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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Styles
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Annehmlichkeiten des Lebens übrig.“
    „Er hat seine Gründe. Ausgezeichnete Gründe.“ Miss Clare machte eine unbestimmte Geste mit der Hand. „Ich kann ihn verstehen, wenn ich auch anderer Ansicht bin. Ich liebe es zu kutschieren, seit mein Vater mir zum ersten Mal die Zügel überließ. Damals war ich etwa vier Jahre alt.“
    „Ah, das erklärt einiges.“ Brett lachte kurz auf, sich ihrer Entrüstung erinnernd, als er sie im Schlamm feststeckend vorfand. Seine Schultern entspannten sich. Er würde dieses neu erlangte Wissen zu seinem Vorteil nutzen.
    „Tut es das?“ Sie neigte den Kopf zur Seite.
    „Ja, ich kann Ihre Verstimmung bei unserer ersten Begegnung nun nachvollziehen.“ Brett nahm ihren Arm und schlenderte auf seine Karriole zu. Bloß nichts übereilen. Sie blickte ihn erschrocken an, aber mit stiller Freude bemerkte er, dass sie nicht zurückwich oder eine Ausrede fand, um Abschied zu nehmen. Er würde die Mauern, die sie errichtet hatte, niederreißen. „Ich dachte, Sie seien über meinen Rettungsversuch ungehalten, stattdessen galt Ihre Verärgerung vielmehr der Situation an sich. Es war Ihnen verhasst, dabei ertappt worden zu sein, einen Fehler begangen zu haben, einmal nicht vollkommen zu sein. Ist dies der Fall, ziehen Sie sich zurück.“
    „Es war Überheblichkeit eher denn Unerfahrenheit, die mich in dieses Schlammloch führte.“
    Brett beobachtete, wie ein Sonnenstrahl ihre Wangen küsste. Diese Frau besaß Leidenschaft, sosehr sie diese auch verstecken mochte. Er konnte es fühlen. Doch sie unterdrückte sie, verbarg sie sogar vor sich selbst. Er würde die Flamme der Leidenschaft in ihr wieder entfachen und sehen, ob die Frau, zu der sie geworden war, Ähnlichkeit mit dem quicklebendigen Mädchen hatte, dem er damals in London begegnet war. Vor seinem inneren Auge tauchte unvermittelt eine Erinnerung auf. Er sah sie lachend das Feuerwerk in den Vauxhall Gardens bewundern, und ihm wurde bewusst, dass er dieses Lachen noch einmal hören wollte. „Ihre Augen blitzten vor Wut an jenem Tag in dem Schlammloch. Sie leuchteten heller als die Feuerwerke in Vauxhall, an die Sie sich gewiss erinnern werden.“
    Unvermittelt umwölkte sich Miss Clares Miene. Jegliche Lebensfreude schien aus ihr gewichen.
    „Ich versuche, London zu vergessen.“ Sie senkte den Blick, verbarg die von langen Wimpern umrahmten Augen und beugte die Schultern vor. Es war, als ob sie erwartete, geschlagen zu werden. Eine maßlose Wut überflutete Brett, kaum dass er seinen dummen Fehler bemerkte, denn natürlich hatte sie die Vauxhall Gardens in Begleitung von Finc besucht. Er verwünschte den Mann für seine Sorglosigkeit, die solch verheerende Folgen hatte. Schon damals konnte er Fincs oberflächlichen Charme und sein unbekümmertes, rücksichtsloses Benehmen nicht ausstehen.
    „Verurteilen Sie nicht alle Männer wegen der Fehler eines Einzelnen.“
    Er wartete. Der Wind blies ihr eine Haarsträhne ins Gesicht. Ungeduldig strich sie die Locke fort, immer noch schweigend. Er hoffte, sie würde sich ihm nicht verschließen.
    „Ich dachte, meine Liebe zu Pferden hätte seine Aufmerksamkeit erregt“, sagte sie schließlich mit leiser Stimme, während sie unruhig an den Bindfäden des Päckchens nestelte, das ihre Einkäufe enthielt. „Ich glaubte, wir … seien durch Gemeinsamkeiten verbunden. Das Einzige indes, das uns verband, war mein Vermögen und sein Bedürfnis nach finanziellen Mitteln.“ Sie lachte erstickt auf.
    „Ich bin mir gewiss, es gab noch weitere Gründe für seinen Entschluss, Sie ehelichen zu wollen.“
    „Das ist ein zweifelhaftes Kompliment.“
    „Aber es ist aufrichtig gemeint“, sagte Brett sanft. „Gehen Sie das Risiko ein. Vertrauen Sie mir, dass ich anders bin.“
    Sie blinzelte, und ihre Miene änderte sich. Nun glich sie wieder der Frau vom Schlammloch. Eine gewisse Erleichterung überkam ihn. Die beklommene Stimmung war gewichen. Er konnte wieder zu ihr durchdringen.
    „Aufrichtigkeit ist mir immer willkommen.“
    „Möchten Sie kurz mit mir zu meiner Karriole kommen, um sich meine Pferde anzusehen?“
    „Das würde mir gefallen. Das würde mir sogar sehr gefallen.“
    Kaum näherten sie sich der Karriole, hoben die Braunen die Köpfe und trappelten unruhig umher. Brett erwartete fast, Miss Clare würde sich wie andere Frauen aufführen und sich ängstlich an seinen Arm klammern oder missbilligend den Mund verziehen. Stattdessen lächelte sie erfreut, ein Lächeln, das ihre

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