Verfuehrung in Gold
schließen, doch Somerharts Hand schnellte vor. »Es ist noch nicht einmal Mittag«, erklärte er, als er die Haustür weit aufstieß und über die Schwelle trat. Er blickte sich in der Diele um und entdeckte Emma. »Ah, Lady Denmore! Einen Moment Ihrer kostbaren Zeit, bitte.«
»Sehr wohl«, murmelte sie. Sie versuchte, sich über seine Dreistigkeit zu ärgern, war jedoch viel zu erleichtert, als dass sie es auch nur überzeugend vortäuschen könnte. Sie wich zurück bis zum Sofa und setzte sich.
Somerhart trat in den Salon und schaute sich prüfend um, während er auf Emma zuschritt. Schließlich wanderte sein Blick zu ihrem braunen Wollkleid. »Ich sehe keinerlei Hinweise auf verborgenen Reichtum, mithin dürfte Lancaster nicht an einer Heirat interessiert sein.«
»Wie bitte?« Emma fühlte, wie ihre Erleichterung schwand.
»Mehrere Herren sprachen mich gestern Abend in meinem Klub an. Anscheinend zählten sie darauf, dass meine Reaktion auf Ihre Ausfahrt mit Lord Lancaster skandalös ausfallen würde.«
»Aha? Und konnten Sie die Herren zufriedenstellen?«
»Selbstverständlich nicht. Was auch unnötig war, denn Sie allein sorgen bereits für reichlich Gerede.«
»Ein guter Grund, unsere fantastische Beziehung aufzukündigen, Durchlaucht.«
»Hm.« Unaufgefordert setzte er sich neben sie und streckte die Beine aus. »Sie beteuerten, keinen Liebhaber zu wollen. Was haben Sie dann mit Lancaster vor?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Geht mich nichts …«
»Was tun Sie hier? Wie Sie schon feststellten, ist es nicht mal Mittag. Das ist eine höchst unschickliche Zeit für einen Besuch.«
»Ha!« Sein atemberaubend sinnlicher Mund wurde weicher, und er wirkte amüsiert. Tatsächlich lachte er zunächst leise, dann richtig laut. »Unschicklich? Und das von einer Dame, die an Wettläufen teilnimmt?« Immer noch lachend, rieb er sich die Augen. »Sie nennen es unschicklich, dass ich in meiner Eifersucht vor drei Uhr nachmittags zu Ihnen gestürmt komme? Guter Gott, ich muss wahnsinnig geworden sein!«
In diesem Moment sah er kein bisschen wie ein Duke aus. Da er keinen Hut trug, war sein schwarzes Haar nass und kraus vom Regen draußen. Seine blauen Augen blitzten vor Verärgerung und Amüsement, gaben all seine Gefühle preis. Emma versuchte, ihr Schmunzeln zu verbergen, indem sie eine Hand vor ihren Mund hielt, aber leider konnte sie ein sehr unelegantes Grunzen nicht zurückhalten.
Somerhart sah sie entsetzt an. »Lachen Sie mich aus?«
»Gewiss würde ich … nicht … doch! Sagten Sie eben ›Eifersucht‹?«
»Sagte ich, also lachen Sie nur. Ich bestehe darauf.«
Und so lachte Emma – über Somerhart und vor Erleichterung. Als sie sich wieder beruhigt hatte, bemerkte sie, dass Somerhart sie mit einem geheimnisvollen Lächeln anschaute. Sofort wurde ihre Kehle eng, und ihr wollte leider keine spöttische Bemerkung einfallen. Trotzdem öffnete sie den Mund, um Luft zu holen, doch ehe sie es sich versah, presste Somerhart seine Lippen auf die ihren. Sie waren warm, sanft und seidig weich. Und seine Zunge war heiß und weich wie Samt.
Sie wollte dies hier nicht, nein, ehrlich nicht. Doch sein Mund wirkte Wunder. Wie konnte der kalte, beherrschte Duke so süß schmecken? Wie konnten seine Lippen solch zarte Gefühle in ihr hervorrufen? Und seine Zunge war die Versuchung schlechthin, ein flüchtiger Blick in den Himmel, der verschwand, kaum dass Emma mehr wollte. Sie folgte jener hitzigen Wonne, doch er packte ihre Schultern und schob sie ein Stück zurück.
»Vollkommen unangebracht …« Er kostete ihre Unterlippe, dann die Oberlippe und belohnte ihr Seufzen mit einem noch leidenschaftlicheren Kuss als dem ersten. Sämtliche zärtlichen Gedanken wurden beiseitegedrängt, und Emma spürte, wie sie in purer Hitze versank. Mein erster Kuss , ging es ihr durch den Sinn, was lächerlich war. Natürlich war sie schon geküsst worden, und nicht bloß ein Mal. Aber dies … dies war Intimität . Es war eine Einführung in jene andere Welt, die sie beobachtet und bestaunt hatte: die Welt der Wonnen, Geheimnisse und Intrigen.
»Du …«, flüsterte Somerhart, küsste ihren Mundwinkel und ihre Wange. »Es ist deine Schuld. Du machst mich wahnsinnig.« Seine Zähne knabberten zart an ihrem Kinn, ehe er eine Linie aus Küssen bis zu der empfindlichen Stelle unter ihrem Ohr zog. Dort öffnete er seine Lippen, und Emma erschauerte.
»Ich war wütend, als ich mein Haus verließ.«
»Warum?«, brachte sie
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