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Verfuehrung

Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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bist viel zu dünn, Kleine.«
    Bis Giacomo und Petronio zurückkehrten, waren die vier schon halb auf dem Weg nach draußen. Petronio grinste.
    »Wie es der Zufall will, habe ich überhaupt nichts anderes zu tun, und auch keinen Hunger«, sagte er und warf sich auf das Sofa. Calori war versucht, ihm die Zunge herauszustrecken, aber das hätte sich schlecht mit ihrer neuen Würde vertragen. Außerdem hatte er gerade erst für sie die Fahrt nach Ancona und zurück unternommen. Er hatte es also verdient, sie ein wenig mit seiner Anwesenheit zu necken. Er würde es nicht übertreiben, das wusste sie.
    Giacomo kannte Petronio allerdings nicht so gut wie sie. Ein Hauch von Gereiztheit lag in seiner Stimme, als er sagte: »Unter anderen Umständen würde ich Ihnen gerne wieder Trinkgeld geben, mein Freund, aber mein Gepäck befindet sich in Pesaro.«
    Mit einem Schlag verschwand die gute Laune aus Petronios Miene.
    »Ich will Ihr Geld auch nicht, Abbate «, sagte er kühl.
    »Wie konnte ich nur auf so eine Idee kommen?«, erwiderte Giacomo sarkastisch. »Und ich habe den geistlichen Stand hinter mir gelassen, Signore Casanova tut es also.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie sich von meinen drei Schwestern im Bett mit Herr anreden ließen«, begann Petronio, und Calori, die mit wachsender Bestürzung zugehört hatte, schnitt ihm das Wort ab.
    »Ihr seid beide offenbar durch eure Reisen um eure Manieren gebracht worden«, sagte sie aufgebracht. »Petronio, du weißt, dass ich dir dankbar bin, aber ich wäre dir noch dankbarer, wenn du uns für die nächsten zwei Stunden alleine ließest.« Er presste die Lippen zusammen. Calori schluckte ihren Stolz hinunter. »Bitte«, fügte sie hinzu.
    Petronio stand auf. Seit der Nacht, in der er herausgefunden hatte, wer sie in Wirklichkeit war, hatte sie ihn nicht mehr so streitlustig erlebt. Er schaute zu Giacomo, der in Petronios Hemd und Hosen auf verwirrende Weise gleichzeitig fremd und vertraut wirkte.
    »In Ancona waren Sie etwas Besseres als wir, und wir mussten um Sie herumscharwenzeln«, sagte Petronio zu ihm. »Aber jetzt nicht mehr. Jetzt sind Sie genauso groß wie wir, also brauchen Sie gar nicht so zu tun, als ob das anders wäre. In diesem Zimmer ist nun auch keiner mehr, der sich noch nicht verkauft hat. Sie haben Glück, dass meine Schwester die Käuferin ist. Also legen Sie sich ins Zeug!«
    Damit ließ er die Tür mit einem deutlichen Knall hinter sich zufallen. Entsetzt starrte Calori ihm hinterher. Was hatte er nur auf einmal?
    »Er ist eifersüchtig«, sagte Giacomo, der ganz offensichtlich mit seiner Beherrschung kämpfte. Seine Fäuste waren geballt, und sie entspannten sich nur langsam.
    »Ob du es glaubst oder nicht«, entgegnete Calori und versuchte, die Gespanntheit zwischen ihnen mit einem Scherz aufzulösen, wie er es sonst getan hatte, »es gibt Leute, die nicht mit dir ins Bett gehen wollen. Petronio schmachtet dir keineswegs hinterher.«
    Diesmal lachte er nicht. Stattdessen rang er immer noch sichtlich mit sich.
    »Giacomo«, sagte Calori beunruhigt, »das war ein Scherz. Es tut mir leid, dass Petronio sich so …«
    »Petronio ist mir gleich«, unterbrach er sie und zog sie erneut an sich. Darauf hatte sie gewartet, und sie hatte sich nach ihm gesehnt, aber in der fieberhaften Art, in der er sie entkleidete, lag immer noch etwas Wütendes, was vorher nicht da gewesen war. Es war, als müsse er sich etwas beweisen.
    Doch konnte sie wissen, was bei ihm üblich war und was nicht? Gaben ihr ein paar gemeinsame Tage und Nächte auch nur annähernd genug Wissen?
    Sie kam nicht dazu, darüber nachzudenken. Ihr Körper entzündete sich an seinem, und sie hatte selbst einigen Groll in sich, nicht auf ihn, aber auf sich selbst, auf die Soldaten zweier Armeen und ihre Passregelungen, und vor allem auf die Contessa, die Menschen nach Belieben bedrohen und verprügeln lassen konnte, ohne je selbst befürchten zu müssen, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Es war Calori neu, dass man in der Liebe gleichzeitig auch bestrafen konnte, Menschen, die überhaupt nicht beteiligt waren, aber sie lernte es hier und jetzt, lernte es, während sie Giacomo neu erfuhr, bis jedes Stückchen ihrer Haut zu brennen schien.
    Später, während sie einander in den Armen lagen und ihr Atem langsamer wurde, musste er niesen.
    »Wie lange warst du draußen im Regen?«, fragte sie besorgt.
    »Wenn du morgen eine Erkältung hast und nicht singen kannst«, murmelte er, »weil ich dich

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