Verführung erster Klasse, oder: Heißt dein Butler wirklich James?
Ungleiche Brüder
Auch die nächsten zwei Tage hatten Ted und Zephir kaum Zeit allein. Immer noch folgte Monk Ted und versuchte auch nur die kleinste Annäherung zwischen ihm und Zephir zu verhindern.
Tatsächlich machte die ganze Sache Ted weniger als Zephir aus. Nach einem besonders innigen Moment, an dem Zephir Ted allein in der Küche angetroffen hatte und kurz darauf von Monk hart zur Seite gestoßen worden war, war Zephir sogar kurz davor gewesen, das Geschöpf den Werwölfen zum Fraß vorzuwerfen.
»Oh, ich bin sicher, sie lieben schwebende, miese, kleine –«, sagte Zephir und fluchte noch einige Zeit lang weiter, während Ted ihn von Monk fernhielt.
»Komm schon, du hast doch selbst gesagt, dass er harmlos ist.«
»Ach ja? Dann schau mal hier.« Zephir griff Teds Arm, zog ihn an sich und küsste Ted hart auf den Mund. Ted erwiderte den Kuss sofort und drückte sich an Zephir, doch lange sollte dieser wunderbare Moment nicht dauern.
Monk kam mit rasender Geschwindigkeit angeflogen und schmetterte Zephir weg. Zephir flog gegen den Tresen, Töpfe schepperten auf den Boden und Monk gab ein gurgelndes Geräusch von sich, das wie ein Lachen in Teds Ohren klang.
Zunächst stand Zephir nur an den Tresen gelehnt, doch dann blitzten seine Augen golden auf. Langsam zog er sich hoch und für einen kleinen Moment konnte Ted genau sehen, wie wenig Menschliches doch an ihm war.
Der Moment war aber schnell vorüber. Zephir atmete tief ein und aus, während er Ted ansah. Er strich sich seine Haare glatt, rückte seine Kleidung zurecht und verließ erhobenen Hauptes den Raum.
»Weißt du, vielleicht solltest du ihn etwas weniger ärgern. Könnte sein, dass er James befiehlt, er soll aus dir Hasensuppe machen oder so.«
Monk gurgelte nur glücklich neben ihm.
***
Kurze Zeit später war Ted mit Monk im Hobbyraum und lieferte sich ein aufregendes Tischtennis-Match mit einem Waldgeist. Sie waren in der kurzen Zeit erstaunlich gut geworden und Ted konnte nur mit Mühe mithalten.
Er holte gerade zum Schlag aus, als ihn ein lautes Donnern aufschrecken ließ. Der Waldgeist löste sich sofort in Luft auf und auch Ted lauschte nervös, ob er die Ursache für den Krach herausfinden konnte. Ein weiteres Donnern ertönte und Ted schlich zur reparierten Tür, um besser hören zu können. Sie schlug ihm fast gegen das Gesicht, als sie sich auf einmal öffnete.
»Bleib hier und mach keinen Laut«, sagte Zephir zu ihm, das makellose Gesicht mit Sorge gezeichnet. »Ich erklär dir später, warum.«
»Aber -« Bevor Ted auch nur ein weiteres Wort sagen konnte, hatte Zephir die Tür schon wieder geschlossen. Ted ging zur Tür und lauschte an ihr. Erst war nichts zu hören, doch dann sagte eine fremde Stimme: »Lass mich in Ruhe, du nichtsnutziger Greis! Wo ist er?!«
»Ich würde gerne den Befehlen des gnädigen Herrn folge leisten, würden sie denen des Hausherrn doch nicht auf so unsägliche Weise widersprechen«, hörte Ted James Stimme in seiner immergleichen ruhigen Tonart sagen. »Wenn sich der Herr vielleicht im Salon niederlassen würde, bis-«
»Ist schon gut, du kannst gehen, James«, sagte Zephir nun und James antwortete mit einem »wie Sie wünschen«.
»Was für ein ungewöhnliches Vergnügen«, sagte Zephir nur wenige Sekunden später. »Du bist doch sonst nicht in dieser Gegend, Bruder.«
»Hast du etwa gedacht, ich würde dich nach unseren Gesprächen in Ruhe lassen?«, fauchte die fremde Stimme ihn an. »Und was sollte das mit dem Diener eben? Seit wann rufst du einen Mischling beim Namen?«
»Jemand hat mir verständlich gemacht, dass das nur höflich ist«, entgegnete Zephir. »Könntest du auch mal probieren, Ardat. Das mit der Höflichkeit, meine ich.«
»Willst du mich etwa zum Narren halten?! Ich hab dir gesagt, dass du vorsichtiger sein musst. Die Leute reden, Zephir. Es geht das Gerücht um, dass du dich mit einem Menschen verbinden willst.«
»Interessant«, sagte Zephir. »Und wer hat dieses Gerücht in die Welt gesetzt, wenn ich fragen darf? Etwa der Taxifahrer, den du bedroht hast?«
Auch ohne sie zu sehen, wusste Ted, dass das Gesicht des Fremden wutverzerrt war. Sein heiserer, scharfer Ton machte das mehr als deutlich. »Und wie in Gottes Namen kommst du auf so eine Idee?«
»Du unterschätzt wie immer zwei Dinge, Ardat. Erstens die Loyalität der Menschen und zweitens die Macht der Angst. Der gute Sean weiß, dass ich mächtiger bin als du, und hat mir von deinen Drohungen
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