Verfuehrung im Palazzo des Prinzen
sei zu gefährlich. Darum mussten Sie auf Helikopter umsatteln. Das war sicher sehr schwer für Sie.“
„Wie kommen Sie darauf?“
Izzy seufzte. „Ach, ich kenne das aus eigener Erfahrung. Etwas aufgeben zu müssen, wofür man brennt, ist so, als schnüre es einem die Luft zum Atmen ab.“
Ganz genauso hatte es sich angefühlt, aber Matteo hatte nicht die Absicht, über etwas so Persönliches zu reden – und schon gar nicht mit ihr!
„Warum haben Sie auch das Helikopterfliegen aufgegeben?“, fragte sie dann geradeheraus.
„Ich habe unzählige offizielle Verpflichtungen zu bewältigen und muss deshalb Prioritäten setzen“, antwortete er zurückhaltend.
„Weil Ihr Bruder zu sehr mit sich selbst beschäftig war, um seinen Teil der Bürde zu übernehmen.“ Das war ein Statement, keine Frage.
„Wie gründlich haben Sie Ihre Recherchen eigentlich betrieben?“
„Da ich auf eine Gelegenheit hoffte, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen, wollte ich einfach gut vorbereitet sein. Und wenn ich das richtig verstehe, haben Sie in den letzten Jahren den Platz des Thronfolgers eingenommen, während Alex in der Weltgeschichte unterwegs war und sein eigenes Ding gemacht hat. Auch gestern waren Sie derjenige, der für Alex die Kohlen aus dem Feuer geholt hat …“, überlegte sie laut und in eigene Gedanken verloren. „Ich glaube allerdings, Sie sind ganz froh, nicht der Älteste zu sein. Denn obwohl Sie offensichtlich hohe Ideale und ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein haben, wären Ihnen der Pomp und die Aufmerksamkeit als Kronprinz zu viel. Darum gefällt es Ihnen in diesem wunderschönen Palazzo sehr viel besser. Einerseits können Sie die Rolle spielen, die man von Ihnen erwartet, aber dabei nach Ihren eigenen Regeln leben.“
Matteo war völlig perplex. Diese Tiefgründigkeit hätte er bei einer Jackson nie erwartet. „Und all das sind Google-Ergebnisse?“
„Die Lücken habe ich selbst ausgefüllt.“
Mit erstaunlicher Treffsicherheit. „Reichtum und Privilegien sind immer auch mit Verantwortung verknüpft, das war mir stets bewusst“, erklärte Matteo und musste sich im gleichen Atemzug eingestehen, dass es gar nicht stimmte. Es hatte eine Zeit in seinem Leben gegeben, da hatte er völlig anders gedacht und gehandelt, war aber durch eine brutale Erfahrung wieder auf den Weg der Tugend zurückgebracht worden.
Izzy wunderte sich über den zynischen Zug um seinen Mund, sagte aber nichts dazu. „Wahrscheinlich ist es so, wie eine eigene Firma zu leiten. Royalty Incorp. oder Monarchie.com . Das würde Ihren Dad dann zum Geschäftsführer machen.“
Matteo brauchte einen Moment, um ihr folgen zu können. Hauptsächlich weil noch nie jemand ihm gegenüber von seinem Vater als Dad gesprochen hatte. „Könnte man sagen“, erwiderte er zurückhaltend und sah auf seine Uhr. „Ich befürchte, ich muss zurück an meinen Schreibtisch.“
„Kein Problem.“
„Ab sofort möchte ich, dass Sie Bescheid geben, wenn Sie den Palazzo verlassen, und mich informieren, wohin Sie gehen.“
„Ist das Ihr Ernst?“
„Unbedingt.“
„Und wenn ich es beim Start selbst noch nicht weiß? Dies ist so ein riesiges, aufregendes Grundstück! Was ist das da vorn zum Beispiel für ein schickes weißes Gebäude? Das haben Sie mir noch gar nicht gezeigt.“
„Das ist mein Tonstudio.“ In dem Moment, in dem er es sagte, wusste er, dass es ein Fehler war. Schlagartig veränderte sich Izzys Gesichtsausdruck. Sie wirkte plötzlich wie ein Jagdhund, der eine vielversprechende Fährte aufgenommen hat.
„Sie haben ein eigenes Tonstudio? Mit Vocal Booth und allem Drum und Dran? Darf ich es sehen?“
„Es beherbergt Equipment im Wert von mehreren Millionen Pfund und ist nicht öffentlich zugänglich.“
„Ich will doch nichts klauen, sondern nur gucken“, lachte sie unbeeindruckt und sprintete los.
Matteo musste in einen leichten Laufschritt verfallen, um mithalten zu können. Vor der Tür zappelte Izzy vor Aufregung, während er aufschloss. „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Sie ein eigenes Aufnahmestudio haben … wow !“
Der vollverglaste Kontrollraum entlockte ihr ein ungläubiges Aufkeuchen. „Wenn ich das früher entdeckt hätte, hätte ich Sie gekidnappt!“
„Hinter der Tür dort gibt es eine kleine Showbühne mit Instrumenten und …“
Matteo brach ab, als sein Handy klingelte. Normalerweise wäre er froh über eine Unterbrechung gewesen, doch seltsamerweise gewann er langsam Spaß daran, dem
Weitere Kostenlose Bücher