Verfuehrt zur Liebe
mit einem kühlen Nicken vorüber. Er hatte sie nicht aus den Augen gelassen, seit sie eingetreten war. Seine Miene war unbeweglich, wie aus Stein; es war unmöglich für sie zu sagen, was er dachte.
Das Letzte, was sie wollte, war, seine Beschützerinstinkte weiter anzustacheln; sie ging weiter und stellte sich zu Ambrose und Lady Calvin.
Simon beobachtete, wie Portia lächelte und Ambrose bezirzte. Seine Gesichtsmuskeln verkrampften sich noch mehr, als er ein Stirnrunzeln zu unterdrücken versuchte. Warum er so empfand, wie er es tat - was das für Gefühle waren, die in ihm wüteten -, war er nicht in der Stimmung zu erforschen. Nie in seinem Leben hatte er sich so gefühlt - mehr als gereizt, fast aufgewühlt.
Die Tatsache, dass er keine Ahnung hatte, warum, es nicht verstand, verstärkte den Druck nur noch. Etwas hatte sich geändert, aber er konnte seinen Verstand nicht lange genug von dieser alles überlagernden Besessenheit mit ihr klären, um zu identifizieren, was es war.
Heute Nachmittag hatte er auf der Lauer gelegen, darauf gewartet, dass Portia wieder nach unten kam, nachdem sie Lady O. auf ihr Zimmer gebracht hatte. Er wollte mit ihr reden, sie dazu bringen, ihm zu verraten, was sie herausfinden wollte.
Aber sie war nicht erschienen - oder besser gesagt, er hatte sie nicht finden können, was die Frage nach sich zog, wohin sie gegangen war und mit wem.
Er konnte sie aus dem Augenwinkel sehen, eine schlanke Gestalt in zartem Perlgrau, das dunkle Haar hochfrisiert, eleganter, als er es bei ihr zuvor gesehen hatte. Die Frisur ließ ihren Nacken frei, lenkte die Aufmerksamkeit auf den anmutigen Schwung ihres Halses, ihre zarten Schulterknochen. Das Perlenhalsband, das sie trug ... eine Perlenreihe lag dicht um ihren Hals, die andere hing lang nach unten, sodass das Ende unter dem durchsichtigen Oberstoff baumelte, in den Schatten ihres Ausschnittes verschwand. Was seine Gedanken dorthin und somit auf gefährliche Bahnen lenkte. Seine Sinne blieben auf sie konzentriert, selbst wenn er wegschaute; seine Hände prickelten.
Sie bewegte sich unbewusst und ohne Arglist; wie sie sich unterhielt, hatte sich nicht geändert. Aber etwas in ihm wusste ohne Zweifel, dass sich ihre Absicht geändert hatte.
Warum ihn das kümmern sollte, begriff er nicht - er wusste nur, dass es so war.
Eine Bewegung neben der Tür erregte seine Aufmerksamkeit. Kitty war zu ihnen gestoßen. Sie war prächtig in weißen Seidensatin gekleidet, der großzügig mit Silberspitze besetzt war. Ihr blassblondes Haar hatte sie kunstvoll frisiert; Diamanten funkelten auf ihrem Busen und in ihren Ohrläppchen. Sie sah bezaubernd aus, und nicht zuletzt, weil sie Freude ausstrahlte - man konnte es an ihrer Miene ablesen, an ihren Augen und dem Glühen ihrer Haut.
Wie es sich gehörte, sprach sie erst mit den älteren Gästen, dann nahm sie Henrys Arm und begann von einer Gruppe zur anderen zu schlendern, blieb bei jeder stehen, um Komplimente zu machen und zu empfangen.
Simon schaute zu Portia. Als Kitty neben ihr stehen blieb, war das Ergebnis genauso, wie er erwartet hatte. Neben Portias weniger offen zur Schau gestellter Schönheit wirkte Kitty billig und überladen. Sie blieb nicht lange stehen, sondern ging weiter, kam zu ihm.
Sie hatten nur Zeit, ein paar Worte zu wechseln, ehe der Butler eintrat und verkündete, dass das Dinner bereit war.
Er führte Lucy in den Speisesaal, hoffte gegen alle Hoffnung ... aber nein, es gab eine festgelegte Sitzordnung, die vermutlich von Kitty stammte. Lord und Lady Glossup nahmen auf den Stühlen an den beiden Tischenden Platz; Kitty hatte sich und Henry in die Mitte gesetzt, auf gegenüberliegenden Plätzen, ganz so, wie es sich gehörte. Desmond war zu ihrer Linken, Ambrose rechts von ihr. Portia befand sich weiter unten an der Tafel zwischen Charlie und James; er, Simon, hatte seinen Platz am anderen Ende des Tisches, flankiert von Lucy und der nahezu schweigsamen Drusilla.
Hätten die Dinge anders gelegen, hätte er keinen Grund gehabt, sich zu beklagen - Lucy war charmant und fröhlich, auch wenn ihr Blick ein wenig zu oft zu James abschweifte. Drusilla war mit einer höflichen Bemerkung ab und zu mehr als zufrieden. Aber während des Essens musste er den Anblick ertragen, wie Portia kunstreich von James und Charlie unterhalten wurde.
Gewöhnlich hätte er sie nicht genauer beobachtet, nicht in dieser Umgebung; vor dem heutigen Tag war ihr Verhalten gegenüber Gentlemen beinahe einen Hauch
Weitere Kostenlose Bücher