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Verfuehrung im Mondlicht

Titel: Verfuehrung im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Verbrechen und schwülstige Serienromane berüchtigt war.
    Warum hatte Jervis sich die Mühe gemacht, dieses Sensationsblatt zu verstecken? Vielleicht hatte sie es ja verborgen, damit kein Klient sie damit erwischte. The Flying Intelligencer war zwar manchmal unterhaltend, war jedoch kaum ein Blatt, mit dem die Inhaberin einer Vermittlungsagentur von Lehrerinnen und Gouvernanten ertappt werden wollte.
    Trotzdem kam es ihm ein wenig übertrieben vor, diese Zeitung in einer Geheimschublade zu verstecken. Falls Jervis sie vor ihren Besuchern hatte verbergen wollen, hätte sie das Blatt einfach nur zusammen mit ihrem Muff in die Schublade legen müssen.
    Ambrose faltete die Zeitung wieder zusammen und schob sie in die Tasche seines Mantels. Dann trat er aus dem Büro.
    Er verließ das Gebäude durch einen Hintereingang. In der Gasse schlug er den hohen Kragen seines Mantels hoch, zog den Hut mit der niedrigen Krone tief ins Gesicht und eilte durch ein Labyrinth von dunklen Gassen und engen Straßen davon.
    Er nahm einen anderen Weg aus dem Viertel, als er gekommen war, und gelangte schließlich zu einem der zahlreichen Bordelle. Auf der Straße davor warteten zahlreiche Mietdroschken, und Ambrose suchte sich willkürlich eine davon aus.
    Kaum saß er in der Kutsche, drehte er die Lampen herunter. Es war zwar unwahrscheinlich, dass jemand einen betrunkenen Gentleman beachten würde, der nach Hause fuhr, nachdem er die Nacht seinen zahlreichen Lastern gewidmet hatte, doch man musste ja nicht ohne Not irgendwelche Risiken eingehen.
    Er drückte sich noch tiefer in den Schatten der Kutsche und fragte sich, ob Concordia wohl noch wach war, wenn er zurückehrte. Sein Bedürfnis, mit ihr zu sprechen und ihr mitzuteilen, was er heute Nacht herausgefunden hatte, beunruhigte ihn in vielerlei Hinsicht.
    Die Zeitung knisterte leise in seinem Mantel. Er würde sie erst zu Hause näher untersuchen. Seine Nachtsicht war zwar exzellent, aber nicht einmal er konnte im Stockfinsteren lesen.

14
    Das Klicken von Hundekrallen auf den Bodendielen des Treppenabsatzes war das erste Anzeichen dafür, dass Ambrose zurückgekehrt war.
    Concordia war erleichtert. Er war wieder unversehrt nach Hause zurückgekehrt. Vielleicht konnte sie jetzt endlich diese Angst abschütteln, die sie bedrückte, seit er heute Abend spät noch ausgegangen war.
    Gleichzeitig mit ihrer Erleichterung über seine Rückkehr durchfuhr sie jedoch auch das Gefühl aufgeregter Neugier. Sie konnte es kaum erwarten zu hören, was Ambrose bei seinen Ermittlungen in den Büros der Agentur Jervis herausgefunden hatte, falls er überhaupt auf eine Spur gestoßen war.
    Sie hörte, wie er leise etwas zu den Hunden sagte. Erneut kratzten die Pfoten der Hunde leicht über das Holz, dann kehrte Ruhe ein. Er hatte Dante und Beatrice ins Obergeschoss geschickt, wo die Mädchen schliefen.
    Ein Schatten fiel auf den hellen Schlitz aus Licht unter ihrer Tür. Ambrose war vor ihrem Zimmer stehen geblieben. Sie erwartete jeden Moment sein leises Klopfen, schob hastig die Decke zur Seite, setzte sich auf und tastete nach ihrer Brille.
    Nachdem Concordia sie auf ihre Nase gedrückt hatte, griff sie nach ihrem Morgenmantel.
    Immer noch kein Klopfen.
    Die Schatten unter der Tür bewegten sich wieder. Offenbar hatte Ambrose seine Meinung geändert und begab sich jetzt in sein Zimmer.
    Beunruhigt band sie die Schärpe ihres Morgenmantels fest, schlüpfte in die Hausschuhe, die Mrs. Oates für sie ausgesucht hatte, und flog förmlich zur Tür. Wenn Ambrose glaubte, er könnte sich einfach so davonschleichen, ohne ihr auf der Stelle einen vollständigen Bericht seiner Expedition zu liefern, dann hatte er falsch gedacht.
    Sie riss die Tür auf und beugte sich in den dunklen Flur hinaus. Sie hörte gerade noch das leise Flüstern, mit dem sich Ambroses Tür schloss.
    Sie trat in den Flur hinaus und marschierte entschlossen zu seinem Schlafzimmer.
    Ambrose öffnete die Tür, als Concordia gerade die Hand gehoben hatte, um anzuklopfen. Als hätte er mich erwartet, dachte sie. Sein Körper hob sich vor dem Licht der Lampe auf dem kleinen Schreibtisch hinter ihm als Silhouette ab. Er hatte sein schwarzes Leinenhemd aufgeknöpft, das locker über seine Hose hing.
    »Ihr pflegt wirklich ungewöhnliche Zeiten für Eure Besuche, Miss Glade«, begrüßte er sie.
    Ihr dämmerte, dass sie auf das dunkle Dreieck eines nackten, männlichen Oberkörpers starrte, das unter den Rändern seines offenen Hemdes sichtbar

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