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Verfuehrung

Titel: Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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würde sie dafür sorgen, daß er weder Cordelia Biddle noch irgendeine andere unschuldige Erbin heiraten konnte.
    Sie raffte ihre Röcke und wollte gerade eine kleine Panstatue umrunden, die in der Mitte eines Blumenbeetes stand.
    »Es ist sehr unklug, hier draußen alleine herumzuwandern«, kam Waycotts Stimme aus dem Schatten. »Eine Frau könnte sich in diesem Garten sehr leicht verirren.«
    Sophy stockte der Atem. Sie wirbelte herum und sah den Viscount, der sie aus wenigen Metern Entfernung anstarrte. Ihre ursprüngliche Angst schlug in Wut um. »Also wirklich, Mylord, müßt Ihr Euch so anschleichen?«
    »Ich komme allmählich zu der Überzeugung, daß das die einzige Möglichkeit ist, überhaupt irgendwann mit Euch unter vier Augen zu sprechen.« Waycott machte ein paar Schritte auf sie zu, im Mondlicht sah sein blasses Haar fast silbern aus. Der Kontrast zu der schwarzen Kleidung, die er wie immer trug, gab ihm etwas Unwirkliches.
    »Ich glaube nicht, daß es etwas gibt, was wir unter vier Augen zu besprechen hätten«, sagte Sophy und packte ihren Fächer fester. Sie war nur ungern mit Waycott allein. Julians Warnungen vor ihm schrillten wie Alarmglocken durch ihren Kopf.
    »Ihr irrt Euch, Sophy. Wir haben sehr viel zu besprechen. Ich möchte, daß Ihr die Wahrheit über Ravenwood und Elizabeth erfahrt. Es ist allerhöchste Zeit, daß Ihr das hört.«
    »Ich weiß bereits, was ich wissen muß«, sagte Sophy ruhig.
    Waycott schüttelte den Kopf, seine Augen funkelten im fahlen Licht. »Keiner kennt die Wahrheit, Ihr am allerwenigsten. Hättet Ihr sie gekannt, hättet Ihr ihn nie geheiratet. Ihr seid viel zu süß und sanft, Ihr hättet Euch nie freiwillig einem Monster wie Ravenwood hingegeben.«
    »Ich muß Euch bitten, sofort damit aufzuhören, Lord Waycott.«
    »Gott steh mir bei, ich kann nicht damit aufhören«, Waycotts Stimme klang mit einem Mal brüchig. »Glaubt Ihr denn, ich würde es nicht tun, wenn ich es könnte? Wenn es doch nur so einfach wäre. Ich muß ständig daran denken. An sie. An alles. Es verfolgt mich, Sophy. Es frißt mich bei lebendigem Leib auf. Ich hätte sie retten können, aber sie hat es nicht zugelassen.«
    Zum ersten Mal dämmerte Sophy, daß Waycotts Gefühle für Elizabeth alles andere als oberflächlich und flüchtig gewesen waren. Das weckte sofort ihr Mitleid, sie machte einen Schritt auf ihn zu und legte ihre Hand auf seinen Arm.
    »Still«, flüsterte sie. »Ihr dürft Euch keine Vorwürfe machen. Elizabeth war sehr temperamentvoll, leicht erregbar. Selbst die von uns, die in der Umgebung von Ravenwood gelebt haben, wußten soviel über sie. Was immer passiert ist, es ist vorbei. Ihr dürft Euch nicht länger damit quälen.«
    »Er hat sie ruiniert«, flüsterte Waycott. »Er hat sie zu dem gemacht, was sie geworden ist. Elizabeth wollte ihn nicht heiraten, wißt Ihr. Sie wurde von ihrer Familie zu dieser Verbindung gezwungen. Ihre Eltern haben nur an das Ravenwood Vermögen und den Titel gedacht. Sie haben keine Rücksicht auf ihre Sensibilität genommen. Sie haben nicht einmal annähernd begriffen, wie zartbesaitet sie war.«
    »Bitte, Mylord, Ihr dürft Euch nicht so aufregen.«
    »Er hat sie umgebracht.« Waycotts Stimme wurde jetzt kräftiger. »Am Anfang hat er es ganz langsam gemacht, mit einer Reihe von
    Grausamkeiten. Dann ist er grober geworden. Sie hat mir erzählt, er hätte sie mehrmals mit der Reitpeitsche geschlagen - geschlagen, als wäre sie sein Pferd.«
    Sophy schüttelte rasch den Kopf. Wie oft hatte sie selbst Julian bis zur Weißglut getrieben. Er hatte nie Hand an sie gelegt. »Nein, das kann ich nicht glauben.«
    »Es ist wahr. Ihr habt sie ja am Anfang nicht gekannt. Ihr habt nicht gesehen, wie sie sich nach der Heirat mit ihm verändert hat. Er hat immer versucht, ihren Esprit in Ketten zu legen und ihr inneres Feuer zu ersticken. Sie hat sich mit der einzigen Waffe gewehrt, die sie hatte - sie hat sich ihm widersetzt. Aber bei dem Versuch, sich von ihm zu befreien, ist sie immer wilder geworden.«
    »Einige behaupten, sie wäre mehr als nur wild gewesen«, sagte Sophy leise. »Manche sagen, sie wäre verrückt gewesen. Und wenn das wahr ist, ist es sehr traurig.«
    >>Er hat sie dazu gemacht.«
    »Nein. Ihr könnt die Schuld für ihren Zustand nicht Ravenwood geben. Solcher Wahnsinn liegt im Blut, Mylord.«
    »Nein«, zischte Waycott wütend. »Ihr Tod ist Ravenwoods Schuld. Sie wäre heute noch am Leben, wenn er nicht gewesen wäre. Er muß

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