Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfuehrung im Walzertakt

Verfuehrung im Walzertakt

Titel: Verfuehrung im Walzertakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Styles
Vom Netzwerk:
ihre Vorsätze, ihre Prinzipien, nach denen sie in den letzten fünf Jahren gelebt hatte, zählten plötzlich nicht mehr. Sie war sich darüber im Klaren, Brett etwas vorgemacht zu haben. Sie wollte keine verstohlene Affäre eingehen, das war ihr nicht genug, doch sah sie keine andere Möglichkeit, um mit ihm zusammen sein zu können.
    Sie trieb Merlin voran, an dem kleinen Wäldchen vorbei, hinauf auf den Hügel. Oben angekommen lag ihr das ganze Tal zu Füßen. Gleich einem silbrig glitzernden Band zog sich der Tyne durch die Landschaft. Diana atmete die kühle Luft ein, genoss den Augenblick. Allmählich kehrte ihre innere Ruhe wieder zurück.
    Da vernahm sie das Wiehern eines anderen Pferdes. Sie erstarrte. War sie für diese Begegnung bereit? Wie würde er auf ihr Wiedersehen reagieren?
    „Ich fragte mich schon, wann du kommen würdest.“ Seinen Hengst führend trat Brett aus dem Dickicht. Er schlang die Zügel um einen Ast und kam zu ihr herüber.
    „Woher wusstest du, dass ich diesen Ort aufsuchen würde?“, fragte sie mit angehaltenem Atem. War sie so leicht zu durchschauen?
    „Du hast von der wunderbaren Aussicht geschwärmt. Da dachte ich mir, ich würde dich hier oben treffen.“ Bretts Stimme glich einem Flüstern. „Der Sonnenaufgang über den Bergen ist sogar noch zauberhafter, als du ihn beschrieben hast.“
    „Es schmeichelt mir, dass du dich daran erinnerst.“ Diana versuchte sich in hochmütiger Arroganz. Sie musste den Schutzwall wieder errichten, um ihr verletzliches Herz zu schützen. Der inneren Stimme, die sie unablässig von der Aufrichtigkeit seiner Gefühle überzeugen wollte, durfte sie keine Beachtung schenken.
    „Einige Dinge sind der Erinnerung wert. Sie sind Balsam für die Seele.“
    Schweigen breitete sich aus, unterbrochen nur von dem leisen Schmatzen des grasenden Merlin. Sie bemerkte die dunklen Ringe unter Bretts Augen, die von mangelndem Schlaf zeugten. War er etwa noch vor Sonnenaufgang hierhergekommen, nur um auf sie zu warten? Sie wollte diese Vorstellung als irrige Fantasterei zurückweisen, doch das Bild hatte bereits Wurzeln gefasst und ließ sich nicht mehr vertreiben.
    „Du wolltest die Aussicht genießen, aber bist du auch gekommen, um mich zu sehen?“ Sie hasste das Zittern in ihrer Stimme. Hasste es, dass es sie danach verlangte, ein Ja zu hören. Männer von Bretts Schlag verschmähten feste Bindungen und Verpflichtungen.
    „Auf diese Frage habe ich gewartet.“ In seiner Stimme schwang ein seltsam bescheidener Unterton mit.
    „Und ich warte auf deine Antwort. Ich jedenfalls will dich wiedersehen“, flüsterte sie. Eines Tages würde sie ihm von ihrer Vergangenheit berichten müssen, heute indes nicht. Sie wollte das Gefühl seiner Nähe so lange wie möglich genießen.
    Er nahm ihr die Zügel aus der Hand und schlang sie um einen Ast. Dann fasste er sie mit den Händen um die Taille und hob sie vom Pferd. Ihr Körper glitt gegen den seinen. „Willst du mir keinen Guten-Morgen-Kuss geben?“, fragte er und beugte sich zu ihr.
    Diana schmeckte seine Lippen auf ihrem Mund. Sie schlang ihm die Arme um den Nacken, und sein Kuss wurde leidenschaftlicher, rief eine tiefe Sehnsucht in ihr wach. Von ganzem Herzen wünschte sie, das Mädchen zu sein, das sie noch vor fünf Jahren gewesen war. Doch dem war nicht so. Jene verhängnisvolle Nacht hatte alles verändert. Wenn sie nur wüsste, wie er die Wahrheit aufnehmen würde.
    Er ließ seine Lippen ihren Hals hinabwandern, bedeckte sie mit zarten, quälenden Küssen. Erneut entfachte er das Feuer der Leidenschaft in ihr, das sie schon längst erloschen glaubte. Offenbar hatte es indes nur tief in ihrem Inneren geschlummert. Sie streckte sich ihm entgegen, suchte seine Nähe, seine Berührung. Doch die Stimme der Vernunft ließ ihr keine Ruhe. Wenn sie ihm die Wahrheit nicht eingestand, würde dieser Vorfall einem Damoklesschwert gleich über ihnen hängen und alles in den Schmutz ziehen. Sie wusste nicht, ob sie die Abscheu in seinen Augen ertragen konnte, dennoch musste sie es ihm sagen.
    „Deine Haut schmeckt nach von der Sonne geküsstem Morgentau“, murmelte er, ihr Gesicht mit seinen Händen umfassend.
    „Du bist ein wahrer Quell der Schmeicheleien.“
    Seine Lippen wanderten zu ihrer Schläfe. „Ist es dir lieber, wenn ich damit aufhöre und gehe?“
    Weggehen? Allein bei dem Gedanken protestierte alles in ihr. Sie schaute ihm in die Augen, die ihr wie tiefe graue Seen erschienen. Rasch zog sie ihn an

Weitere Kostenlose Bücher