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Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Styles
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Abendessen noch nicht beendet und blieb zurück. Algernon, der mich begleitete, war ja auch immer so höflich gewesen, nie zu tadeln. Wir waren nur ein kurzes Stück einen dunklen Pfad hinuntergegangen, da zischte eine Rakete in die Luft und erhellte den Himmel. Ich schaute nach oben und bewunderte das Farbenspiel. Im gleichen Augenblick stieß er mir seine Zunge zwischen die Lippen, erpresste einen Kuss. Sein Atem stank nach Alkohol. Ich machte mich frei, doch er holte mich ein und hielt mich grob fest. Er nannte mich ein Flittchen.“
    Ihre Kehle wurde eng, und ein kalter Schauer durchzuckte sie. Sie wartete darauf, Abscheu in seinen Augen zu sehen, doch er drückte nur sanft ihre Schulter. Seine warmen Finger vertrieben die Kälte in ihr. Schwer schluckend fuhr sie fort: „Er war so grob. Seine Hände waren überall, berührten mich, wo ich nie zuvor berührt worden war. Ich bettelte und flehte, aber ihn schien meine Angst nur noch mehr anzustacheln. Er warf mich zu Boden, schmiss sich auf mich und zog mir den Rock über den Kopf. Die ganze Zeit über knallten die Raketen. Ich konnte die begeisterten Rufe der Zuschauer hören. Doch trotz meiner Schreie kam mir niemand zu Hilfe. Es hat so wehgetan.“ Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    „Was hast du an dem Abend getragen? Dein elfenbeinfarbenes Kleid?“ Seine Stimme klang kalt, die Hände hatte er zu Fäusten geballt. „War es der Abend vor eurer Verlobung? Hat dein Bruder deshalb einer Heirat zugestimmt?“
    Sie schüttelte den Kopf, verstand nicht, warum er fragte. „Ich trug ein lavendelfarbenes Kleid. Sobald ich nach Hause kam, habe ich es in Fetzen geschnitten und verbrannt. Nur einen schmalen Stoffstreifen bewahrte ich auf, mit dem ich meine erste Haube ausfütterte. Warum fragst du?“
    Er stieß den Atem aus. „Ich fragte mich, ob ich an jenem Abend ebenfalls dort gewesen bin. Ich hätte es nicht ertragen, zu wissen, dass ich ihn von seiner Schandtat hätte abhalten können.“
    „Er sagte, ich hätte ihn förmlich dazu aufgestachelt, ich hätte es nicht anders gewollt. Ich sei ein liederliches Flittchen, das all das verdiene, was mir zugestoßen ist. Eine wahre Dame hätte sich nie in dieser Weise benommen, das wüsste er. Er ließ mich wissen, er hätte mir an diesem Abend mitteilen wollen, dass er mich nicht ehelichen wolle. Nun aber müsste er sich mit mir vermählen, weil ich ihn durch mein niederträchtiges Benehmen dazu gezwungen hätte. Darum würde es ihm auch größtes Vergnügen bereiten, mein Geld zu verprassen. Meinen Bruder würde mein Benehmen noch teuer zu stehen kommen.“ Sie zuckte mit den Schultern und bemühte sich, dem Beben, das ihren Körper schüttelte, Einhalt zu gebieten. „Ich wünschte ihm den Tod, zwei Tage später starb er. Das macht mich abgrundtief schlecht, Brett.“
    „Das macht dich nur menschlich.“
    Sie wandte das Gesicht ab. Sie wollte ihm nicht von Algernons hämischem Grinsen berichten, als Mrs. Tanner nach ihrer Rückkehr fragte, ob ihr das Feuerwerk gefallen hatte. Auch von den vielen Stunden, die sie damit verbracht hatte, sich abzuschrubben, bis ihre Haut rot und wund war, wollte sie ihm nichts erzählen. Bretts Mitleid hervorzurufen war das Letzte, was sie wollte. Vielmehr sollte er verstehen, dass er für sie das Opfer einer Heirat nicht erbringen musste.
    „Gut, dass der Mann schon tot ist, sonst hätte ich ihn mit meinen bloßen Händen erwürgt, für das, was er dir angetan hat. Wer weiß sonst noch davon? Dein Bruder vielleicht?“
    „Ich habe mich nie jemanden anvertraut, dafür schämte ich mich zu sehr. Und niemand hat es je erraten.“ Ein bitteres Lachen entrang sich ihrer Kehle. „Alle glaubten, ich würde ihn betrauern. Aber wie könnte ich um ein solches Scheusal trauern?“
    „Es ist mir ein Gräuel, dass du das alles alleine hast durchstehen müssen.“ Mit dem Finger hob er ihr Kinn, damit sie ihn anblickte. „Er war im Unrecht. Er hat sich dir aufgezwungen und dir Gewalt angetan, damit du einer Heirat zustimmen musstest. Er war hoch verschuldet.“
    „Aber ich …“
    „Du trägst an all dem keine Schuld. Jemand hätte dich beschützen sollen, und ich werde es bis in alle Ewigkeit bedauern, dass ich dir an jenem Tag nicht beistehen konnte und dir niemand zu Hilfe kam.“
    Heiße Tränen strömten ihr über die Wangen. „Dafür kannst du nichts.“
    „Du kannst ebenfalls nichts dafür, Diana.“
    „Aber ich …“
    „Ich halte meinen Antrag aufrecht. Meine Ehre gebietet es

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