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Verfuehrung in Gold

Verfuehrung in Gold

Titel: Verfuehrung in Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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jetzt nicht aufgeben , sagte sie sich. Du hast vierhundert Pfund in diesem Haufen. Nicht dass sie aufgeben wollte. Sie hatte ein gutes Blatt, das ihr den Gewinn praktisch garantierte. Fast.
    »Sie sehen mich im Nachteil«, murmelte sie schließlich.
    Marsh versuchte, mitfühlend zu erscheinen. »Aber Sie haben doch gewiss Besitz? Etwas, das Sie als Pfand benutzen können?«
    »Nein, ich habe nichts.«
    »Aha.« Seine grünen Augen schimmerten wie Moos unter Wasser. Er beugte sich zu ihr vor, und Emma legte ihr Blatt umgekehrt auf den Tisch.
    Marshs Blick fiel auf ihr Dekolleté. »Sind Sie sicher, dass Sie nichts anzubieten haben?«
    »Ziemlich sicher. Es sei denn, Sie akzeptieren mein Wort.«
    »Das Wort einer Dame? Ein unnötiges Risiko, fürwahr, bedenkt man, dass Sie etwas von großem Wert anbieten können. Etwas, dem ich sehr hohen Wert beimesse.«
    »Und das wäre?« Sie verzichtete darauf, sich vorzubeugen, um es ihm leichter zu machen. Da sie längst ahnte, was er ihr anbieten wollte, sollte er auch den Mut beweisen, es vor allen anderen zu sagen. Und falls er dazu zu feige war, konnte er seine schmutzigen Gedanken für sich behalten. Er war im Begriff, ihre Reputation zu ruinieren, also sollte er seine auch gleich mit vernichten. Süßlicher Portweingeruch wehte ihr mit seinem Atem entgegen.
    »Ich glaube, Sie wissen, was ich meine, Lady Denmore.«
    »Nein, ich kann es mir nicht vorstellen.«
    Marsh sah zu den Herren auf, die ihnen am nächsten standen, bevor seine Augen rasch wieder zu ihrem Ausschnitt huschten. »Eine Nacht in Ihrem Bett«, flüsterte er.
    Auch wenn sie nichts anderes erwartet hatte, zuckte Emma bei seinen Worten zusammen. Und den anderen um sie herum schien es nicht besser zu gehen, wie sie bemerkte. Alle verstummten.
    Emma zog die Brauen hoch. »Finde Sie, meine Tugend ist gerade mal vierhundert Pfund wert, Lord Marsh? Ich kann mich nicht entscheiden, welche Beleidigung die größere ist – das Angebot an sich oder der lächerliche Betrag, den Sie ihm beimessen.«
    Nun setzte allgemeines Raunen ein.
    Ihr Gegner blickte ihr in die Augen und lächelte. Ihm entging nicht, dass sie beleidigt war, allerdings nicht unbedingt empört. »Nun gut. Nehmen Sie Ihren bisherigen Einsatz aus dem Topf. Das würde Ihren Wert auf … wie viel? … siebenhundert, achthundert Pfund heben?«
    Emma starrte ihn einfach nur an. Wenn sie sich hierauf einließ, wäre sie ruiniert. Andererseits wäre ihr Name ohnedies bald vernichtet. Und falls sie sich auf Marshs Angebot einließ und gewann, könnte sie bei Tagesanbruch aus London verschwinden. Sie hätte mehr Geld, als sie brauchte, und wäre frei.
    Ging sie auf das Angebot ein und verlor … dann müsste sie ebenfalls morgen früh abreisen, nicht ganz so reich wie erhofft, denn sie wäre verdammt, würde sie eine solch unehrenhafte Wette einhalten.
    Emma faltete die Hände und versuchte, den dumpfen Schmerz einzudämmen, der in Wellen durch ihren Körper jagte. Du bist eine Lügnerin und Betrügerin. Noch eine Lüge mehr macht keinen Unterschied.
    Sie wusste nicht, warum ihr die Vorstellung, eine derart unsittliche Wette abzulehnen, Bauchschmerzen bereitete, aber vielleicht war es nicht schlecht für sie, die Wette auch dann einzulösen, wenn sie verlor. Eine Nacht in Marshs Gemächern würde ihr erhitztes Blut auf immer abkühlen. Sie wäre geheilt.
    »Sie könnten auch aufgeben«, schlug Marsh vor. Er sah ihr an, dass sie mit sich rang, und genoss es, wie man an seinem hämischen Grinsen erkannte. Natürlich hatte er schon hinreichend oft mit ihr gespielt, um zu wissen, dass sie nicht aufgeben würde.
    Einen Finger nach dem anderen löste sie ihre Hände voneinander und legte sie auf den Tisch. Dann streckte sie eine Hand sehr langsam aus und begann, die vierhundert Pfund abzuzählen, die sie zuvor so achtlos in den Topf geworfen hatte.
    »Eine Nacht«, sagte sie deutlich, woraufhin alle hektisch tuschelten. Sie war froh, dass sie nicht verstand, was gesagt wurde, denn sie wollte es gar nicht hören.
    Marshs Lippen röteten sich, seine Augen wanderten abermals zu ihrem Dekolleté, und Emma sah ihm an, was er dachte: Er malte sich all die Dinge aus, die er mit ihr tun wollte. Sie hatte ihn nie bei einer der Gesellschaften ihres Vaters gesehen, aber zweifellos hätte er sich noch auf den schlimmsten von ihnen wohlgefühlt.
    Emma hatte ihre vorherigen Einsätze abgezählt und nahm ihre Karten wieder auf. Es kostete sie einige Anstrengung, ihr Zittern zu

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