Verfuehrung in Gold
weiterziehen soll. Versuch in Erfahrung zu bringen, wer er ist und wer ihn schickt. Denkst du, du kannst das für mich erledigen?«
»Kann ich.«
»Na dann.« Hart gab ihm die Münzen. »Ich bin Somerhart.«
»Stimp«, antwortete der Junge, was entweder eine Zustimmung oder sein Name sein sollte. Schwer zu sagen.
»Ich komme morgen wieder. Solltest du mich früher brauchen, findest du mich heute Abend in der Grosvenor Street.«
»Ist gut. Dann mache ich mich mal an die Arbeit.« Der Junge ging weg, eine Münze zwischen seinen Zähnen, noch ehe Hart ein weiteres Wort sagen konnte.
Schwerer Weihrauchgeruch hing über Matthew Bromley, schlängelte sich um ihn und schenkte ihm eine befremdliche, erregende Mixtur aus Wohlgefühl und Schuld. Er senkte den Kopf, um mit dem Rest der Gemeinde zu beten. Und lange, nachdem die anderen wieder aufgestanden und gegangen waren, kniete er noch dort.
Gott würde sie ihm zurückbringen. Wenn er genug betete, genug opferte, bekam er sie zurück. Schließlich wollte er sie nicht aus eigennützigen Gründen. Ihretwegen war er vom rechten Weg abgekommen, und Matthew würde dafür sorgen, dass ihrer beider Seelen vor ewiger Verdammnis bewahrt wurden. Heirat, Frömmigkeit, Gnade. Was konnte ein Mann sich Edleres wünschen?
Deine Seele ist beschmutzt , hatte Reverend Whittier gesagt, und dass die Wahrheit laut ausgesprochen wurde, brachte Matthew zum Weinen. Er wollte wieder rein sein, rein von der Lust und der Unzucht, die ihn in ihrer Gestalt heimsuchten. Er hatte die Gefahr nicht erkannt, hatte sich blind von ihr täuschen lassen, in dem festen Glauben, all das hätte mit Liebe zu tun. An den Teufel dachte er keine Sekunde. Bis er Reverend Whittier beichtete und erkannte, was sie wirklich war.
Nicht einmal ihr Verschwinden machte es besser. Jede Nacht erschien sie ihm in seinen sündigen Träumen. Nacht für Nacht verlockte sie seinen Körper, Lust zu empfinden, und jeden Morgen wachte er mit dem Beweis seiner Sünde wie einem Brandzeichen auf seiner Haut auf.
Er konnte sie nicht einfach vergessen. Um sich zu retten, musste er sie retten. Entweder wurde sie seine Frau, oder sie waren beide verloren. Sobald sie heirateten, war er erlöst und konnte seine Arbeit für den Herrn beginnen. Er würde mit ihrer sündigen Seele und ihrem lüsternen Leib anfangen.
»Gott wird mich zu ihr führen. Bald«, murmelte er, als er sich von seinen schmerzenden Knien erhob. »Und ich rette sie vor sich selbst.«
Emma traf um sechs Uhr auf dem Moulter-Anwesen ein und war um acht Uhr umgekleidet für die Gesellschaft. Um neun Uhr glühte sie infolge guter Blätter beim Kartenspiel und noch besseren Champagners. Eigentlich glühte jeder um sie herum, auch wenn Emma bezweifelte, dass die anderen aus denselben Gründen tranken wie sie. Wahrscheinlich versuchte keiner von ihnen, die Furcht vor Somerharts bevorstehender Verführung zu ertränken.
Emma nahm noch einen Schluck. Viel mehr durfte sie allerdings nicht trinken, sonst stöhnte sie womöglich ungehemmt, wenn sie ihr erstes schlechtes Blatt bekam.
Bisher hatte er sich nicht gezeigt, war vielleicht noch gar nicht angekommen, aber sie wusste, welches Gästezimmer für ihn vorgesehen war, weil das Dienstmädchen es nebenbei erwähnte, als es Emmas Kleidung auspackte. Somerharts Tür war gleich gegenüber von Emmas, was der aufmerksame Gastgeber zweifelsohne absichtlich so arrangiert hatte. Schließlich galt es, die Mätresse eines Dukes angemessen unterzubringen.
Sie hatte keine Ahnung, wie sie Distanz zu dem Mann wahren sollte, wenn er nur wenige Schritte entfernt von ihr schlief.
Emma schüttelte den Kopf und legte einige Münzen in die Tischmitte. Seine Anwesenheit war nicht das eigentliche Problem. Eine Gefahr stellte vielmehr ihre eigenen Versuchung dar. Das Wissen um seine Nähe war erheblich verstörender als seine physische Nähe.
Ein überraschtes Murmeln hob am Tisch an, als Emma ihr Blatt zeigte. Die anderen hatten nicht erwartet, dass sie gewinnen würde, und sie konnte es ihnen nicht einmal verdenken. Vor lauter Grübeln über Somerhart hatte sich gewiss ihre Miene verfinstert, was die anderen Spieler als Verdruss über ein erbärmliches Blatt deuteten. Auf diese Art Glück durfte sie sich allerdings nicht verlassen. Sie musste sich konzentrieren. Der Duke war eine Ablenkung, die sie sich nicht erlauben konnte.
Emma schob alle Gedanken an ihn weit von sich und erhöhte ihren Spieleinsatz. Mehr Ermunterung brauchte das Schicksal
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