Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehrung

Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
Vom Netzwerk:
Ihrer Majestät Kaiserin Maria Theresia gegenüber dankbar und ehrlich zeigt. Und als sehr, sehr fleißig.«
    Mit anderen Worten, dachte Giacomo, wenn du nur unser Geld nimmst und nicht nach Neapel gehst, um zu spionieren, dann wirst du bestimmt nicht mehr nach Rimini hineingelassen und kannst die Familie Lanti vergessen. Nun, damit hatte der Baron immerhin seine Karten ehrlich auf den Tisch gelegt. Und zusätzlich wusste er nun auch, dass Calori und ihre Familie heil hier eingetroffen waren. Giacomo fragte sich, wer von ihm geplaudert hatte: Marina und Cecilia, Petronio oder Calori selbst? Eigentlich wollte er wissen, wie der Offizier zu ihrer Bekanntschaft gekommen war. Sein Verstand sagte ihm, dass es vermutlich ganz ähnlich geschehen war wie bei ihm selbst. Wenn Signora Lanti ihre Kinder in Herbergen Anconas ermutigte, sich großzügigen Gästen zu nähern, tat sie es gewiss auch hier. Doch die plötzliche Vorstellung, nicht nur für die Geschwister Lanti, sondern auch für Calori nur einer von vielen gewesen zu sein, während er so weit gegangen war, sich Heiratsphantasien hinzugeben, verletzte ihn sehr und ließ die süße heiße Schokolade in seinem Mund bitter erscheinen.
    Sei nicht albern, sagte er streng zu sich selbst. Sie liebt dich.
    »Niemand, der gegenüber Untertanen der Kaiserin Anlass zu Dank hat, wird so töricht sein, diesen nicht reichlich zu erstatten«, sagte er laut, und Vais strahlte.
    »Ich wusste, dass wir uns einig werden.«
    Während Vais die Schokolade bezahlte, dachte Giacomo, seine Augen spielten ihm einen Streich, denn der junge Mann, den er auf der Straße vorbeigehen sah, war kein anderer als sein zeitweiliger Diener und Caloris angeblicher Bruder, Petronio. Petronio blieb stehen und öffnete den Mund, doch Giacomo schüttelte hastig den Kopf und wies auf den Offizier, ihm gegenüber. Petronio nickte und trat aus Giacomos Blickfeld. Als Vais ihm mitteilte, er müsse ihn jetzt auftragsgemäß bis vor das Stadttor bringen, war Petronio nicht mehr zu erblicken. Auf ihrem Weg wurden Giacomo und Vais nur eine Straße weiter von einem eiligen Spaziergänger angerempelt, der Giacomo, als er diesen unter tausend Entschuldigungen abklopfte, eine Adresse ins Ohr flüsterte.
    Inzwischen hatte es zu regnen begonnen, und so dicht und dunkel, wie die Wolken sich drängten, handelte es sich um keinen kurzen Frühlingsschauer. Giacomo schnitt eine Grimasse.
    »Vielleicht könnte ich die Gastfreundschaft Ihrer Majestät noch etwas länger …«
    »Nein, tut mir leid«, sagte Baron Vais bedauernd. »Befehl ist Befehl. Ich habe mich ohnehin schon über Gebühr mit Ihnen aufgehalten.«
    Im Regen vor das Cesenische Tor zu laufen und wie ein durchnässter Pudel dort abgeliefert zu werden war alles andere als ein Vergnügen. Vais streckte ihm ein paar Münzen hin »für die Reise nach Bologna« und versprach mehr, falls Giacomo mit Neuigkeiten aus Neapel nach Rimini zurückkehrte.
    »Viel Glück, mein Freund«, sagte er und machte kehrt, nicht ohne die Stadtwachen noch einmal auf Giacomo aufmerksam gemacht zu haben.
    Giacomo stellte sich bei der Kirche unter, die jenseits des Stadttores für Reisende und arme Sünder gebaut worden war, und fragte sich, ob der Österreicher wirklich annahm, dass er hier auf die Postkutsche warten oder einen Bauern darum bitten würde, ihn bis in das nächste Dorf mitzunehmen. Vielleicht war es auch nur eine Prüfung seines Einfallsreichtums. Wie dem auch sein mochte, er hatte nicht die geringste Absicht, seinen Tag nass in Kutsche, Scheune oder Bauernhof zu beschließen. Es war undenkbar, dass er es bis hierher geschafft hatte und dann Calori nicht sah. Aber es wäre wohl sinnlos, seine Münzen an die Stadtwachen zu verschwenden, nicht, nachdem sie gerade erst von dem Baron ermahnt worden waren.
    Musste er sein Gepäck in Pesaro aufgeben? Es waren ein paar Bücher dabei, an denen er hing, und ein paar ausgesprochen gut sitzende Seidenhosen. Allein deswegen nach Pesaro zurückzukehren und dabei zu riskieren, noch einmal bei der Garnison zu landen, diesmal womöglich in einem echten Kerker, kam allerdings auch nicht in Frage. Giacomo musste zugeben, dass es ihn durchaus interessierte, ob die Wachen dafür bestraft worden waren, dass sie ihn hatten entkommen lassen, und ob sie dumm genug waren, den Goldschatz der Contessa ausfindig zu machen. Gewiss nicht. Oder doch? Die menschliche Dummheit sollte man nie unterschätzen.
    Auch nicht die Bereitschaft zur Gewalt. Er

Weitere Kostenlose Bücher