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Verfuehrung

Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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für sie ein. Als sie die vertrauten Schriftzüge sah, verbesserte sich ihre Laune sofort. »Von Melani«, sagte sie und überflog das Schreiben hastig. »Er hat mir endlich die Sache mit Bologna vergeben«, sagte sie erleichtert zu Mama Lanti. »Und mir ein Engagement in Rimini verschafft. Bis Ostern, und danach bin ich ohnehin in Pesaro engagiert. Wir können also abreisen, sobald Don Sancho zurückgekehrt ist. Schließlich möchte ich mich höflich von ihm verabschieden.«
    »So eilig haben Sie es?«, fragte Casanova und hatte die Stirn, leicht gekränkt zu wirken, obwohl noch etwas von dem Rot, das sich Marina immer, ohne zu fragen, bei Bellino ausborgte, an seinen Mundwinkeln klebte.
    »Wenn die Musik ruft, kennt Bellino eben kein Halten«, sagte Petronio ein wenig schadenfroh. Da ein neues Engagement auch bedeutete, dass ihr nicht mehr viel Zeit mit dem Venezianer blieb, und sie immer noch vorhatte, ihn zu dem Geständnis zu bewegen, dass er sie als Mann begehrenswert fand, nicht als Frau, beschloss sie, wieder etwas freundlicher zu ihm zu sein.
    »Sie haben mir noch keinen Begriff aufgegeben, werter Abbate.«
    »Ich wünschte, Sie würden mich Giacomo nennen. Ich nenne Sie schließlich Bellino und nicht Herr Singvogel.«
    »Ich bin kein Vogel und natürlich voller Vertrauen darauf, dass Sie ein Abbate sind, also lässt sich das kaum vergleichen.«
    »Und ich dachte schon, Sie würden endlich zugeben, kein Herr zu sein.«
    »Nicht mehr und nicht weniger ein Herr als Sie«, sagte Bellino sanft und dachte an seine Schauspielereltern. Sie fragte sich, ob er hier wohl das Geld seiner Mutter ausgab, ob er von ihren Einkünften lebte, so, wie die Lantis inzwischen zum größeren Teil von den ihren. Wenn sie einmal Kinder hatte, dann würden sie hoffentlich bessergestellt sein, als irgendwo den Abbate spielen zu müssen.
    Für einen Moment hatte sie vergessen, dass sie nie Kinder haben würde. Nicht haben konnte, weil Bellino keine haben durfte, und das war ein Glück. Warum hatte sie überhaupt gerade daran gedacht? Sie wollte doch überhaupt keine Kinder!
    »Dann raten Sie«, sagte Casanova und stand auf, um, wie es den Regeln entsprach, den Begriff darzustellen.
    Für Cecilia und Marina war er ein Hahn und ein Kater gewesen, was keine von beiden erriet, obwohl doch der Venezianer als Gockel nahelag, wie Bellino bissig gedacht hatte. Aber sie wusste, dass er es ihr nicht so lächerlich einfach machen würde. Daher wunderte es sie, dass er die Zeigefinger zu beiden Seiten des Kopfes in die Höhe reckte, um Hörner anzuzeigen. Das schien noch einfacher, als der Hahn zu sein.
    »Ein Stier, Signore Abbate, wirklich?«
    »Aber nicht doch«, sagte er fröhlich. Die Geschwister schauten zu Bellino, die beiden Mädchen eindeutig schadenfroh. »Damit schulden Sie mir bereits ein Pfand, aber ich sammle. Raten Sie weiter.«
    Dann ein gehörnter Ehemann; so ein Wortspiel sähe ihm ähnlich, dachte sie, aber es könnte auch der Teufel sein. Sie beschloss, von ihrem Recht auf leitende Fragen Gebrauch zu machen, wodurch sie sich kein weiteres Pfand vergab.
    »Sind Sie Mensch oder gefallener Engel?«
    »Sehen Sie, ich wusste, dass Sie mich das eines Tages fragen würden«, gab er zurück, und sie musste lächeln. »Eines von beiden zur Hälfte und eines ganz und gar nicht.«
    »Sie würden natürlich nie den Begriff einfach ändern, um zu gewinnen?«
    Er legte die Hand aufs Herz. »Lügen zwischen uns, Bellino? Nie. Ich bin genauso ehrlich, wie Sie es sind.«
    Es war wirklich nicht ganz einfach, sich auf das Gewinnen zu konzentrieren, wenn er gleichzeitig ihre eigenen Waffen gegen sie benutzte, und das auf durchaus einnehmende Art. Aber sie hatte noch andere Waffen. Bellino stand auf und ging zu ihm.
    »Ich schulde niemandem gerne etwas«, murmelte sie, als sie vor ihm stand. »Kann ich nicht mein Pfand abzahlen, während ich weiterrate?«
    »Das hieße, Sie aller Vorteile zu berauben. Sie wären zu abgelenkt.«
    »Lassen wir es darauf ankommen«, sagte sie, denn so gut, wie er sich offenbar einbildete, konnte er bestimmt nicht küssen. Wenn er davon ausging, sie sei ein Mädchen, hielt er sie vielleicht sogar für eine unerfahrene Jungfrau, die sie nicht war. Gockel, dachte sie und wartete darauf, dass er sie küsste, wie er es bei Marina und Cecilia getan hatte. Sie musste für einen Augenblick die Augen geschlossen haben, denn, obwohl er sie an sich zog, küsste er sie nicht. Stattdessen ließ er seinen Zeigefinger in den

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