Verfuehrung in bester Gesellschaft
sooft sich die Gelegenheit dazu bietet.“
„Aber … aber …“
„Sie haben mir dreißig Tage Zeit gegeben, um Sie zu überzeugen. Und genau das werde ich tun. Ich werde versuchen, Sie zu überzeugen.“
„Aber ich kann nicht einfach … Sie können nicht einfach … wir können nicht …“
„Doch, wir können. Komm schon, süße Frau. Holen wir deine Cousine. Es ist höchste Zeit für uns, nach Hause zu fahren.“
Violet schluckte, aber sie widersprach nicht. Irrtümlicherweise hatte sie geglaubt, auf einem gut besuchten Ball vor Rule sicher zu sein.
Soeben hatte sie festgestellt, dass es keinen Ort gab, an dem sie sicher war vor Rule Dewar.
Violet lag auf der Matratze und starrte hinauf zu dem eisblauen Betthimmel über ihrem Kopf. Schuldgefühle lasteten schwer auf ihr. Sie hätte Rule nicht küssen sollen. Sie wollte Jeffrey heiraten. Sie hätte nicht so reagieren dürfen, wie sie es getan hatte.
Himmel, warum hatte sie sich überhaupt mit Rules lächerlichem Vorschlag einverstanden erklärt?
Aber natürlich war es ihr zu jenem Zeitpunkt als die beste Lösung erschienen, um aus dieser Ehe herauszukommen. Keine Anwälte, keine Skandale, nur eine stille Annullierung, der zuzustimmen Rule versprochen hatte.
In der Stille des Zimmers seufzte sie und versuchte, nicht an den Kuss zu denken und an die unglaublichen Gefühle, die ihren Körper dabei durchströmten. Bestimmt war das nur eine rein körperliche Reaktion. Würde Jeffrey mich so küssen, würde ich genau dasselbe empfinden? dachte sie.
Von draußen vor der Tür her drang ein Geräusch herein. Als der Türknauf quietschend umgedreht wurde, fuhr sie auf. Rule würde doch wohl nicht …?
Als Caroline hereinschlüpfte, entspannte sie sich und redete sich ein, dass es keineswegs Enttäuschung war, was sie jetzt empfand.
„Wir konnten nach dem Ball nicht mehr miteinander reden“, sagte Caroline und ließ sich in ihrem Nachthemd und dem rosafarbenen Hausmantel auf den Rand der Matratze sinken. Im Kamin brannte ein kleines Feuer, das die Kälte vertrieb und den Raum in ein weiches gelbes Licht tauchte. „War es nicht einfach herrlich?“
Violet rückte hoch und lehnte sich gegen das Kopfteil des Bettes. „Ich nehme an, das war es.“
„Du nimmst an? Himmel, ich hatte eine herrliche Zeit. Ich habe getanzt, bis meine Schuhsohlen beinahe durchgelaufen waren.“
„Du musstest ja auch nicht so tun, als wärest du jemand anders.“
„So wie eine Ehefrau, meinst du.“
„So wie Rules glückliche Ehefrau.“
Caroline wickelte sich eine ihrer blonden Haarsträhnen um den Finger. „Ich glaube, seine Familie mag dich. Vermutlich spielt das keine besondere Rolle, aber …“
„Ich wollte, dass sie mich mögen. Es sind nette Leute.“
Caroline sah sie misstrauisch an. „Du ziehst doch nicht in Erwägung, verheiratet zu bleiben?“
„Natürlich nicht.“ Violet musterte eine Falte in der Bettdecke aus Satin. „Rule hatte eine Geliebte. Hast du davon gehört?“
Caroline seufzte. „Ich habe den Klatsch gehört. Jeder redete darüber. Sie war da, weißt du.“
„Ich habe sie zusammen gesehen. Rule sagt, die Affäre sei vorüber, aber das bedeutet nicht, dass er diese Frau nicht gegen eine andere ersetzt. Die meisten verheirateten Männer denken sich nichts dabei, eine Geliebte zu haben.“
„Mit Jeffrey bist du besser dran.“
„Ich weiß.“
„Hast du jemand Interessanten getroffen?“, fragte Caroline.
„Ja, das habe ich. Einen potentiellen Käufer für die Firma. Einen Mann namens Burton Stanfield. Offensichtlich hat er Rule ein Angebot unterbreitet, aber Rule lehnt es ab.“
„Hast du ihn nach dem Grund gefragt?“
„Noch nicht, aber ich werde es tun. Natürlich hätte er es ohne meine Zustimmung ohnehin nicht annehmen können, selbst wenn er gewollt hätte.“
„Vielleicht will er gar nicht verkaufen. Vielleicht hat er Spaß daran, die Firma zu leiten.“
„Wenn die Ehe erst annulliert ist, werde ich die alleinige Eigentümerin von Griffin sein, und dann kann ich machen, was ich will. Ich möchte keine Waffen herstellen, die vielleicht dazu benutzt werden, meine Familie und meine Freunde zu töten.“
„Dazu wird es kommen, nicht wahr? Wir werden so eine Art Revolution erleben?“
„Ja, davon bin ich überzeugt. In jedem Fall hat Rule bisher gute Arbeit geleistet, und ich möchte wissen, wie er über Stanfield als möglichen Käufer denkt. Gleichzeitig möchte ich ihn nicht darauf hinweisen, dass ich verkaufen
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