Verfuehrung auf Probe
Reaktion .
„ Ich kann Monsieur Tintin nicht allein lassen. Monsieur Tintin ist …“
„Ich weiß, wer Monsieur Tintin ist“, knurrt Eric.
„Du hast ihn gesehen?“
„Das war nicht zu vermeiden. Das Vieh hat mich mit seiner Kreischerei zur Weißglut getrieben. Erst dachte ich, dass sie auf der Seine einen Schwarm Gänse oder sowas ausgesetzt hätten. Bis mir klar wurde, dass der Lärm aus deinem Zimmer kommt.“
Ach, du lieber Himmel. Und dann? Hat er Tintin den Hals umgedreht? Ach was, der ist doch seit Tagen so merkwürdig still. „Was hast du mit meinem Vogel gemacht, Eric?“
„Du kannst dich aufregen, Nicolette“, Eric schüttelt den Kopf, „dabei dachte ich, du seist immer so kalt wie heute Mittag, als du mich gefesselt und ausgepeitscht hast.“
„Ich habe dich nicht ausgepeitscht“, entgegne ich, „was hast du mit Tintin gemacht?“
„Louise hat in der Zoohandlung anständiges Futter besorgt. Nicht dieses Billigzeug, mit dem du das arme Tier quälst.“
Ich schlucke. Das war es? Gourmet-Futter für Tintin? Das dumme Vieh gibt nur Ruhe, wenn es 5-Sterne-Körner zu fressen kriegt? Irgendwas stimmt doch nicht mit dieser Welt. Jetzt muss ich mal mit dem Kopf schütteln.
Eric rast mit dem Bentley ins Langzeitparkhaus und parkt in der erstbesten Parklücke.
„Denk an den Ausweis “, erinnert er mich beim Aussteigen.
„Ich werde ihn zwar nicht brauchen“, gebe ich zurück, „aber ich habe an ihn gedacht.“
„Du wirst ihn brauchen, glaube mir.“
„Ich muss zurück, denn Tintin muss versorgt werden.“
Eric packt mich am Arm und dirigiert mich zu einer überdachten Brücke, die das Parkhaus mit der Abflughalle verbindet. Erst jetzt sehe ich, dass er einen kleinen Koffer bei sich hat. Warum hat er nicht mit mir gesprochen? Dann hätte ich alles regeln können. Zum Beispiel Tintin unterbringen, ein paar saubere Slips einpacken, mich mit Schlaftabletten betäuben, um nichts vom Flug mitzubekommen.
„Pavel kümmert sich um deinen verrückten Vogel. Komm jetzt. Der Flug geht in einer halben Stunde und wir müssen noch einchecken und einkaufen. Mit diesen Klamotten lassen sie dich möglicherweise nicht ins Flugzeug.“
Dagegen habe ich ausnahmsweise nichts einzuwenden.
Eric hat uns bereits online eingecheckt. Wir müssen nur durch die Sicherheitskontrolle, aber auch das geht problemlos. Jedenfalls bei mir. Bei Eric piept es ganz gewaltig, als er durch den Scanner marschiert. Zwei Männer nehmen ihn zur Seite, doch schon wenige Minuten später lassen sie ihn wieder frei.
„Warum hat es bei dir gepiept?“, will ich wissen, aber Eric will es mir nicht verraten. „Hast du ein Nippel-Piercing?“, frotzele ich herum.
„Komm.“ Er zieht mich in einen dieser Klamottenläden im Duty Free Bereich, klaubt eine Hose, einen Pulli, eine dicke Jacke, einen Schal, eine Pudelmütze, ein Paar Handschuhe und ein paar sehr dicke, flache Stiefel zusammen, drückt mir die Klamotten in die Hand und schiebt mich in die einzige Umkleidekabine.
„Wir müssen innerhalb der nächsten zehn Minuten an Bord“, informiert er die Verkäuferin, „bitte geben Sie mir eine Schere. Ich will die Preisschilder von den Kleidungsstücken abschneiden.“
Die Verkäuferin erfüllt Erics Bitte, während Eric ihr unsere Flugscheine und seine Kreditkarte auf die Theke knallt. Dann kommt er zu mir in die Kabine.
„Ausziehen!“, treibt er mich an.
Während ich mich in der engen Kabine meines Clownskostüms entledige, schneidet Eric die Preisschilder von den Sachen und läuft damit zur Kasse. Zwischendurch treibt er zugleich die Verkäuferin und mich an.
Nach weniger als drei Minuten renne ich in Wintermontur an Erics Hand über die Gangway in unseren Flieger. Ich habe nicht mal gesehen, wohin es geht. Nur mein Täschchen mit dem Ausweis und meinem Handy habe ich in der Umkleidekabine vergessen, aber das trägt mir eine Frau vom Bodenpersonal hinterher.
Kopfschüttelnd nimmt Eric mir die dicke Dau nenjacke und das ganze Strickzeug ab und verstaut es im Gepäckfach.
„Setz dich“, befiehlt er mir . Er selbst verschwindet irgendwohin. Als er wiederkommt hält er ein Wasserglas in der Hand und reicht mir zwei Tabletten. In seinem Schlepptau befindet sich eine Stewardess. „Das sind Schlaftabletten, Nicolette. Schluck sie.“
Erleichtert stecke ich mir die rettenden Pillen in den Hals und spüle sie hinunter. Die Stewardess nimmt mir das Glas ab und Eric schnallt sich neben mir an und reicht mir eine
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