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Verfuehrung in bester Gesellschaft

Verfuehrung in bester Gesellschaft

Titel: Verfuehrung in bester Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Angst er hatte. Er musste sie hier herausbringen. Und so traf er sofort eine Entscheidung.
    „Hier entlang!“, rief er über die Schreie hinweg. „Denselben Weg zurück, den wir gekommen sind.“ Dichter Rauch und Flammen erfüllten inzwischen den Gang zwischen den Logen, aber wenn sie sich dicht an der gegenüberliegenden Wand hielten, hatten sie vielleicht eine Chance.
    Der Mann, der zurückgelaufen war, verschwand hinter einer dichten Rauchwolke. Rule wusste, wohin er wollte – zu einem Ausgang an der rückseitigen Mauer des Gebäudes, einer schmalen Außentreppe, die in die Gasse hinausführte. Er hatte sie einmal bemerkt, als er zum Erfrischungsraum unterwegs gewesen war.
    Die Schreie und Rufe wurden lauter und ängstlicher, ein Lärm des Entsetzens, wie er ihn nie zuvor gehört hatte. Aus dem Augenwinkel sah er eine Frau, deren Röcke Feuer gefangen hatten. Er hörte, wie Violet aufschrie, und drehte sich zu ihr um.
    „Weiter!“, befahl er und zwang Violet, sich von der Frau abzuwenden, die jetzt zur menschlichen Fackel geworden war. Wohl wissend, dass diese Frau nicht mehr zu retten war, zerrte er Violet weiter vorwärts, hin zu der Mauer aus dichtem schwarzem Rauch. Er fühlte, wie sie zitterte, als er sie den Gang hinunterzog. „Am anderen Ende des Ganges ist eine Tür! Wenn wir dorthin gelangen, kommen wir hier raus!“
    Sie hustete und warf einen Blick zurück. Dann aber nickte sie und hielt seine Hand fester. Sie vertraute ihm ihr Leben an und Rule hatte nicht die Absicht, sie zu enttäuschen.
    Sie liefen den Gang hinunter, wobei Violets weite Röcke und die Krinoline es ihr schwer machten, mit ihm Schritt zu halten. Er wünschte, sie hätten die Zeit, beides loszuwerden.
    Flammen stiegen vor ihnen auf. „Halten Sie sich dicht an der Wand!“, rief er. Er zerrte sie weiter in den Rauch hinein und fühlte, wie sie einen Moment lang zögerte, bevor sie ihm in die Finsternis folgte.
    Lieber Gott, betete er, bitte zeig mir den Weg!
    Aber Rauch und Finsternis waren alles, was er vor sich sehen konnte. Er zog ein Taschentuch hervor und reichte es Violet, die es sich vor Nase und Mund presste. Er hustete jetzt heftig, während er sie vorwärtszog, den Rücken an der Wand, um den Weg nicht zu verlieren, und voller Angst, dass ihre weiten Röcke Feuer fangen würden, ehe sie die Tür erreichten.
    Die Flammen hatten die Decke erreicht und züngelten jetzt in Richtung Boden.
    „Werden wir …?“ Sie hustete heftig. „Werden wir sterben?“
    „Nicht, wenn ich es verhindern kann.“ Rule zerrte sie weiter vorwärts, duckte sich, aber die Zeit wurde langsam knapp. Wenn er sich irrte, dann würden sie beide sterben.
    Die Wand schien nicht aufzuhören. Keine Öffnung erschien. Er bewegte sich, so schnell er es wagen konnte, voller Angst, dass der Boden zu ihren Füßen nachgeben würde. Noch immer war kein Fluchtweg in Sicht, nur Rauch und Flammen.
    Rule fluchte heftig und drängte sich vorwärts durch die Dunkelheit, Violets Hand fest in seiner. Er wusste, wie schrecklich ihre Angst sein musste, und dennoch hatte sie nicht aufgegeben.
    Und das würde er auch nicht tun.
    „Weiter“, sagte er. „Wir sind fast da.“ Er blinzelte. Seine Augen brannten und er betete, dass er sich nicht täuschte, als er sie endlich sah – die Tür zu der schmalen Holztreppe, die in die Gasse hinunterführte. Kleine Flammen züngelten bereits um den Türrahmen, aber sie konnten noch hindurch. Er bewegte den Riegel. Zum Glück war die Tür unverschlossen. Rule fragte sich, ob der Mann, der vor ihnen hergelaufen war, sich wohl in Sicherheit hatte bringen können. Er drückte die Tür auf, zerrte Violet mit sich und atmete die frische Nachtluft tief in sich ein.
    „Kommen Sie!“
    Violet versuchte hindurchzukommen, doch ihr Rock war zu weit. Sie hob die Käfigkrinoline, hielt sie fest und drehte sich weit genug zur Seite, um hinauszugelangen, aber als sie auf die Plattform trat, fing ihr grüner Seidenrock Feuer.
    „Rule!“ Wie wild schlug sie nach den Flammen, die an dem Stoff fraßen. Rule schlug die Tür hinter ihnen zu, riss sich den Rock vom Leib und schlug mit ihm wild um sich, um das Feuer zu ersticken.
    Zufrieden, dass sie in Sicherheit war, betrachtete er die steile Holztreppe. „Schaffen Sie das?“
    „Helfen Sie mir.“ Sie drehte ihm den Rücken zu, zeigte die Reihe kleiner bezogener Knöpfe, die er öffnen sollte. Dafür war keine Zeit. Er packte den Stoff mit den Fäusten, zerriss das Kleid, zog es ihr über

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