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Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Also hätte er eigentlich alle Vorteile auf seiner Seite haben sollen. Dennoch waren ihm Sekunden später beide Hände mit einer starken Kordel hinter seinem Rücken zusammengebunden.
    Er trat mit beiden Füßen zu. Stoner wich dem Tritt geschickt aus.
    »Ich bewundere Eure Entschlossenheit, junger Mann. Aber ich kann Euch nicht gehen lassen. Jedenfalls noch nicht.« Stoner sah auf den knienden Ambrose hinunter. »Es gibt einen alten Spruch, der besagt: >Wirf dich nicht vergeblich gegen die Festungsmauer. Sondern grabe einen Tunnel darunter hindurch.<«
    Ambrose bekämpfte die Panik, die ihn zu überwältigen drohte. Er wusste, dass sie ihn ebenso leicht vernichten konnte wie eine Kugel.
    Es wurde Zeit, zu Fluchtplan Nummer zwei überzugehen. Er fing an zu reden, und er sprach schnell.
    »Ich bitte Euch um Vergebung, Sir. Ich glaube nicht, dass ich diesen alten Spruch schon einmal gehört habe. Stammt er von Shakespeare, oder ist es vielleicht ein altes Sprichwort?«
    Er redete mit der kühlen, beiläufigen Stimme, derer er sich immer dann bediente, wenn er mit Vertretern aus der Welt der Gentlemen zu tun hatte. Dieser Tonfall rief für gewöhnlich den Eindruck hervor, er sei in denselben Kreisen geboren und gehöre ebenfalls dazu.
    Was auch vollkommen der Wahrheit entsprach. Sein Vater und sein Großvater waren zwar aus freiem Willen Schurken und Betrüger geworden, aber sie waren von vornehmer Geburt. Ambrose wusste sehr gut, dass die soziale Schicht, zu der ein Mann gehörte, unendlich viel wichtiger war als seine Moral.
    Mit etwas Glück konnte er sich vielleicht aus dieser Misere herausreden. Gentlemen neigten üblicherweise nicht dazu, ihresgleichen ins Gefängnis zu schicken.
    Stoner vergrub die Hände in den Taschen seines Morgenmantels und senkte den Kopf, als wäre er erfreut. »Ausgezeichnet, junger Mann. Kein gewöhnlicher Einbrecher wäre in der Lage, unter diesen etwas unglücklichen Umständen eine höfliche Konversation zu führen. Ihr seid mit Euren Gedanken sehr schnell zu Fuß oder vielmehr auf den Knien, wie es aussieht, und das ist sehr wichtig.«
    Ambrose hatte nicht den leisesten Schimmer, wovon dieser Mann redete, aber wenigstens unterhielt sich Stoner mit ihm und rief nicht die Constabler.
    »Ich muss mich sehr für dieses unglückliche Zusammentreffen entschuldigen, Sir.« Ambrose hob vorsichtig den
    Kopf. »Ich versichere Euch, die Dinge liegen keineswegs so, wie sie scheinen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ich fürchte, dass dieser bedauerliche Vorfall das Ergebnis einiger Flaschen Port und einer albernen Wette ist, die ich mit einigen meiner Freunde geschlossen habe.« Er verzog das Gesicht. »Ihr wisst ja, wie es unter Männern zugeht, die gemeinsam in Oxford sind.«
    »Und worum genau ging es bei Eurer Wette?« Stoner klang neugierig.
    »Wie gesagt, einige von uns haben neulich nachts zusammengesessen und getrunken. Jemand, ich glaube Kelbrook, kam auf diese Geschichten zu sprechen, die in jüngster Zeit durch die Sensationspresse gehen. Vielleicht habt Ihr davon gehört? Sie schreiben jede Menge Unsinn über einen Einbrecher, der sich angeblich ausschließlich auf den Diebstahl bei wohlhabenden Gentlemen spezialisiert hat.«
    »Ah, jetzt, da Ihr es erwähnt, erinnere ich mich daran, einen oder zwei dieser Artikel gelesen zu haben. Ich glaube, der Journalist, der sie verbrochen hat, hat diesem Schurken den Spitznamen >der Geist< angehängt.«
    Ambrose knurrte missbilligend. »Die Sensationspresse liebt phantasievolle Namen für Halunken, weil sie diese Burschen damit für ihre Leser interessanter machen will.«
    »Wohl wahr.«
    »Tja, also, wie ich sagte, Kelbrook erwähnte den Geist. Meine Freunde und ich gerieten in einen Disput darüber, wie schwierig es wohl sein würde, einen erfolgreichen Einbrecher nachzuahmen. Ich behauptete, es wäre überhaupt nicht schwierig. Jemand anders widersprach. Eines führte zum anderen, und es tut mir Leid, zugeben zu müssen, dass ich die daraus resultierende Wette annahm.«
    »Verstehe. Und wieso habt Ihr mein Fenster für Euer Experiment ausgesucht?«
    Ambrose stieß vernehmlich den Atem aus. »Unglücklicherweise trifft auf Euch die Beschreibung der Art von Opfer genauestens zu, die dieser Geist angeblich bevorzugt.«
    Stoner lachte leise. »Ihr seid wirklich sehr schnell, junger Mann. Das muss ich Euch lassen. Wie lautet Euer Name?«
    »Ambrose Wells.« Ambrose benutzte den Namen, den er sich in der Nacht der Flucht aus dem Haus seines Vaters

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