Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Leyland auf Distanz zu halten; andererseits aber befürchtete sie auch, er würde sich ihre Bosheiten nicht mehr lange bieten lassen.
Der heftige Zusammenstoß ereignete sich noch am Tag der Abreise von Ebony und Alex, nur vier Tage, nachdem Hugh geglaubt hatte, den Streit mit Meg bereinigt zu haben. Nach einer Reihe kleiner Reibereien über das strikte Einhalten der Mahlzeiten und darüber, dass die Männer die Mägde von der Arbeit abhielten, wer berechtigt sei, einen neuen Lagerverwalter zu ernennen, und welcher Unhold Sam dazu angestiftet hatte, verbotenerweise von den Burgzinnen zu pinkeln, war diesmal der unschuldige Bruder Walter der Auslöser, der sich immer noch krank fühlte. In der Überzeugung, der Kaplan übertreibe es, sich wegen eines harmlosen Schnupfens nach einer Woche immer noch seiner kirchlichen Pflichten zu entziehen und den Kranken zu spielen, platzte Hugh der Kragen. Der Ehemann einer Dorfbewohnerin, die den dringenden Wunsch hatte, ihr Neugeborenes taufen zu lassen, war auf die Burg gekommen, um sich zu beschweren.
Hugh machte sich persönlich auf den Weg, um Bruder Walter zur Rede zu stellen, und fand Meg bei dem Kranken, der sich mit einer Wolldecke über dem Kopf über eine dampfende Schüssel Minzsud beugte. „Wenn er damit fertig ist“, sagte Hugh nicht besonders freundlich, „fragt ihn, ob er sich dazu aufraffen kann, mit mir über seine Pflichten zu sprechen.“
Der Kaplan, der unter der Wolldecke zugehört hatte, richtete sich auf und ließ den heilsamen Dampf ungenutzt entweichen. „Ja, Master Hugh“, meinte er schniefend, während ihm das Wasser von der roten Nase tropfte, „ich komme gleich. Lasst mich nur noch schnell …“
„Kommt nicht infrage“, fiel Meg ihm schroff ins Wort, zog ihm die Decke wieder ins Gesicht und drückte seinen Kopf über die Schüssel. „Ihr bleibt brav hier und ruht Euch aus. Seht Ihr denn nicht, dass er krank ist?“ fauchte sie Hugh über die Schulter an. „Der arme Mann kriegt ja kaum Luft.“
„Und Ihr, Mistress, seid ein zänkisches Weib. Man sollte Euch einen Maulkorb anlegen. Vielleicht finde ich ja einen im Haus.“ Hugh machte auf dem Absatz kehrt und drehte sich an der offenen Tür noch einmal um. „Und wenn ich keinen finde, lass ich morgen einen vom Schmied anfertigen. Vielleicht haltet Ihr dann Euer loses Mundwerk besser im Zaum.“
Da Meg bereits einen Vorgeschmack auf Master Leylands Grobheiten bekommen hatte, nahm sie diese Drohung sehr ernst, zumal er ihr in den letzten Tagen keinerlei Avancen gemacht hatte. Nun fragte sie sich bang, ob er hoffte, sie gefügiger zu machen, oder ob er wegen Ihrer Streitsucht das Interesse an ihr verloren hatte. Diese Wende lag keineswegs in ihrer Absicht, im Gegenteil, sie vermisste seine Aufmerksamkeiten, da sie bereits das Herzflimmern der ersten Liebe kennen gelernt hatte. Und nun drohte er, ihr einen Maulkorb anlegen zu lassen, den sie in aller Öffentlichkeit tragen müsste. Diese Schande würde sie nicht überleben. Niemals.
Den ganzen Tag bekam sie Master Leyland nicht zu Gesicht, er nahm auch nicht wie sonst mit ihr das Nachtmahl an der Hochtafel ein, sondern setzte sich zu seinen Männern unten in die Halle und blieb den ganzen Abend bei ihnen.
Beim Mittagsmahl am nächsten Tag wiederholte sich das gleiche Spiel, was sogar Sam zu denken gab.
„Tante Meg, warum spricht Master Hugh nicht mit dir?“ Der Kindermund kam ohne Umschweife zur Sache.
Auch Jungfer Janet war, wie allen anderen auch, seine kühle Haltung aufgefallen. „Er hat zu tun“, sagte sie, ihre Fantasie reichte allerdings nicht aus, um die Logik eines Sechsjährigen zufrieden zu stellen.
Biddie hatte bereits mit Master Josh darüber gesprochen. „Er muss nun auch die Arbeit von Sir Alex übernehmen“, erklärte sie, „deshalb muss er mehr Zeit mit den Soldaten verbringen als sonst.“
„Ist er deshalb grade mit dem Schmied hinausgegangen?“ fragte Sam unbeirrt. „Master Will hat mir vorhin gesagt, dass er etwas Kom-pa-zier-tes für ihn machen soll.“
Meg erbleichte und erhob sich hastig, als sei ihr plötzlich eingefallen, dass sie etwas Dringendes zu erledigen habe. „Entschuldigt mich bitte“, murmelte sie. Auf den Stufen zum Burghof holte sie Hugh und den Schmied ein, ohne sich überlegt zu haben, unter welchem Vorwand sie ihn ansprechen sollte.
Erstaunt drehte Hugh sich um, als er sie aus den Augenwinkeln entdeckte. „Mistress?“
Ihre Redegewandtheit ließ sie völlig im Stich. „Ähm
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