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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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öffnete die Tür.
    Emma wandte sich wieder zu Mr Jones. »Ich bedaure den heutigen Abend. Wollen Sie mich jetzt bitte entschuldigen? Ich habe noch eine Einladung zu einem privaten Dinner.«
    Als sich der Kutschenschlag schloss, stand Mr Jones immer noch da, die Arme gegen die Kälte verschränkt, und starrte auf das Straßenpflaster. Emma wusste nicht, was sie tun sollte, deshalb wies sie den Kutscher an, zu den Osbournes zu fahren.
    Als ein anderer Wagen vorbeirollte und in die Einfahrt der Tunwittys bog, schaute Emma gerade rechtzeitig auf, um die goldenen, ausgebreiteten Schwingen eines Habichts zu sehen, der durch die Nacht segelte. Der Somerhart-Habicht auf dem Somerhart-Wappen. Die Kutsche des Dukes war angekommen.
    Emma vergrub das Gesicht in den Händen. Sie atmete den scharfen Metallgeruch von schmutzigen Münzen ein und dankte Gott, dass sie so schnell gegangen war. Sie hatte ihn beschämt, und er würde ihr niemals verzeihen. Auf einmal bekam sie große Angst.

Kapitel 16
    M üssen Sie so früh schon gehen? Es ist erst kurz nach zwölf«, sagte Lady Osbourne.
    Osbourne legte eine Hand auf den Arm seiner Frau. »Lass sie zu den Spieltischen gehen. Das Mädchen hat eine Gabe, und wir sollten es nicht davon abhalten, sie zu nutzen.«
    »Ah, du ermunterst sie auch noch, eine Spielerin zu sein, Osbourne. Schweig still!«
    Emma lächelte die beiden an und sagte sich, dass sie unbedingt ihr behagliches Heim verlassen und sich auf den Heimweg machen sollte. Heute Nacht standen zwar keine Spiele mehr an, doch es gab reichlich Vorbereitungen zu treffen. Und sie fühlte sich merkwürdig, gar nicht sie selbst und seltsam lethargisch, als würde ein schweres Gewicht sie nach unten ziehen.
    Die Osbournes setzten ihre liebevolle Zankerei fort. Emma würde die beiden sehr vermissen. Ihr Onkel hatte ihr erzählt, dass sie nicht aus Liebe geheiratet hatten. Tatsächlich konnten sie sich während der ersten Jahre ihrer Ehe nicht ausstehen. Nachdem aber ihr erstes Kind, eine Tochter, geboren war, veränderte sich alles. Aus ihrer Feindseligkeit wurde aufrichtige Zuneigung, und die überdauerte nun schon vierzig Jahre.
    Lady Osbourne konnte nicht mehr zum Landsitz der Familie reisen, denn drei Tage in der Kutsche bereiteten ihr über Wochen hinweg Schmerzen. Deshalb hatte Lord Osbourne seine Jagdgesellschaften im Norden aufgegeben, und sie blieben das ganze Jahr in London – zusammen.
    Emma seufzte. Sie konnte den beiden unmöglich einfach eine gute Nacht wünschen und verschwinden.
    »Genau genommen verlasse ich die Stadt. Morgen wohl schon«, sagte sie.
    »Oh«, hauchte Lady Osbourne, »aber Sie sind doch zu unserem Ball wieder zurück, nicht wahr? Es ist der erste nach Ostern, und ich plane, ihn zu einem prächtigen Ereignis zu machen.«
    »Ich … nein, leider werde ich nicht zum Ball hier sein. Vielmehr werde ich die Saison überhaupt nicht in der Stadt sein. Sie müssen …« Emma überlegte, wie viel sie ihnen sagen durfte. »Ich fürchte, dass ich heute Abend einen ziemlichen Skandal verursacht habe. Es wäre gut möglich, dass Sie meine Anwesenheit heute Abend hier leugnen möchten.«
    Lord Osbourne schnaubte. »Wir könnten die Bekanntschaft mit Ihnen komplett leugnen, wenn wir wollen, doch das wollen wir nicht. Also, was ist das für ein Unfug, dass Sie die Saison über nicht in der Stadt sind?«
    »Ah, es ist Ihre Garderobe, stimmt’s?«, rief seine Frau. »Alles ist so entsetzlich teuer. Sie müssen bei uns wohnen, gutes Kind. Es ist unnötig, Geld für eine eigene Wohnung zu verschwenden. Wir haben hier fünfzehn leere Zimmer! Bleiben Sie bei uns, und wir kümmern uns um Ihre Kleider.«
    Emma hielt beide Hände in die Höhe. »Nein, das kann ich nicht. Es liegt nicht am Geld, zumindest nicht nur. Und es ist nicht einmal die Schande, die ich über mich gebracht habe, obgleich die schon genügen würde. Vielmehr ist es offensichtlich, dass ich die Ausgelassenheit und den Trubel der Saison nicht verkraften würde. Deshalb ziehe ich mich über den Sommer aufs Land zurück. Ich fürchte, Denmore hat mich mit seiner Leidenschaft fürs Gärtnern angesteckt.«
    Lady Osbourne gab nicht auf. »Aber wir haben doch hier auch Gärten!«
    Emma schüttelte den Kopf, und Lord Osbourne wechselte einen vielsagenden Blick mit seiner Gemahlin, ehe er Emmas Hand ergriff.
    »Wir werden Sie vermissen. Sie sind uns ans Herz gewachsen wie eine Tochter. Versprechen Sie, dass Sie im Herbst wiederkommen und bei uns bleiben. Wir sind alt

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