Verfuehrung
sich einen Fluch. »Du wirst mich jetzt nicht ablenken, das walte Gott. Wir werden auf dieses Thema später zurückkommen. Im Augenblick bin ich nur an dem interessiert, was du über den Ring herausgefunden hast.«
»Durch einige Nachforschungen in Lady Fannys Bibliothek ist es mir gelungen herauszufinden, daß der Ring höchstwahrscheinlich von den Mitgliedern einer gewissen Art von Geheimbund getragen wurde.«
»Was für eine Art Geheimbund, Sophy?«
»Ich habe den Eindruck, die Antwort darauf kennt Ihr schon. Es war ein Geheimbund, dessen Mitglieder sich wahrscheinlich Frauen als Opfer gesucht haben. Sobald ich das wußte, habe ich Charlotte Featherstone um Informationen über die Männer, die diesem Club vielleicht angehörten, gebeten. Ich ging davon aus, daß sie sich in einem Kreis der Gesellschaft bewegt, der sie mit solchen Männern in Kontakt bringt. Und ich hatte recht. Sie kannte drei Männer, die diesen Ring irgendwann in ihrem Beisein getragen hatten.«
Julians Augen wurden schmal. »Gott steh uns bei. Du versuchst, Amelias Liebhaber zu finden, nicht wahr? Ich hätte es wissen müssen. Und was, zur Hölle, wolltest du mit ihm machen, wenn du ihn gefunden hast?«
»Ihn gesellschaftlich ruinieren.«
»Wie bitte?« Julian schien seinen Ohren nicht zu trauen.
Sopyh rutschte betreten auf ihrem Stuhl hin und her. »Er ist sicher einer der Jäger, vor denen du mich gewarnt hast, Julian. Einer dieser Männer des Ton , deren Opfer junge Frauen sind. Diesen Männern geht ihr gesellschaftlicher Status über alles, oder nicht? Ohne den sind sie nichts, weil sie sonst keinen Zugang zu der Beute, die sie suchen, haben. Ich gedenke denjenigen, der diesen Ring trug, gesellschaftlich zu ruinieren, wenn das überhaupt möglich sein sollte.«
»So wahr mir Gott helfe, dein Wagemut raubt mir den Atem. Du ahnst nicht, wie gefährlich das ist, nicht wahr? Du hast nicht einmal den geringsten Schimmer, mit wem du es da zu tun hast. Wie kommt es, daß du in manchen Dingen, wie deinen Kräutern, so weise bist und in anderen so unglaublich dumm, besonders in Angelegenheiten, wo dein Ruf und vielleicht sogar dein Leben auf dem Spiel stehen?«
»Julian, da ist kein Risiko dabei, das versprech ich dir.« Sophy beugte sich eifrig vor in der Hoffnung, ihn überzeugen zu können. »Ich gehe das ganz vorsichtig an. Mein Plan ist, ein Treffen mit diesen drei Männern zu arrangieren und sie zu befragen.«
»Sie will sie befragen. Du lieber Himmel. Sie befragen .«
»Sehr subtil, natürlich.«
»Natürlich.« Julian schüttelte ungläubig den Kopf. »Sophy, erlaube mir, dich davon in Kenntnis zu setzen, daß dein Talent für subtile Fragen und absichtliche Täuschung etwa dem meinen für Stickerei entspricht. Außerdem sind diese drei Männer ruchlose Bastarde - Schürzenjäger der schlimmsten Sorte. Sie betrügen beim Kartenspielen, verführen jede Frau, die ihnen über den Weg kommt, und ihr Ehrgefühl entspricht dem eines streunenden Köters. Um ehrlich zu sein, die Vorstellung eines Hundes von Ehre ist sicherlich besser. Und du wolltest diese drei befragen?«
»Ich werde mit Hilfe deduktiver Logik feststellen, wer von den dreien schuldig ist.«
»Jeder von den dreien würde dich, ohne mit der Wimper zu zucken, in Stücke schneiden und dich ruinieren, lange bevor du ihn ruinierst.« Julian konnte vor Wut kaum reden.
Sophy schob ihr Kinn vor. »Das kann ich mir nicht vorstellen, solange ich auf der Hut bin.«
»Herr, gib mir Kraft«, zischte Julian. »Ich hab’s mit einer Wahnsinnigen zu tun.«
Jetzt riß Sophys ohnehin strapazierter Geduldsfaden. Sie sprang auf und schnappte sich den nächstliegenden harten Gegenstand: den Kristallschwan von ihrem Toilettentisch.
»Verflucht, Julian, ich bin keine Wahnsinnige. Elizabeth war wahnsinnig, aber ich bin es nicht. Ich mag vielleicht in deinen Augen albern und dumm und naiv sein, aber wahnsinnig bin ich ganz bestimmt nicht. Gott steh mir bei, Mylord, ich werde Euch dazu zwingen, mich nicht mehr mit Eurer ersten Frau in einen Topf zu werfen und wenn es das letzte ist, was ich auf dieser Welt tue.«
Sie schleuderte ihm den Schwan mit aller Kraft an den Kopf. Julian, der am Anfang ihrer Tirade begonnen hatte aufzustehen, konnte dem kleinen Geschoß gerade noch ausweichen. Es flog an seiner Schulter vorbei und krachte gegen die Wand hinter ihm. Er sprang auf und durchquerte das Zimmer mit drei langen Schritten.
»Keine Angst, Madame«, fauchte er wütend und zog Sophy in seine
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