Verfuehrung
mich fünfzehnhundert Pfund gekostet.«
»Ein Trinkgeld im Vergleich zu dem, was Crandon und Musgrove heute abend verlieren werden. Das Schlimme an dir, Ravenwood, ist, daß dir jeder Penny leid tut, den du nicht direkt in deine Ländereien steckst.«
»Du weißt genau, daß deine Einstellung zum Spielen sich schlagartig ändern würde, wenn du den Titel deines Onkels und die dazugehörigen Ländereien erbst. Du bist genausowenig ein eingefleischter Spieler wie ich.« Julian winkte seiner Kutsche, als sie hinaus in die kühle Nachtluft traten. Es war fast Mitternacht.
»Sei dir da nicht so sicher. Im Augenblick sind mir die Spieltische sehr lieb. Ich bin von ihnen abhängig, was mein Einkommen betrifft.«
»Es ist ein Glück, daß du ein Talent für Würfel und Karten hast.«
»Eine der wenigen sinnvollen Sachen, die ich in Eton gelernt habe«, sagte Daregate schnippisch, dann sprang er in die Kutsche, die gerade vorgefahren war.
Julian folgte Daregate und setzte sich ihm gegenüber. »Na schön, es hat mich genug gekostet. Jetzt schauen wir mal nach, was genau ich für meine fünfzehnhundert Pfund bekommen habe.«
»Laut Eggers, und der, das muß ich sagen, kennt sich in solchen Sachen recht gut aus, sind mindestens noch drei oder vier Männer übrig, die immer noch schwarze Ringe tragen«, sagte Daregate nachdenklich.
»Aber wir haben ihm nur zwei Namen entlocken können. Utteridge und Varley.« Julian dachte über den Mann nach, an den er gerade sein Geld verloren hatte. Je mehr Eggers gewonnen hatte, desto williger war er gewesen, mit Daregate und Julian Klatsch zu tauschen. »Ich frage mich, ob es einer von ihnen war, der Sophys Freundin den Ring gegeben hat. Utteridge war, glaube ich, zu Besuch im Abbey. Und Varley auch, da bin ich mir fast sicher.«
Julians Hand ballte sich zur Faust, als er sich zwang, sich an die scheinbar endlose Liste von Elizabeths Eroberungen zu erinnern.
Daregate ignorierte die Schatten der Vergangenheit und hielt sich an das augenblickliche Thema. »Zumindest haben wir einen Ausgangspunkt. Entweder Utteridge oder Varley könnten der Mann sein, der der Freundin deiner Frau den Ring gegeben hat.«
»Verdammt noch mal, das gefällt mir nicht, Daregate. Eins steht aber fest, Sophy darf diesen Ring nie wieder in der Öffentlichkeit tragen. Ich werde dafür sorgen müssen, daß er sofort vernichtet wird.« Und das würde sicher wieder neuen Ärger zwischen ihm und Sophy geben. Sie hing offensichtlich sehr an dem Ring.
»In diesem Punkt muß ich dir voll und ganz zustimmen. Sie darf ihn nicht tragen, ehe wir nicht wissen, was er bedeutet. Aber sie weiß nicht, was er bedeutet, Ravenwood. Für sie ist er nur ein Andenken. Willst du ihr die Wahrheit sagen?«
Julian schüttelte grimmig den Kopf. »Daß der ursprüngliche Besitzer einem Geheimbund angehörte, dessen Mitglieder Wetten abgeschlossen haben, wer dem hochrangigsten Mitglied des Ton Hörner aufsetzen würde? Wohl kaum. Sie hat ohnehin schon eine viel zu schlechte Meinung von Männern.«
»Hat sie das wirklich?« fragte Daregate amüsiert. »Dann paßt du und deine Lady ja sehr gut zusammen, nicht wahr, Ravenwood? Du hast auch keine sehr hohe Meinung von Frauen. Geschieht dir recht, wenn du mit einer Frau verheiratet bist, die das Kompliment erwidert.«
»Das reicht, Daregate. Ich habe heute abend Wichtigeres zu tun, als mich mit einem Mann zu streiten, dessen Meinung über Frauen sich nicht wesentlich von meiner unterscheidet. Auf jeden Fall ist Sophy ganz anders als die meisten Frauen.«
Daregate sah ihn an, und die Schatten versteckten sein Lächeln. »Ja, ich weiß. Ich hab mich schon gefragt, ob du dir dessen überhaupt bewußt bist. Paß gut auf sie auf, Ravenwood. In dieser Welt gibt es Wölfe, die nur zu gerne einen Biß von ihr nehmen würden.«
»Keiner weiß das besser als ich.« Julian starrte aus dem Kutschenfenster. »Wo möchtest du denn abgesetzt werden?«
Daregate hob ratlos die Schultern. »Bei Brook’s, denk ich. Nach dem Schuppen, den wir gerade verlassen haben, bin ich in der Stimmung für ein bißchen zivilisiertes Trinken. Wohin gehst du?«
»Sophy suchen. Sie wollte zu Lady Dallimores Soiree.«
Daregate grinste. »Wo sie wahrscheinlich die Königin des Abends ist. Deine Lady ist im Begriff, die ganze Stadt zu erobern. Wenn du heutzutage die Bond Street runtergehst oder irgendeinen Salon betrittst, wirst du feststellen, daß mindestens die Hälfte der anwesenden jungen Damen charmant
Weitere Kostenlose Bücher