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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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bändigen, und Marsh sah es, denn seine Augen funkelten.
    »Nun denn, meine Liebe, zeigen Sie Ihre Karten.«
    Emma biss die Zähne zusammen. »Es ist Ihr Spiel.«
    »Natürlich.« Er deckte sein Blatt auf, und Stille trat ein, als wären alle Anwesenden plötzlich in tiefes, kaltes Wasser gestürzt.
    Emma schaute die Karten an, zählte die Werte zusammen. Der Pik-Bube und der Herz-Bube zwinkerten ihr zu, verspotteten sie mit ihrem vielsagenden Grinsen. Emma wurde die Kehle eng, weil ihr die Tränen kamen, und sie nickte. Ein Paar, kein Dreier.
    Ihre Haut brannte förmlich, als sie sorgsam ihre Karten einzeln auf das glänzende Holz legte. »Eine Straße«, flüsterte sie, und die Rufe der Herren um sie herum hallten in ihrem Kopf wider.
    »Potzblitz, Marsh, das war unglaublich!«
    »Skandalös. Sie sollten sich schämen.«
    »Sie mag das Spiel gewonnen haben, aber das ist ihr Ende.«
    »Abscheulich.«
    »Unvorstellbar.«
    Emma ignorierte sie alle, blickte ihrem Gegner in die kalten Augen und öffnete ihren Handbeutel, um den Gewinn hineinzufüllen.
    Gut gemacht , hauchte er ihr zu, doch sein Glückwunsch endete mit einem abfälligen Schmunzeln. Emma zog lächelnd das Band ihres Retiküls zu. Ihr Triumph und ihre Erleichterung hatten eine seltsam säuerliche Note, und ihr wurde schrecklich heiß. Sie holte einige Male tief Luft. Unterdessen verblassten die hässlichen Worte um sie herum, und als sie aufstand, war ihr Lächeln weniger gekünstelt. Niemand rückte ihr den Stuhl beiseite.
    Sie wandte sich zum Gehen, und fand sich nach wenigen Schritten einem sehr blassen Mr Jones gegenüber. Emma neigte den Kopf, aber Jones war wie erstarrt. Wieder nickte sie, um ihm zu bedeuten, dass sie ihn verstand. Sie wollte an ihm vorbeigehen und erschrak, als er ihr seinen Arm anbot.
    »Sie brauchen das nicht zu tun«, murmelte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe Sie hier hereinbegleitet, also begleite ich Sie auch wieder hinaus.«
    »Ich danke Ihnen.«
    An der Tür bemerkte Emma zwei elegant gekleidete Damen. Sie kehrten ihr den Rücken zu, als sie vorbeiging. Es hatte sich schon herumgesprochen. Emma ermahnte sich, nichts darauf zu geben. Sie kannte diese Leute nicht, und die kannten sie nicht.
    »Ich möchte jetzt gehen«, sagte sie zu Mr Jones und versuchte, schneller zur Treppe zu kommen, aber sein Arm hielt sie zurück.
    »Eilen Sie nicht, als würden Sie fliehen. Gehen Sie mit Würde.«
    »Mit welcher Würde?«
    Er sah sie an. »Ich habe Ihr Spiel nie für schändlich gehalten.«
    »Bis heute?«
    Er war viel zu sehr Gentleman, um zu antworten. Eine Dame drehte sich von ihnen weg. Eine andere zog sich rasch in eines der Zimmer zurück, kaum dass sie Emma kommen sah.
    »Bringen Sie mich nur zur Tür, Mr Jones. Warten Sie nicht mit mir.«
    »Unsinn.«
    Sie bat den Butler um ihren Umhang. Ein Diener ging hinaus, um ihre Droschke herbeizuwinken. Als Emma es wagte, sich umzusehen, stellte sie fest, dass sie von Dutzenden Augenpaaren beobachtet wurde. Sie alle blickten von der Galerie im ersten Stock zu ihr herab. Sie sank vor ihnen in einen Knicks. Als Mr Jones ihr den Umhang über die Schultern legte, schloss sie die Augen.
    »Ich warte draußen.«
    Er folgte ihr, der starrköpfige Junge.
    »Warum tun Sie das?«
    Ausnahmsweise blickte er sie direkt an, bevor er hinunter zu den hellen Pflastersteinen sah. »Ich hatte gedacht …« Eine eisige Windböe fuhr ihm durchs Haar und brachte ihn zum Erschaudern. »Ich hatte gedacht, dass sich Ihre Wildheit mit der Zeit ein wenig legen würde. Sie genießen Ihre ersten Wochen in London, das weiß ich. Und ich … mein Einkommen ist ansehnlich. Mein Onkel hat einen alten Titel.«
    »Mr Jones …«
    »Ich hatte sogar Schritte ergriffen, Ihre Familie zu finden, mich zu erkundigen …«
    Vor Schreck gefror jedes Mitgefühl mit ihm. »Sie haben was?«
    »Ich wollte die Bekanntschaft Ihrer Familie machen, um …«
    »Mein Vater ist tot.«
    »Ja, das tut mir leid. Schrecklich leid. Aber ich dachte, ich …«
    »Sie hätten mich fragen können. Warum haben Sie …? An wen haben Sie geschrieben?«
    Er wirkte vollkommen durcheinander. »Verzeihen Sie, Lady Denmore. Ich war mir nicht sicher. Sie sind noch in Trauer. Ich hielt es für unangebracht, mein Werben vor dem Sommer zu beginnen.«
    »Wem haben Sie geschrieben?«
    »Dem örtlichen Magistrat. Einem Mr Bromley.«
    Links von Emma knirschten Räder. Emma sah ihre Droschke wenige Meter entfernt anhalten. Der Kutscher sprang vom Bock und

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