Verfuehrung auf Italienisch
schlechten Gewissens?"
Paola war völlig unbeeindruckt. "Das macht er nicht wegen mir. Die Kapelle gehört zu seinem Besitz, den er unbedingt erhalten will."
"Wie der Schrein der Minerva", sagte Clare mehr zu sich selbst.
Paola sah sie überrascht an. "Sie waren dort?"
Clare bückte sich und sammelte die Zeitschriften ein, um zu verbergen, dass sie rot geworden war. "Ja. Ich ging spazieren und fand zufällig den Weg dorthin."
"Wundert mich, dass Guido Ihnen überhaupt erlaubt hat, sich so weit vom Haus zu entfernen. Diese Statue ist sehr alt und sehr wertvoll und schrecklich hässlich. Es gibt viele Legenden über sie."
"Diese Legenden gibt es deshalb, weil die Statue so alt und wertvoll ist", widersprach Clare.
"Ich finde sie wunderschön. Sie strahlt überirdische Ruhe und Frieden aus." Als sie Paola jetzt ansah, wurde ihr klar, dass sie genauso gut Chinesisch mit dem Mädchen hätte reden können.
Sie verstand den Sinn der Worte nicht.
"Aber Guido will seine Hochzeit bestimmt nicht in der abgelegenen Kapelle feiern", fuhr Paola jetzt fort. "Wenn diese Hochzeit stattfindet, ich meine, falls , dann bestimmt in der Kathedrale in Rom. Sein Großonkel, der Kardinal, wird die Zeremonie abhalten."
"Würde Ihnen das besser gefallen?"
"Mir? Ich werde ja nicht anwesend sein." Paola schwang die Beine von der Liege. "Ich gehe ins Haus und werde mich hinlegen. Ich habe Kopfschmerzen. Das kommt nur von diesen dummen Übersetzungen. Wir sehen uns dann beim Abendessen. Ciao."
Clare legte sich zurück und seufzte. Paolas Englisch mochte Fortschritte machen, aber ihre Einstellung zu der Heirat keineswegs.
Dabei hatte sie sich wirklich Mühe gegeben, Paola zu überzeugen. Jeden Tag hatte sie unauffällig versucht, Paola die Vorteile der Villa Minerva und den gesellschaftlichen Umgang und das Leben einer Marchesa schmackhaft zu machen, aber ohne große Wirkung.
Auf der anderen Seite schwärmte Paola zumindest nicht mehr ständig von Fabio. Eigentlich hatte sie ihn schon eine ganze Zeit lang nicht mehr erwähnt, und Clare war dankbar dafür.
Vielleicht hatte er es sich ja anders überlegt und seinen Plan aufgegeben.
Sie hörte Schritte auf der Treppe, die zum Pool führte, und drehte sich um. Tonio Lerucci kam auf sie zu.
"Habe ich Sie geweckt?" Er lächelte. "Entschuldigen Sie, aber ich dachte, Paola wäre hier."
Clare lächelte zurück. "Nein, ich habe nicht geschlafen. Und Paola ist gerade zurück ins Haus gegangen, um sich hinzulegen. Ich glaube, die Hitze macht ihr zu schaffen."
Er ließ sich auf einen Stuhl nieder und fächelte sich mit der Hand Luft zu. "Ja, das Wetter schlägt um. Laut Wettervorhersage soll es wieder Gewitter geben. Ich wollte Paola fragen", fuhr Tonio fort, "ob sie vor dem Abendessen noch Lust auf eine Partie Tennis hat."
"Ich werde sie für Sie fragen, wenn ich zum Haus gehe." Clare lächelte Tonio verschmitzt an. "Wissen Sie eigentlich, dass Sie Wunder vollbringen? Ich dachte, Paola hasst jegliche sportliche Betätigung."
"Nein", erwiderte Tonio, "als Kind war sie sogar sehr sportlich. Das hat ihr ihre Stiefmutter in Rom eingeredet, dass es angeblich nicht passend ist, Sport zu treiben." Ein Hauch von Verbitterung schwang in seiner Stimme mit. "Dass sie den lieben langen Tag herumliegen und nichts tun soll."
"Sie kennen Paola schon von klein auf, nicht wahr?" fragte Clare vorsichtig.
"Ja." Seltsam tonlos kam die Antwort. "Aber manchmal vergisst sie das."
Clare wagte sich vor. "Sie hat es auch nicht einfach. Für sie ist ihr Leben doch schon von anderen vorgezeichnet, und niemand hat sie nach ihrer Meinung gefragt. Verständlich, dass es ihr hier nicht gefällt."
"Sie mochte diesen Ort einmal sehr", meinte Tonio bedauernd. "Und ich glaubte, sie könnte hier wieder glücklich sein. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher."
"Ich denke", Clare wunderte sich selbst, dass sie so forsch war, "wenn sie den richtigen Mann heiratet, dann würde sie wieder glücklich werden."
Tonio betrachtete seine Fingernägel und hob dann den Kopf. "Wenn das so ist, dann gibt es kein Problem", meinte er plötzlich scharf. "Sie muss nur zustimmen, und die Hochzeit kann morgen stattfinden."
"Leider ist das nicht so einfach, und ich denke, Sie wissen das." Clare schluckte. "Sie kann nicht glauben, dass er der Richtige für sie ist. Wenn der Marchese vielleicht weniger Zeit in", sie wagte sich wirklich weit vor, "Sienna verbringen würde, könnte das schon helfen."
Tonio schüttelte den Kopf. "Im Moment
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