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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Styles
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Coltonby wird für uns keine Bedrohung darstellen. Er ist aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Biddlestone.“ Simon beugte den Kopf, um seine Zeichnungen mit Notizen zu ergänzen. „Und er ist sogar noch schneller abgereist, als ich zu hoffen wagte. Wenn du mich bitte entschuldigen möchtest, Schwester, ich habe zu arbeiten.“ Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
    Nachdenklich schaute Diana ihrem Bruder nach, den Brief an ihren Mund tippend. Sie musste zu dem Ball gehen, auch wenn Brett nicht daran teilnehmen würde. Sie war es leid, sich im Haus zu verstecken, hatte es satt, schlichte Kleider in gedeckten Farben zu tragen, wollte nicht länger vor dem Leben davonlaufen.
    Sie klingelte nach ihrer Zofe, die kurz darauf eintrat. „Erinnerst du dich an das dunkelrosa Seidenkleid, das ich in den Vauxhall Gardens tragen wollte, aber dann doch nicht tat?“, fragte sie Rose.
    „Ja, Miss, es ist auf dem Dachboden.“ Mit großen Augen klatschte Rose begeistert in die Hände. „Möchten Sie es etwa zum Ball tragen?“
    „Nun, es ist zwar ein wenig aus der Mode, das weiß ich, aber es wird wohl genügen.“
    „Ich könnte es ändern …“ Das Gesicht der Zofe leuchtete auf. „Der Ball ist zwar bereits in einer Woche, dennoch könnte ich es schaffen.“
    „Dann versuche es, Rose.“ Diana ergriff die Hand des Dienstmädchens. „Tu mir den Gefallen. Ich bin es leid, immer übersehen und nicht beachtet zu werden.“
    Brett überprüfte seine Erscheinung bereits zum wiederholten Mal. Alles sollte vollkommen sein. Diana Clare würde ihr Versprechen einhalten und mit ihm tanzen. Einen Walzer konnte man indes nur in seiner besten Garderobe tanzen.
    In den letzten Tagen, während seiner Reise zu den verschiedenen Viehmärkten in Northumberland, war es ihm zunehmend schwerer gefallen, Diana aus seinen Gedanken zu vertreiben. Die Versuchung, ihre Lippen erneut zu schmecken, hatte ihn beinahe überwältigt, ständig schweiften seine Gedanken zu ihr. In Rothbury hatte man ihm deswegen sogar das eine Pferd, das er zu erwerben wünschte, vor der Nase weggeschnappt. Das war zwar kein großes Unglück, dennoch rief es eine gewisse Sorge in ihm hervor. Gewöhnlich brauchte er nur Abstand zwischen sich und seine Geliebte zu bringen, um sie zu vergessen. Dieses Mal hatte die Entfernung seine Sehnsucht indes nur vergrößert. Ihre Augen und ihr Mund verfolgten ihn bis in seine Träume.
    Heute Abend würde er die letzten Schritte seines Planes ausführen. Damit würde auch ihre Beziehung enden. Ein Stich durchfuhr ihn. War es Bedauern? Sorge? Er machte sich nicht die Mühe, seine Gefühle zu erkunden. Er hatte Diana Clares Gesellschaft genossen, er mochte ihren scharfen Verstand, ihre erfrischende Konversation. Mehr war da nicht.
    Der Blick in den Spiegel ließ ihn die Stirn runzeln. Das Krawattentuch, das er wie üblich selbst geschlungen hatte – diese Aufgabe überließ er nicht seinem Kammerdiener – sah irgendwie schief aus, die Falten saßen viel zu weit rechts. Rasch wollte er es richten und verdarb es ganz. Seufzend band er das Tuch auf, das sechste an diesem Abend – und begann von vorne.
    „Die Krawattentücher scheinen ihre Form heute Abend nicht halten zu können, Sir. Soll ich das nächste Mal um mehr Stärke bitten?“, fragte sein Kammerdiener.
    „Nein, an der Stärke liegt es nicht.“ Er suchte nach einer Ausrede. „Ich … probiere lediglich einen neuen Stil aus.“
    „Mylord, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten, von einer Frau sollte man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. So launisch und unbeständig wie das Wetter sind sie.“
    „Ich habe mich noch nie von einer Frau aus der Ruhe bringen lassen.“ Brett hob das Kinn, um die präzisen Falten zu vollenden. Dann trat er einen Schritt zurück und schlüpfte in seinen schwarzen Frackrock. „Niemals! Merken Sie sich das.“
    „Das ist mir natürlich bekannt, Sir. Ich habe es auch nur erwähnt, für den Fall, dass Sie es vergessen haben sollten. Die frische Luft hier oben in Northumberland kann einen schon mal auf dumme Gedanken bringen. Erst neulich hab ich mich dabei ertappt, wie ich einem Mädchen nachblicke und mich frage, wie es wohl wäre, eine Familie mit ihr zu gründen. Seitdem mache ich einen großen Bogen um sie.“ Sein Kammerdiener bürstete eine Staubfluse von dem Frackrock.
    „Die Luft hat nichts damit zu tun. Ich weiß, was ich will. Ich weiß, warum ich heute zu diesem Ball gehe. Einzig, um Miss Clare Gelegenheit zu geben, ihre

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