Verfuehrung in bester Gesellschaft
den Kopf und warf es beiseite. Violet löste die Bänder an ihrer Krinoline, und Rule half ihr, da herauszusteigen.
Er hatte keine Zeit, um zu bewundern, wie sie in ihrer Hose, dem Chemisier und den Strümpfen aussah. Er konnte an nichts anderes denken, als sie in Sicherheit zu bringen.
Flammen leckten bereits aus den Fenstern, und die Tür brannte lichterloh. Er ging ein paar Stufen vor, sodass er sie auffangen konnte, falls sie ausglitt, aber sie stieg die enge Treppe mit sicheren Schritten herunter. Es erinnerte ihn daran, dass sie Howard Griffins Tochter war.
Als sie den sicheren Boden erreichten, legte er seinen versengten Rock um ihre Schultern, sodass sie bedeckt war bis auf ihre hübschen bestrumpften Beine. Er zog sie in seine Arme und hielt sie einfach nur fest.
Violet zitterte am ganzen Körper und schluchzte leise, ein Laut, der ihn daran erinnerte, dass sie noch immer in Gefahr schwebten. Rule zog sie mit sich. Sie liefen die Gasse hinunter, weg von dem brennenden Gebäude, das jetzt ganz und gar in Flammen stand. Menschen hasteten an ihnen vorbei. Es waren Schauspieler und Bühnenarbeiter, die sich ebenfalls in Sicherheit brachten.
Als sie die Straße erreichten, raste ein großer roter Feuerwehrwagen, gezogen von vier weißen Pferden, an ihnen vorüber, dem drei weitere folgten. Sie näherten sich dem brennenden Theater aus verschiedenen Himmelsrichtungen.
Violet strauchelte. Rule fing sie auf, ehe sie fallen konnte, hob sie hoch und lief weiter. Das Gebäude war verloren, und alle, die sich noch darin befanden, waren verdammt.
Rule sah sich auf der Straße um, mitten im Chaos verängstigter Menschen, von denen viele weinten und alle dankbar waren, noch am Leben zu sein. Er suchte nach seinem Wagen und war erstaunt, als er seinen Kutscher auf sich zukommen sah.
„Ich wusste, Sie würden es schaffen, Mylord! Ich wusste, Sie würden Ihre Gemahlin nicht sterben lassen.“
Rule spürte einen Kloß, der in seiner Kehle anschwoll. Er drückte die Schultern seines Kutschers. „Wir müssen hier weg, Bellows. Wir müssen dafür sorgen, dass sie in Sicherheit kommt.“
„Keine Sorge, Mylord. Ich bringe Sie nach Hause.“ Er deutete die Straße hinunter. „Der Wagen steht hinter dem nächsten Block. In dieser Menge ist es unmöglich, ihn hierherzubringen. Sie müssen mir folgen.“
Rule sah Violet an. Ihr Gesicht war rußverschmiert, ihr Chemisier hing nur noch an einem Träger. Sie zitterte so heftig, dass er ihre Zähne klappern hörte. Sie konnte sich kaum aufrecht halten.
Er zog seinen Rock fester um sie, sodass sie besser bedeckt war. „Du bist jetzt in Sicherheit, Liebes. Gleich bist du zu Hause.“
„Ich … mir geht es gut. Sie müssen mich nicht tragen. Ich … ich kann laufen.“
Rule beachtete ihren Einwand gar nicht. Er würde sie nicht eher loslassen, bis sie sicher in seiner Kutsche saß. Er lief neben seinem stämmigen, bärtigen Kutscher her und entdeckte endlich die Kutsche. Bellows öffnete die Tür, und Rule setzte Violet hinein.
„Bringen Sie sie nach Hause, Bellows.“
Violet drehte sich zu ihm um. „Und was … was ist mit Ihnen?“
„Ich muss sehen, ob ich irgendwie helfen kann.“
„Ich werde nicht … ich fahre nicht ohne Sie nach Hause.“
Er sah, wie entschlossen sie war, und ihre Besorgnis veränderte etwas in ihm. „Na gut. Ich bin zurück, so schnell ich kann.“
Als er die Vorderseite des Theaters erreichte, sah er, dass die Feuerwehr und die Polizei bereits alles unter Kontrolle hatten. Die Verletzten wurden versorgt. Kutschen brachten die Überlebenden fort. Er konnte nichts weiter tun, als für die Seelen der Verstorbenen zu beten.
Mit einem letzten Blick machte er kehrt und ging zurück zum Wagen, begierig darauf, so weit wie möglich vom Royal Pantheon fortzukommen. Er winkte dem Kutscher, öffnete die Tür und stieg in das matt beleuchtete Innere.
Violet kämpfte mit den Tränen, als er sich neben sie setzte. „Es ist gut, Liebes, es ist vorbei. Alles wird wieder gut.“
Violet sah zu ihm auf. Tränen rollten über ihre Wangen. „Da drin … da drin sind Menschen gestorben. Da war eine Frau, ihr … ihr Rock fing Feuer, und dann ihr Haar und … und … und …“
„Still, Liebes. Denk nicht daran.“ Violet wehrte sich nicht, als er sie sanft zu sich auf den Schoß zog. „Denk nur daran, wie tapfer du warst und wie stolz ich bin, dass du meine Frau bist.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich war nicht tapfer. Du warst tapfer. Ich hatte
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