Verfuehrung in Gold
gehen, sterben Sie beide.«
Matthew blickte hinter sich, schien jedoch unbesorgt. »Was wollen Sie hier?«
Hart sah in Emmas angsterfüllte Augen. »Ich bin gekommen, um Emma zu holen.«
»Emma geht Sie nichts an.« Sein Arm schlang sich enger um ihren Hals, und für einen kurzen Moment hob sie die gefesselten Hände.
»Natürlich geht sie mich etwas an. Ich habe sie gebeten, meine Frau zu werden.«
»Hart!«, japste sie und versuchte, den Kopf zu schütteln.
»Nein!«, brüllte Matthew. »Nein, sie gehört mir. Sie ist mir bestimmt!«
Hart bewegte sich vorsichtig noch ein Stück vorwärts, denn er wollte nahe genug kommen, dass er sie zu sich reißen konnte. »Sie will Sie nicht, Matthew.«
»Sie wissen gar nichts. Ich liebe sie, und sie wird meine Frau. Sie hat es versprochen. Sie hat es mir versprochen, als sie mir erlaubte, sie zu berühren, mich zu allen erdenklichen Formen von Sünde verlockte.«
Harts Puls stolperte, doch er ignorierte es. Statt nach dem Mann zu schlagen, hob er beschwichtigend eine Hand. »Denken Sie nach, Matthew. Was für ein Leben können Sie ihr bieten? Sie haben das Haus ihres Onkels in Brand gesteckt, nicht wahr?«
Vor Schreck weiteten sich die Augen des Mannes.
Hart nickte. »Sie haben einen Mann getötet, und dafür gehen Sie ins Gefängnis. Wie wollen Sie da für eine Frau sorgen?«
»Nein! Es war ein Unfall! Ich gehe nicht wieder ins Gefängnis!«
»Matthew …«
»Zurück!«, schrie er, während seine Ferse ein Stück über die Felskante rutschte. Emma erstarrte.
Hart sprang vor, wollte sie auffangen. Sie war dem Mann hilflos ausgeliefert, der sie nach hinten zog. Ihre Fersen schabten über Moos und Steine, und sie streckte die gefesselten Hände aus.
»Hart, es tut mir leid«, flüsterte sie, und die Worte schwebten in die Höhe, als sie fiel.
Hart ließ die Pistole fallen, stürzte sich nach vorn, griff jedoch ins Leere. Er schlug der Länge nach auf den Stein und stellte sich vor, wie Emma noch viel tiefer fiel, zu tief …
Aber ihr Sturz war gebremst worden. Er starrte sie an, blickte ihr direkt in die Augen, denn ihre Schultern und das Gesicht ragten noch über die Felskante. Sie war nicht verloren.
Hastig sprang er auf und rannte zu ihr.
»Wollen Sie, dass sie stirbt?«, schrie Matthew. Sie standen beide auf einem schmalen Absatz. Einer seiner Arme war um ihre Taille geschlungen. »Lassen Sie uns in Ruhe!«
»Das werde ich nicht. Lassen Sie Emma gehen. Sie friert und ist verletzt. Ich kann sie an einen sicheren Ort bringen.«
»Sie wird sicher genug sein, wenn wir erst verheiratet sind. Wenigstens ist ihre Seele dann in Gottes Händen.«
»Nicht mal in Schottland verheiratet man eine Frau gegen ihren Willen.«
»Oh, bis wir da sind, will sie.«
Außer sich vor Zorn sprang Hart auf den Vorsprung, begleitet von lautem Knirschen und Poltern von Stein und Kies. Emma rang nach Luft und taumelte zurück, als Matthew sie grob zu sich riss.
»Bitte«, stieß Hart aus, »Sie werden sie verletzen. Geben Sie sie frei. Hier ist es zu steil, und Sie können sie nicht die Klippe hinunterzerren. Lassen Sie Emma los. Ich folge Ihnen nicht, das verspreche ich.«
Matthew brüllte: »Ich liebe sie!« und zog sie weiter den schmalen Felsabsatz entlang. Er begann, um eine Biegung zu verschwinden, als Emmas Füße vergeblich gegen Stein und Kies traten. »Warum verschwinden Sie nicht einfach? Sie gehört mir!«
Ruhig bleiben , ermahnte Hart sich und behielt Emma im Blick, die weiter zurückgezogen wurde. Bleib ruhig. Wenn er zu nahe kam, machte er es nur noch schlimmer und brachte Emma in größere Gefahr. Also kroch er weiter, statt voranzupreschen. Und statt vor Zorn zu brüllen, hielt er den Atem an.
Emma sah Hart an. Eine Träne rann ihr über das staubige Gesicht. Es tut mir leid , sagte sie stumm, und Hart schüttelte den Kopf, als sie hinter einem vorspringenden Felsen verschwand, der ihm die Sicht nahm.
Er bemühte sich, schneller zu gehen und zugleich kein Geräusch zu machen, aber er rutschte auf losem Sand aus und fiel auf ein Knie. Der Schmerz schoss ihm bis in den Rücken. Er ballte die Fäuste und zwang sich, aufzustehen und weiterzugehen. Langsam, langsam.
»Sag ihm, er soll weggehen«, schluchzte Matthew. »Er hat dich besudelt. Dachtest du, das weiß ich nicht? Und selbst nach alledem biete ich dir meinen Namen an. Wieso verstehst du mich nicht?«
»Ich verstehe dich, Matthew.« Ihre Stimme bebte. »Ich verstehe dich«, wiederholte sie.
»Ich liebe
Weitere Kostenlose Bücher