie das hatte; was er fühlte, war einfach da, zu real, zu stark und zu sehr Teil von ihm, um es zu leugnen.
Was sie betraf ... sie wäre nicht hier, heute Nacht, bei ihm, wenn sie nicht in ihrem Herzen dasselbe empfände. Wieder konnte er nicht sagen, ob sie das schon erkannt hatte, geschweige denn, ob sie es zugeben würde.
Er war bereit, geduldig zu sein.
Nackt auf dem Bett liegend schaute er sie an, während sie ihn voller Leidenschaft liebte. Er ließ es geschehen, überließ sich ganz seinen Gefühlen.
Nachdem sie beide den Höhepunkt erreicht hatten, hüllte Seligkeit sie ein, bis sie nichts mehr wahrnahmen als den Gleichklang ihrer klopfenden Herzen.
Wärme umfing sie, verschluckte sie.
Ineinander verschlungen schliefen sie ein.
Sich am Morgen zu trennen war schwer. Sie spürten das beide. Sie versuchten sich von dem zu befreien, das sie nun verband, tiefer, als sie es je für möglich gehalten hätten, kostbarer, als sie es sich je hätten ausmalen können.
Als Portia kurz nach dem Morgengrauen aus seinem Zimmer schlüpfte - alleine, nach einem leisen, aber dennoch hitzigen Streit,
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